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04-05/24

Es ist niemals zu früh, über Geld zu reden

Es ist niemals zu früh, über Geld zu reden

Expertinnen aus den unterschiedlichsten Bereichen – Wirtschaft, Politik, Soziales – teilten am 18. Oktober ihr Wissen mit interessierten Frauen.

„Reden wir über Geld“: Dieser Einladung folgten am 18. Oktober zahlreiche interessierte Zuhörerinnen. Die gleichnamige Veranstaltungsreihe, die als Kooperation von „Welt der Frauen“, der Katholischen Frauenbewegung Niederösterreich sowie dem Land NÖ ins Leben gerufen wurde, fand an diesem Abend in der Landwirtschaftlichen Fachschule Gießhübl unter der Moderation von Birgit Brunsteiner und Christoph Unterkofler statt. Ein weiterer Schritt auf dem wichtigen Weg, dem Spruch „Über Geld redet man nicht!“ etwas entgegenzusetzen. Und es war einiges, worüber an diesem Abend sehr wohl geredet wurde.

So zeigte Lena Gugenberger auf, dass der Gender-Pay-Gap sich bereits viel früher zu öffnen beginnt, als man glauben möchte – nämlich beim Taschengeld. „Leider ist es nicht die Regel, dass Mädchen und Buben gleich viel bekommen“, so die Expertin des Sozialunternehmens Three Coins, „deshalb kann man nicht zu früh damit beginnen, über Geld zu reden.“ Auch Bettina Fuhrmann, Vorständin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien, ist davon überzeugt, dass es kaum ein „zu früh“ gebe. „Sobald Kinder erleben, dass man Geld verwendet“, sagte sie, „machen sie sich einen Reim darauf.“ Und dieser Reim sei nicht immer richtig – etwa, dass man beim Bezahlen nur eine Plastikkarte hinhalten müsse oder mehr Scheine zurückbekomme, als man ausgegeben habe. Finanzbildung sei deshalb wichtig – und auch, aber nicht nur, eine Frage des Elternhauses. „Mit vereinten Kräften von Schule und Eltern“ solle daran gearbeitet werden.

Aus ihrer Forschung weiß Bettina Fuhrmann, dass Frauen sehr gut wirtschaften können, sich aber bei großen Entscheidungen auf ihre Partner verlassen. Partner, die aber nicht immer so verlässlich bleiben, wie Elisabeth Cinatl aus der Praxis weiß. Die Leiterin des Vereins Wendepunkt berät immer wieder Frauen, die in Gewaltbeziehungen verbleiben müssen, weil sie es sich schlicht nicht leisten können, sich daraus zu lösen. „Wenn ich nicht weiß, wie und wo ich mit meinen Kindern alleine wohnen soll, dann verlasse ich die Beziehung nicht.“

„Wohnen“ war das Stichwort für Isabella Stickler, Vorstandsvorsitzende von Alpenland, einer gemeinnützigen Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, die über 7.000 Wohnungen vermietet – 40 Prozent davon an Frauen. Sie riet Frauen, sich genau darüber zu informieren, wie hoch die monatlichen Wohnkosten seien. „Viele Frauen wissen darüber nicht genau Bescheid“, sagte sie. „Man sollte sich frühzeitig darüber Gedanken machen, ob man sich die Wohnung auch noch in der Pension wird leisten können“, lautete ihr Rat an alle Frauen.

Die Gastgeberinnen des Abends bildeten eine Talkrunde und reflektierten das Gehörte. „Frauen, die sich nichts leisten können, verschwinden“, sagte Anna Rosenberger, Vorsitzende der kfb St. Pölten. „Da müssen wir hinschauen.“ Christiane Feigl, Herausgeberin von „Welt der Frauen“, sah auch die Unternehmen gefordert. „Als Unternehmerin kann ich etwas bewegen“, sagte sie. „Wenn Frauen gerne und sinnerfüllt arbeiten, kommt das Geld von ganz alleine.“ Und Christiane Teschl-Hofmeister, niederösterreichische Landesrätin für Frauen, stellte fest, dass Frauen nicht nur auf Hilfe aus der Politik warten sollten. „Gehen wir in die Politik und kümmern wir uns darum!“, sagte sie. „Machen wir’s einfach!“

Umrahmt wurde das Programm von der Quetschwork Family, die mit ihrer Musik für gute Stimmung sorgte. Ein Abend voller Information und einigen Aha-Momenten fand bei Häppchen, zubereitet von den Schülerinnen der Fachschule, einem Glas Wein und angeregten Gesprächen seinen Ausklang.

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  • Veröffentlicht: 19.10.2023
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