Margit Schmidinger ist seit Juni Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Oberösterreich. Ihr geht es darum, Kirche offen und umfassend zu denken und die Rolle der Frauen darin zu stärken.
Frau Schmidinger, Sie wurden zur neuen Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung Oberösterreich gewählt.
Ich war sehr überrascht, dass ich gefragt wurde, denn eigentlich hatte ich das Gefühl, schon sehr am Rande dieser kirchlichen Institution zu stehen. In den vielen Gesprächen bemerkte ich aber, dass meine Leidenschaft für die Kirche, die Gemeinschaft und die Katholische Frauenbewegung mehr denn je vorhanden ist. Mir wurde außerdem bewusst, dass es Frauen braucht, die diese Ämter übernehmen, die ihre Stimme erheben und durch ihr Frau- und Dasein die Kirche mitgestalten. Somit ist es für mich eine große Freude und Ehre, gewählt worden zu sein.
„Die Kirche soll für alle Religionen, sexuelle Orientierungen und Geschlechter offen sein.“
Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit als Vorsitzende besonders wichtig?
Da gibt es zwei Dinge: zum einen, den Begriff Kirche weit zu denken. Das ist ein Zukunftsprozess in der Diözese Linz, der mich seit Jahren zur Mitgestaltung inspiriert. Mein Bild von Kirche ist ein sehr weites, ich identifiziere mich mit dem Begriff „katholisch“, der wörtlich „allumfassend“ bedeutet. Das heißt, dass die Kirche für alle Religionen, sexuelle Orientierungen und Geschlechter offen sein soll. Daran möchte ich mitarbeiten. Der andere Punkt ist es, die Frauen zu ermutigen, in ihre Gestaltungskraft zu kommen und sie ein Stück weit aus der Rolle der Helferin herauszuholen. Frauen wollen mitgestalten, mitentscheiden und auf Augenhöhe kommunizieren. Die entscheidende Frage ist: Was macht mir wirklich Freude? Und dort, wo keine Begeisterung mehr da ist, dürfen Sachen auch aufhören. Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Was bedeutet Glaube für Sie?
Mein Glaube ist für mich wie das Wasser für den Fisch. Glaube ist für mich das Vertrauen, das mich umgibt, in dem ich lebe, aus dem ich lebe, das mich trägt, hält und nährt. Lebendigkeit erfahre ich dort, wo ich diesem Vertrauen Raum gebe. Aber das war für mich nicht immer so, es war oft ein mühsames Suchen. Aber immer war da die Sehnsucht nach mehr Leben, die mich aus alten Gewohnheiten, aus alten Bildern ausbrechen ließ. Und wie Therese von Lisieux einst sagte: „Vertrauen vermag alles.“