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04-05/24

„Danke, Mama, dass du rotierst!“

„Danke, Mama, dass du rotierst!“

Was unsere Jüngste genau damit meint, dazu später, jedoch liegt ein Funken Wahrheit in ihrer Begriffsrotation.

Meinen letzten Urlaub habe ich krank im Bett verbracht und mich daher schon sehr auf die Osterfeiertage in einem Kinderhotel im Pongau gefreut, wo uns im Vorjahr der Osterhase begegnet ist. Stattdessen rotiere ich zwischen Heim-, Haus-, Betreuungs- und Schularbeit. Doch wenn ich darüber nachdenke, ärgere ich mich im nächsten Moment über mich und meine Luxusprobleme.

So viele Menschen haben ihre Arbeit verloren. Wieder andere Menschen, deren Arbeit in den letzten Wochen als „unverzichtbar“ gilt, werden nicht ihrer Unverzichtbarkeit gemäß entlohnt, von den Arbeitsbedingungen in vielen Bereichen ganz zu schweigen. Heimbeschulung verstärkt die Chancenungleichheit, Schüler*innen aus ohnehin belasteten Familien sind die Verlierer*innen. Die Grenzen werden dicht gemacht, dann will man Saisonarbeiter*innen für die Spargelernte ins Land holen, während man Menschen, die vor Krieg und Terror auf der Flucht sind, an wieder anderen Grenzen weiterhin ihrem Elend überlässt. Das Virus kennt keine Grenzen, man weiß ja noch nicht einmal, ob es Immunität kennt.

Allerdings zeigt sich gerade jetzt, dass jede Einzelentscheidung folgenreich sein kann. Jede und jeder – auf der ganzen Welt – kann dazu beitragen, dass sich die Ausbreitung des Virus verlangsamt. Dass wir mit unseren Entscheidungen gestalten, sollten wir auch „danach“ im Kopf behalten. „Denn jetzt ist Coronavirus‘“, stellt meine Tochter immer wieder fest.

Und wenn sie „rotieren“ sagt, meint sie „sortieren“, und wir machen das immer wieder sehr ausgiebig. Wir korrigieren nicht, denn „Ich kann so gut rotieren“ klingt doch auch viel schöner, nicht? Selbiges gilt für „illane“ (alleine), den Pinguni oder die Aducado.
Und sie sagt auch: „Ich liebe dich so gern!“ Ist das nicht schön?

 

Am Foto die ältere Tochter im derzeitigen Alter der jüngeren, rotierend.

Ganz ohne musikalischen Beitrag geht’s auch heute nicht, daher ein Video, das mir vor ein paar Tagen eine gewaltige Gänsehaut beschert hat:

Diese Bücher lesen wir gerade:

Lisz Hirn:
Geht’s noch?
Warum die konservative Wende für Frauen gefährlich ist
Molden

„Mama, das bin ich!“

Marc-Uwe Kling, Astrid Henn:
Das NEINhorn
Carlsen

Andrea Trawöger

lebt mit Mann Norbert & den Töchtern (3 & 6 Jahre) in einer Wohnung in der Linzer Innenstadt.
Nervenstatus: zwischen Neinhorn & geht’s noch?!
www.trab.at

Foto: Volker Weihbold

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  • Veröffentlicht: 13.04.2020
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