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04-05/24

Buchempfehlung: „Perle vom Wienerwald“

Buchempfehlung: „Perle vom Wienerwald“

Ein turbulenter Gartenkrimi, der pure Lebensfreude und Tatendrang neben Raffgier und Missgunst ansetzt und so ein sehr gemischtes Beet an Charakteren schafft.

Wer die Rose brechen will, darf den Dorn nicht scheuen

Dass der ehemalige Augenarzt Gerd Dehmann, von allen „Rosenpfarrer“ genannt, nun als Bestsellerautor von Gartenbüchern berühmt wird, freut einen auf Anhieb. Endlich kann er sich einige Renovierungsarbeiten leisten und seiner Leidenschaft, dem Garten, unbeschwert frönen. Aber wer hat ihn gestoßen? Wer ist schuld, dass er so schwer verletzt wurde, dass er seinen Verletzungen erlag? Die Buchcharaktere sind so freundlich, schrullig und liebenswert, dass man sich den bösen Fremden als Mörder beziehungsweise Täter herbeiwünscht. Oder vielleicht ist das Opfer doch nur unglücklich gestürzt?

Doch lassen wir Gerd Dehmann zuvor noch zu Wort kommen:

„Ich bin davon überzeugt, dass jeder Aufenthalt in der Natur, ganz besonders die Arbeit im Garten, der Seele guttut. Das versuche ich, in meinen Büchern zu vermitteln. Praxistipps überlasse ich gerne professionellen Gärtnern, der Rosenpfarrer kümmert sich stattdessen ums Seelenheil von Gartenmenschen.“
Seite 12

Autorin Barbara Smrzka „schupft“ ihre Leserinnen und Leser mitten in den bunten, rasanten und frohen Alltag von Toni Schubert hinein, die ihre Gärtnerei mit Hingabe, Tatendrang und einer kleinen Liebe zum Alltagswahnsinn führt. Weil sich Smrzka wirklich viele Charaktere ausgedacht hat, liefert sie einem netterweise gleich mal eine ordentliche Auflistung derselben. Hier wären also „Die Familie Schubert“, „Die Gärtnerei“, „Die Dehmänner“ und die, die in die Kategorie „Sonst noch mit dabei“ fallen beziehungsweise gehören. Gerade die sollte man im Auge behalten, immerhin gibt es hier Ingrid Wolf, die Chefinspektorin bei der Wiener Kriminalpolizei, und Julius Fürst, Tonis Vater und pensionierter Kunsthistoriker. Toni ist die Zentralfigur des Krimis, abgesehen vom Toten natürlich. Was bewegt sie, die unterschiedlichen Personen stets freundlich und bestimmt zu „managen“, alt und jung respektvoll zu behandeln und die Schrulligkeiten der einen wie der anderen wegzustecken? 33 Kapitel lang folgen die Leserinnen und Leser so mancher ausgeklügelten wie falschen Spur, mancher Verdacht zerstreut sich, mancher kommt leider zu spät auf. Den Epilog sowie den Faktencheck und die Nachbemerkungen sollte man nicht zuerst lesen, das gehört sich nicht.

Wer während der Lektüre hungrig wird, dem oder der ist das nicht zu verdenken, denn in dieser Familie wird gern und viel gekocht, mit Liebe und mit Großzügigkeit auch Gästen etwas angeboten. Wie schrecklich, dass die Polizei jetzt in der Edengasse 13 ermittelt. Wegen Mordes! Ein Tipp: Die neugierige Nachbarin war es nicht!

Was Sie versäumen, wenn Sie diesen Gartenkrimi nicht lesen:

Freude an der Natur, an aktiven Menschen, den Geruch und Geschmack guter Küche, interessante Charaktere, Familiengeschichte, Einblick in die Kunst der Rosenzucht, turbulente Gespräche am Esstisch, Freundschaft, wie sie sein sollte.

Die Autorin

studierte an der Universität für Bodenkultur und war viele Jahre als Ingenieurin tätig, bevor sie als Bibliothekarin arbeitete – unter anderem beim Büchereiverband Österreichs, der ihr viele strukturelle Weiterentwicklungen der Büchereiszene in Österreich, etwa in der Aus- und Weiterbildung, verdankt. Sie lebt mit ihrer Partnerin in einer Gartensiedlung am Stadtrand von Wien, wird aktuell für unzählige Lesungen gebucht und genießt den Blick von ihrem Schreibtisch zum Wienerwald.

Barbara Smrzka:
Perle vom Wienerwald. Gartenkrimi.
Meßkirch: Gmeiner Verlag 2023.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

Mehr Lesestoff von Christina Repolust erscheint regelmäßig in der „Welt der Frauen”, Rubrik Staunen & Genießen. Hier können Sie ein kostenloses Testabo bestellen.

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  • Veröffentlicht: 20.06.2023
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