Woche 1 im Hause Trawöger
„Kochen ist rührend“, verkündet die Jüngste (3), Mama kocht täglich vietnamesisch, Papa flötet die „Ode an die Freude“ vom Balkon (prompt zurückgeschmettert vom Tenor schräg gegenüber), das Elternzimmer verwandelt sich in einen Ponyhof, ein Einhorn zieht ein, die ältere Tochter (6) singt und tanzt ihre Leseübungen und nach einer Woche in häuslicher Isolation finden wir zu unserem wahren familiären Wir.
Der an die große Schwester gerichtete Vorwurf: „Wieso sagst du jeden Tag Coronavirus!“ holt uns zurück in die Wirklichkeit, in der uns zunehmend Schreckensmeldungen aus der ganzen Welt erreichen und wir uns einmal mehr bewusst werden, welch Glück es ist, hier leben zu dürfen.
Wir versuchen unseren Heim-Alltagsplan so gut wie möglich einzuhalten. Das Thema Nummer 1 ist dabei unvermeidlich. „Nur eine Person darf in der Küche sein, hier ist Corona!“ hören wir die spielenden Kinder. Es gibt zwar Videomaterial, um ihnen die Situation kindgerecht zu vermitteln, jedoch löst das nicht die wirklich entscheidende Frage: Wann besuchen wir endlich wieder die Oma?
Apropos Oma: Wir telefonieren jetzt viel mehr – natürlich Videotelefonie. So können die Kinder trotzdem den großen Bruder (20) oder die 94-jährige Urli sehen und sprechen. Wer hätte das je gedacht?
Glücklicherweise gibt es einige sonnige, warme Tage in dieser Woche 1 und – die bevorstehende Wieder-Abkühlung vor Augen – wir verbringen Zeit im Freien, an einem öffentlichen, aber derzeit kaum genutzten Platz, an dem wir ausgiebig mit unseren Töchtern (Fuß)Ball spielen und frische Luft schnappen können, denn: „I spü leidenschaftgern Fußball“, so die Große.
„Papa, bitte, du störst mich, wenn ich dich sehe“, hat sie auch schon gesagt. Einhalten, aushalten, durchhalten! Und dabei die Atmung nicht anhalten: einatmen, ausatmen, durchatmen!
Andrea & Norbert Trawöger
leben mit ihren Töchtern (3 & 6 Jahre) in einer Wohnung in der Linzer Innenstadt.
Nervenstatus: zwischen Einhorn & Ausatmen.
Foto: Volker Weihbold