Ein besonderer Kriminalroman zwischen Familiengeschichten und -tragödien: Viele Kilometer werden zurückgelegt, viel Bier wird getrunken, viele Wunden aufgerissen.
Gefährliche Nachbarschaft
Ein alter Mann wird ermordet in seiner Dusche gefunden. Raub lässt sich als Motiv ausschließen: Doch die Tatsache, dass ausgerechnet sein Sohn Olof ihn fand, schwemmt alle Geschichten an die Oberfläche. Eira Sjödin ist die geeignetste Polizistin, um nicht nur den Mord, sondern auch die Anschuldigungen gegen Olof aufzuklären bzw. zu entkräften. Eine junge Polizistin, deren Bruder in alte Geschichten verwickelt ist und deren demente Mutter ebenfalls kleine Geheimnisse hat. Ein besonderer Kriminalroman zwischen Familiengeschichten und -tragödien: Viele Kilometer werden zurückgelegt, viel Bier wird getrunken, viele Wunden aufgerissen.
Exakt vor 23 Jahren hat Olof Hagström die Vergewaltigung bzw. den Mord an Lina Stavred, die beinahe gleich alt und dabei doch so unerreichbar für Olof war, gestanden. Niemand hat sich seither Gedanken um den Wahrheitsgehalt des erpressten Geständnisses gemacht, die Familie hat Olof verstoßen und ist schließlich zerbrochen. Auch die Familie der Polizistin Eira kämpft um ihren Zusammenhalt: Die Mutter, einst eine Bibliothekarin mit unschlagbarem Gedächtnis, versucht die Anzeichen ihrer fortschreitenden Demenz zu ignorieren, ihr Sohn kommt selten vorbei und Eira, die Tochter, sollte doch in Stockholm Karriere machen.
„Dass sie sich für den Polizeiberuf entschieden hatte, war in den Augen ihrer Mutter eine Enttäuschung, es grenzte beinahe an Verrat. Bei der älteren Generationen weckten Uniformen teilweise nach wie vor noch Erinnerungen an das Militär, an 1931.“
Dieser Roman spielt einerseits mit der Spannung zwischen Land- und Stadtleben, greift soziale Fragen der Lebensbedingungen junger Leute am Land auf und zeigt exemplarisch, dass Landidyllen mit Vorsicht zu begegnen ist. Es sind kleine Details, die das Leben der einzelnen Protagonisten so großartig charakterisieren. Da liest Eiras Mutter immer wieder in „Der Liebhaber“ von Marguerite Duras, da stopft Olof zehn Hamburger in sich hinein und sorgt sich um den herrenlos gewordenen Hund des Vaters. Da streiten die Nachbarn über Sicherheit und Sauberkeit, niemand will in der Nähe eines Vergewaltigers und Mörders, also Olofs, wohnen: Gibt es Sühne? Gibt es Rachsucht? Oder wer alles in der Nachbarschaft vertuscht seine eigenen Verfehlungen?
Als Olof Opfer eines Brandanschlags wird und hernach schwer verunfallt, nehmen die Ermittlungen im alten Kriminalfall wieder Fahrt auf, vorsichtig, nahezu im Geheimen, aber mit erstaunlichen Ergebnissen.
Was Sie versäumen, wenn Sie diesen besonderen Kriminalroman nicht lesen:
einen tiefen Wunsch nach Gerechtigkeit, Generationenkonflikte, Fragen nach Recht und Gerechtigkeit, Freude an kriminalistischer Kleinarbeit, Hartnäckigkeit, Ehre, Familiengeschichten und -tragödien, Gerechtigkeit
Tove Alsterdal
Die Autorin: 1960 in Malmö geboren, zählt zu den bekanntesten schwedischen Krimiautorinnen. Mit „Sturmrot“ eröffnete sie eine neue Reihe rund um die engagierte Polizistin Eira Sjödin. Im November 2022 erscheint der zweite Band „Erdschwarz“, es wird wieder spannend!
Tove Alsterdal
Sturmrot.
Aus dem Schwedischen von Hanna Granz.
Hamburg: Rowohlt 2022
Christina Repolust
Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at
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