Wer sich für Fotografie interessiert, hat schon mehrere Ausstellungen der legendären Fotografin Elfie Semotan besucht beziehungsweise zahlreiche Artikel über sie gelesen. Vielleicht auch das eine oder andere Interview. Aber hier geht es so richtig zur Sache, wenn der Schriftsteller Ferdinand Schmatz die Künstlerin befragt.
Die Fotografin, der Schriftsteller und unterschiedliche Kameras
Ferdinand Schmatz interviewt Elfie Semotan nicht bloß schnell, damit das Interview am Wochenende erscheinen kann. Nein, die beiden hier haben Zeit: Sie erzählt, er fragt nach, sie erzählt, er fragt nach. ES steht für Elfie Semotan und, richtig, FS für Ferdinand Schmatz.
„Ich fange mit der Nikon an. Das war meine erste Kamera, mit der ich alle wichtigen Dinge gelernt habe. Am Anfang muss man sich zum Beispiel immer Zeit für die Einstellungen nehmen, das ist ganz wichtig.“
Semotan erzählt von ihren Klein- und ihren Mittelformatkameras, sie hält fest, dass die Canon für sie die „Kamera für alles“ war. Man erfährt von der Freude, alles, also alle Einstellungen, selbst machen zu müssen beziehungsweise zu können. So bestimmte man Zeit und Blende, wodurch man auch festlegte, „wie alles ausschaut“.
Dieser schmale Band führt in die Kunst der Gesprächsführung ebenso ein wie in die Anfänge des Fotografierens, das Suchen, das Entdecken, das Festlegen der Einstellungen. Ein wunderschönes Kapitel ist jenes über das „Verwackeln“ und man sollte sich gleich zu Beginn ein Getränk holen, denn so ist man mit dabei, muss das Gespräch, das man hier liest, nicht unterbrechen. Man wagt es sogar beim Lesen nicht, sich zu räuspern und hofft, dass das Handy jetzt nicht läutet. Aber richtig! Man liest ja das Gespräch. Nein, man sitzt nicht dabei. Schade eigentlich.
Was Sie versäumen, wenn Sie diesen Band nicht lesen:
einfach alles! Nehmen Sie sich die Zeit, es lohnt sich. Sie erhalten Tipps, Sie erhalten Informationen, Sie bekommen ein Gefühl für die Einstellungen der Kamera und Lust, Ihre eigene sofort zur Hand zu nehmen.
Elfie Semotan:
1941 in Wels geboren, lebt in New York, Wien und Jennersdorf. Ihre Aufnahmen sind international bekannt, sie fotografiert für Magazine wie „Elle“, „Esquire“, „Harper’s Bazaar“ und „The New Yorker“. Jennersdorf liegt übrigens im Burgenland. Es ist schön, New York, Wien und Jennersdorf aneinanderzureihen, irgendwie ist es auch speziell.
Ferdinand Schmatz
lebt in Wien – ganz simpel nur in Wien. Er schreibt Gedichte, Essays, Hörspiele und leitete von 2012 bis 2020 das Institut für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 2006 erhielt er den H.C.-Artmann-Preis, 2009 den Ernst-Jandl-Preis, nur um ein paar seiner Auszeichnungen und Preise zu erwähnen.
Elfie Semotan, Ferdinand Schmatz:
Die Kamera. Dinge des Lebens.
Residenz Verlag 2022.
Christina Repolust
Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at
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