Was tun, wenn die Freunde fehlen und das gemeinsame Spielen derzeit einfach nicht möglich ist? Die Tochter hatte eine gute Idee.
Den Kindern fehlen die FreundInnen. Und mir auch. Aber Kinderkummer ist immer schlimmer als Erwachsenenkummer, auf jeden Fall unmittelbarer.
Eltern können es schwer ertragen, wenn das Kind Kummer hat. Bevor ich eine Idee hatte, wie ich den kindlichen Kummer etwas leichter machen konnte, hatte die Tochter eine viel bessere als meine wohl gewesen wäre: Sie wollte Geschenke für ihre FreundInnen basteln.
In meinem elektronischen Postfach fanden sich etliche Bastelanleitungen aus Kindergarten und Schule, und ich war froh, dass wir nun endlich einen der pädagogisch empfohlenen Kreativtipps in Angriff nehmen würden. (Habe ich schon erwähnt, dass ich nicht besonders gerne bastle? Entweder scheitere ich an der Anleitung oder mir fehlt die Geduld für stundenlanges Ausschneiden, Zusammenkleben und dann all die Papierschnipsel wieder aufzuklauben und die Kleberreste vom Tisch zu kratzen.)
Die Tochter entschied sich für die „Hasenschachtel“. Vorlage ausmalen, ausschneiden, falten, zusammenkleben, fertig: Das hätte ich wahrscheinlich auch geschafft. Ich war trotzdem erleichtert, dass sie das alleine hingekriegt hat und dann auch noch die Haserl für ihren Bruder fertigstelle, der viel lieber mit dem Akkuschrauber hantiert als Haserl klebt.
Die Kinder befüllten die 15 Häschen für die besten FreundInnen mit gefärbten Eiern. Die Tochter beschriftete sie und stellte sie behutsam in einen Korb. Nun mussten die Geschenke noch irgendwie an ihr jeweiliges Ziel kommen.
Ich willigte ein, den Osterhasenverteiler zu machen. Und so spazierten wir an diesem sonnigen Nachmittag von einem Haus zum anderen, plauderten an der Tür in Zwei-Meter-Entfernung, tauschten uns kurz über unsere Homeschooling-Heimquarantäne-Erfahrungen aus und stellten fest, dass es allen ähnlich geht (absackende Lernmotivationskurven, dauerhungrige Kinder, dauererschöpfte Eltern) – eine Erkenntnis, die den Dauerlauf im Hamsterrad wieder etwas leichter erträglich machte. Die Kinder freuten sich – wenn auch nur kurz – ihre FreundInnen endlich wieder einmal gesehen zu haben, die FreundInnen freuten sich auch und ich freute mich über die Freude aller. Nebenbei haben die Kinder noch etwas Wesentliches fürs Leben gelernt: Dass es schön ist, jemanden zu beschenken und dass man beim Schenken auch selbst beschenkt wird. Mit frischer Energie spazierten wir heim, sangen dabei und hatten ein richtig gutes Gefühl.
Julia Langeneder
lebt mit Mann, Tochter (9 Jahre) und Sohn (5 Jahre) in einem Haus mit Garten im südlichen Oberösterreich.
Nervenstatus: Aprilwetter.
Foto: Alexandra Grill