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10/24

Vielfältiges Brüssel – Tag 1

Vielfältiges Brüssel – Tag 1
Foto: Christoph Unterkofler

„Begegnung mit der EU und Einblicke in die Stadt“ verspricht die Weltanschauen-Reise „Vielfältiges Brüssel“. Ob sich die gesamte Europäische Union tatsächlich an einer Stadt festmachen lässt und welche Überraschungen die belgische Metropole sonst noch bereithält, erläutert Christoph Unterkofler in seinen Reisenotizen.

Mit Chris Lohner ins Herz Europas

„Achtung, Bahnsteig 5, Nightjet Richtung Brüssel fährt ein. Bitte Vorsicht.“ Wenn Chris Lohner, die wohlbekannte Stimme der ÖBB, derart höflich zur Vorsicht auffordert, ist die 20-minütige Verspätung, die der Zug bei der Einfahrt am Linzer Bahnhof aufweist, fast schon wieder vergessen. Dass ich mich um halb zehn Uhr abends überhaupt am Bahnsteig 5 des Linzer Bahnhofs befinde, hat mit einer Weltanschauen-Reise zu tun, die ich in den nächsten Tagen begleiten darf und die in die wohl europäischste Stadt überhaupt führt: Brüssel.

Foto: Christoph Unterkofler

Es ist eine Mischung aus kindlicher Aufgeregtheit und jugendlicher Erinnerungen, die sich in mir breitmacht – war ich doch das letzte Mal im Teenageralter im Rahmen einer Interrail-Reise per Nachtzug unterwegs. Und nun ist ein derartiger Zug für die nächsten 13 Stunden Mittelpunkt meines Lebensinteresses. „Wie alt ist Chris Lohner inzwischen eigentlich?“, merke ich mich gedanklich etwas abschweifen, während Christoph Mülleder, Organisator und Reiseleiter, darauf aufmerksam macht, den richtigen Wagon zu besteigen …

Zeit, die anderen ReiseteilnehmerInnen kennenzulernen, bleibt kaum. Vorerst gilt es, dass alle im richtigen Abteil sitzen. Im richtigen Zug – mit demselben Ziel. „Brüssel ist vielleicht die europäischste aller Metropolen“, heißt es in den Reiseunterlagen von Weltanschauen. Und klar: Dass Brüssel als „EU-Hauptstadt“ einen Namen hat, als Wahrzeichen das Atomium (übrigens das Wahrzeichen der Weltausstellung 1958) sowie das Manneken Pis vorzuweisen hat und Waffeln, Muscheln als auch Bier (vielleicht in anderer Reihenfolge) unbedingt zu empfehlen sind, weiß man. Darüber hinaus ist mir aber (Bildungslücke möglicherweise) nicht allzu viel bekannt.

Foto: Christoph Unterkofler

Und während der Zug in erschreckender Gleichmäßigkeit sein monotones „Tak-Tak, Tak-Tak“ abliefert und die ins nächtliche Schwarz gehüllte Landschaft am Fenster vorbeirauscht, kommt mir ein Zitat in den Sinn, das dem Naturforscher Alexander von Humboldt zugeschrieben wird: „Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben.“ Deshalb freue ich mich ganz einfach, in den nächsten Tagen einen Teil dieser Welt anzuschauen und lade Sie gerne ein, mit mir gemeinsam die Stadt zu erkunden.

Es ist 00.43 Uhr, Zeit den Laptop für heute zuzuklappen. Doch weil offene Fragen vor dem Einschlafen unbedingt geklärt werden sollen, will ich Ihnen das Ergebnis meiner Google-Suche nicht vorenthalten: Chris Lohner ist Jahrgang 1943 – sie wird heuer im Juli 80 Jahre alt. Ob sie selbst jemals in Brüssel war, weiß ich leider nicht. Für mich ist sie in Gedanken aber zumindest irgendwie dabei. Wahrscheinlich auch noch, wenn der Zug hoffentlich wie geplant um 10.33 Uhr am Bahnhof in Brüssel einfährt …

Begleiten Sie Christoph Unterkofler weiterhin auf seiner Reise in Brüssel!

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  • Veröffentlicht: 24.03.2023
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