Entlang des steirischen Kernkapellenwegs fanden viele Pilgerinnen neben raffinierten Holzskulpturen, schönen Kapellen und Apfelbäumen vor allem wohltuende innere Ruhe.
Bei der Friedensgrotte am St. Ruprechter Hauptplatz treffen sich am Samstagmorgen mehr als 60 Frauen, um gemeinsam zu pilgern. Unter ihnen ist auch die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung in der Steiermark Lydia Liskonig. „Wir wollen sichtbar sein als katholische Frauen, die etwas zu sagen haben. Als Frauen, die auch zukünftig immer in Bewegung sein werden, weil wir in einer sehr bewegten Zeit leben – gesellschaftspolitisch und kirchlich“, sagt sie beim Aufbruch. Zusammenkommen, sich austauschen und motivieren ist ein wesentlicher Aspekt des Pilgerns. Lisbeth Fiedler, seit vielen Jahren in der Pfarre St. Ruprecht an der Raab engagiert, begrüßt die Pilgerinnen und führt die Gruppe mit dem Pilgerstab an.
Unsere Route führt kurz durch ein Wohn- und Industriegebiet in Richtung Wald, die örtliche Polizei geleitet uns sicher über die Bundesstraße, ab hier wird es ruhiger. Bei der ersten Kapelle versammeln wir uns, um gemeinsam zu singen, zu beten und etwas über das hölzerne Schöpfungsbildnis in der Kapelle zu erfahren, in dem der bekannte Holzschnitzer Hans Pendl Tiere verewigt hat, deren typische Charaktereigenschaften auch in Texten an der Kapellenseitenwand erläutert werden. Assoziationen zum Menschlichen scheinen ausdrücklich erwünscht.
Im Gänsemarsch wandern wir über eine Wiese, fröhlich plaudernd durch einen Wald, die Stimmung ist sonnig wie der Himmel. Ab der dritten Station, einem Marterl im Wald, wird der Weg schweigend fortgesetzt. Das passt zum Anstieg, der bestritten werden muss, und nach einer Viertelstunde ohne Worte ist schließlich jede von uns ganz bei sich selbst angekommen.
Zwei der kfb-Frauen des Ortes erwarten uns bei der Kernkapelle mit selbstgebackenem Germstriezel und Apfelsaft. Vorerst wird aber der hölzerne Jesus in der Kapelle „gegrüßt“ – tatsächlich ist die Hand der Holzskulptur so geformt, dass sie sich zum Gruß anbietet. Während der Jause erklärt Lisbeth Fiedler das Konzept der Neugestaltung dieser alten Kapelle und Pilgerin Hermine Maria meint: „Es ist für mich wie ein Lob Gottes, hierher zu wandern und Jesus die Hand zu geben.“
Der Kernkapellenweg, Teil des 7-Schätze-Weges, liegt an der oststeirischen Apfelstraße, im Schatten der Baumreihen machen ErntehelferInnen aus Slowenien Pause, sie winken fröhlich zurück, als wir vorbeipilgern. Wir sprechen über Erwerbsarbeit und Ehrenamt, über die Rolle der Frau in der Pfarre und in der katholischen Kirche insgesamt. Das gemeinsame Gehen macht stark, auch im mentalen Sinn, und alle Ziele scheinen erreichbar.
Pilgerin Magdalena Landgraf, die spontan zur Pilgerwanderung mitgekommen ist, fühlt sich nun, wie sie sagt, „irrsinnig dankbar für die gute spirituelle Vorbereitung, die Natur, die wunderschönen Skulpturen. Es sind für mich Stunden des Im-Jetzt-Seins, des Dankbarseins für das Schöne im Leben“. Am Ziel – zurück in der Kirche in St. Ruprecht – bedankt sich auch Pilgerin Anneliese Patter-Lipp für den Tag: „Es hat alles gepasst: das Gehtempo, die Leute, das Wetter, die Lieder … Ich gehe richtig glücklich und erfüllt nach Hause.“ Das könnt’ ich direkt unterschreiben!
Pilgerberichte aus ganz Österreich
Lesen Sie hier die einzelnen Nachberichte unserer RedakteurInnen!