Endlich einmal nicht ich sein! Manche Menschen schlüpfen in Fantasy-Rollen oder Tierfelle, andere spielen Krampus oder „Venezianischer Karneval“. Für sein Fotoprojekt „Just the two of us“ hat Klaus Pichler einige von ihnen porträtiert.
Nur wir beide
Unheimlich ist es, vom Gesicht des Gegenübers höchstens die Augen zu sehen. Keine Haut, keine Falten, kein Alter, kein Geschlecht, keine bewegliche Mimik dient dann als lesbares Zeichen. Er war schon überrascht, erzählt Klaus Pichler, als nach einem Fotoshooting die bedrohlich und hünenhaft wirkenden Krampusse ihre Masken abnahmen und darunter zarte, kleine Burschen zum Vorschein kamen, die mit piepsiger Stimme fragten, ob sie die Bilder einmal sehen dürften.
Das so sichtbare Kostüm macht unsichtbar. Wer steckt da drin? Klaus Pichler schaut nicht hinter die Masken, sondern in die Wohnungen. Für die Serie „Just the two of us“ – „Nur wir beide“ – fotografierte er Kostümfans in ihren Privaträumen, die ja einiges über die Person verraten. Ein Spiel über Ecken. „An keinem anderen Ort wäre es möglich gewesen, die Maske und – im übertragenen Sinn – den Menschen darunter gemeinsam auf ein Bild zu bekommen“, sagt Pichler.
Einfach war das nicht, nur wenige wollten sich auf das Experiment einlassen, und drei Viertel von Pichlers Anfragen liefen ins Leere. Das war für ihn allerdings eher ein Ansporn. Denjenigen, die einwilligten, ließ der Fotograf dann freie Hand, wie sie sich in ihrer Wohnung darstellen wollten …
Das Spiel mit dem zweiten Ich
Fotokünstler Klaus Pichler, 1977 in Wien geboren, hat für seine Fotoserie „Just the two of us“ Menschen mit aufwändigen Verkleidungen besucht und in ihrem jeweiligen Wohnraum fotografiert. Die Verkleidungen – meistens Ganzkörperkostüme, die die „zivile“ Person gänzlich überdecken – repräsentieren das Alter Ego, während der umgebende Wohnraum vorsichtig Auskunft über die Person gibt, die sich unter der Verkleidung befindet. www.kpic.at
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