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Kinderbuch: Marie Curie

Kinderbuch: Marie Curie

Aus der Bilderbuchreihe Little People, BIG DREAMS

Marie Curie – Strahlendes Vorbild

Wie geht das, einen menschlichen Körper so zu durchleuchten, dass die Knochen sichtbar werden? Diese Frage beschäftigt jedes Kind, sobald es von der Röntgentechnologie erfährt. Die Antwort darauf steht nicht in diesem Buch. Doch wer hinter der revolutionären Entdeckung der Radioaktivität steckt, das wird Vorschulkindern enthüllt: Marie Curie nämlich, die die beiden Elemente Radium und Polonium entdeckt und erforscht hat.

Ikone der Wissenschaft

Die Illustratorin Frau Isa zeigt Marie Curie mit ihrem großen Engagement für humanitäre Anliegen. Das Porträt im ovalen Rahmen in leuchtend hellen Farben vor dem düsteren grünen Hintergrund macht klar, wie wichtig ihre Forschungen für den Fortschritt der Medizin waren. Curie schulte während des ersten Weltkrieges mit ihrer erwachsenen Tochter Irene Personal für mobile Röntgenlabore, die in Lazaretten genaue Diagnosen ermöglichten. Das können wir im weiterführenden Text im Anhang auf der letzten Doppelseite nachlesen, der sich inklusive Zeitleiste und Fotografien an vorlesende Erwachsene wendet und für größere Schulkinder gedacht ist.

Kinderbuch Marie Curie Röntgen

Die Künstlerin mit Wurzeln in der Graffiti- und Streetart-Szene hat einen plakativen Stil. Für das Anliegen der Buchreihe, berühmte Frauenbiografien für jüngere Kinder aufs Wesentliche zu reduzieren, sind Frau Isas Darstellungen sehr gut geeignet.

Sie bedient sich kleiner ornamentaler Details, die das Vorsatzpapier dekorieren: bunte kristalline Formen wie schwebende Edelsteine, die von Pünktchen wie kreisende Teilchen umgeben sind und danach wiederholt in den Bildern auftauchen. Sie erscheinen neben der polnischen Studentin Maria im Pariser Hörsaal, umschwärmen das sich umarmende Liebespaar Pierre und Marie und kreisen rund um den Kopf der jungen Schülerin, die auf einem Bücherstapel in einer Reihe von sonoren Herren thront und mit ihrer Liebe zur Wissenschaft alle überflügelt.

Gleichberechtigte Zusammenarbeit

Mit Pierre Curie, den sie an der Sorbonne kennengelernt hat, teilte sie die Leidenschaft für die Mathematik und Physik. Er hat die Frau an seiner Seite nicht in seinen Schatten gestellt indem er sich ihrer Erkenntnisse bemächtigt hätte. Und er hat die Lorbeeren für die gemeinsame Forschungsarbeit nicht alleine eingeheimst, wie es damals noch gang und gebe war. Zusammen habe sie den Nobelpreis entgegengenommen. Marie war die erste Frau überhaupt, die diese Auszeichnung erhalten hat. Obwohl sich die kleine Marie vorgenommen hat „Ich werde mal Forscherin, nicht Prinzessin“, wie es zu Beginn des Textes heißt, muss die partnerschaftliche Kooperation der beiden Forschenden märchenhaft gewesen sein.

Pierre und Marie Curie

Jahrelang haben beide gemeinsam gearbeitet, bis zu Pierres Unfalltod. „Sie war tieftraurig ohne ihn und arbeitete so viel wie noch nie“ – und hat den Nobelpreis als einzige Person ein zweites Mal erhalten.

Der Text von Isabel Sánchez Vegara ist entschieden knapp gehalten und von Leselernenden leicht zu bewältigen. Frau Isas reduzierende Bilder harmonieren damit ungemein gut und bringen die Aussage nochmals auf den Punkt, beziehungsweise führen sie inhaltlich auf eine Art weiter, wie wir es uns von guten Illustrationen nur wünschen können. Auf der Doppelseite zum Text „Dann hatte Pierre einen schlimmen Unfall. Und die arme Marie war plötzlich allein“ zeigt sie Marie auf der linken Bildhälfte nun zwar ohne ihren Ehemann, dessen Mantel am Garderobehaken auf der rechten Bildseite hängt, doch umgeben von Symbolen ihrer Forschung. Sie ist all-ein, mit allem eins und verbunden mit dem, was sie umgibt und was sie erforscht, und so auch weiter verbunden mit Pierre, der, so könnte man gedanklich weitersinnieren, keinesfalls spurlos verschwunden ist. Die gemeinsame Forschungsarbeit hat sie konsequent und beharrlich weitergeführt und die Mission an ihre Töchter Irene und Eve weitergegeben.

Verborgenes sichtbar machen

Spuren zu hinterlassen mit dem eigenen Leben und mitzuwirken am Enträtseln unserer Wirklichkeit, dazu wollte Marie Curie Mädchen und jungen Frauen Mut machen mit ihrem Pariser Institut. So hat sie ihre Vorreiterinnen-Rolle bekräftigt und wurde zur Wegbereiterin für Mädchen in naturwissenschaftlichen Berufen.

Kinderbuch Marie Curie

Eine überaus gelungene Kurzbiografie der weltberühmten Physikerin, die bereits Kindergartenkindern die Person Marie Curie als Vorbild vermitteln kann.
Der Verlag empfiehlt das Buch für ab 4 Jahren.

Weitere Informationen zu Frau Isa, deren Murals (Wandgemälde) im öffentlichen Raum international sichtbar sind, unter anderem an der Wand eines Wiener Gemeindebaus: http://frau-isa.com/

 

Weitere Artikel zu Marie Curie:

> Marie Curie: Die Pionierin der Physik

> Heldinnen der Kindheit

Bilderbuchreihe Little People, BIG DREAMS

Maria Isabel Sánchez Vegara:
Marie Curie
Illustration: Frau Isa
Insel Verlag 2019
Ab 4 Jahren

Mehr aus dieser Reihe:

> Anne Frank (Isabel Sánchez Vegara / Illustration: Sveta Dorosheva)
> Rosa Parks (Lisbeth Kaiser / Illustration: Marta Antelo)

Veronika Mayer-MiedlVeronika Mayer-Miedl

wurde 1971 geboren, ist Buchhändlerin, Mutter von 3 Kindern und lebt in Ottensheim, wo sie 17 Jahre im Kleinen Buchladen tätig war. Ein Fernkurs für Kinderliteratur an der „STUBE Wien“ war wegweisend. Glückliche Begegnungen bei Seminaren im „Kinderbuchhaus im Schneiderhäusl“ inspirierten zu Bilderbuch-Stunden für Eltern-Kind-Gruppen, zu Literaturvermittlung für Vorschulkinder und zu Referententätigkeit für Kindergartenpädagogik. Aktuell rollt sie mit Eisenbahn oder Fahrrad die Donau entlang nach Linz, wo sie als Mitarbeiterin der Buchhandlung ALEX am Hauptplatz Bücher empfiehlt, die auf den zweiten Blick noch Überraschendes bereithalten. Mit ihrer Freundin vom Figurentheater [isipisi] teilt sie die Leidenschaft für das japanische Erzähltheater „Kamishibai“ und gibt Vorführungen in Bibliotheken, Kindergärten und Schulen. Fallweise tritt sie als Grille, rebellische Juliane oder sogar Meerjungfrau auf.

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  • Veröffentlicht: 07.08.2020
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