Ein kleines Erlebnis, passend zum Internationalen Frauentag, wiewohl es sich einige Tage davor zugetragen hat …
Ort der Handlung: Wien, Innenstadt, morgens zwischen acht und halb neun. Unterwegs zu einem Termin begegne ich dem Vater einer Schulkollegin meiner 14-jährigen Tochter. Er und seine Frau sind keine engen FreundInnen, aber langjährige gute Bekannte von uns. Ein-, zweimal im Jahr besuchen sie uns mit ihren drei Töchtern auf einen Tag und eine Übernachtung in unserem Wochenendhaus in Bad Ischl. Auch in Wien laufen wir uns gelegentlich über den Weg.
Der Vater der Schulfreundin, kurz: VdS, und ich gehen also ein Stück des Weges nebeneinander weiter und tauschen uns über dieses und jenes aus: über unsere Töchter, über unsere Arbeit und über die skurrile Finanzamtsangelegenheit, in der ich gerade unterwegs bin. An einer U-Bahnstation trennen sich unsere Wege. Wir schütteln uns herzlich die Hand, und VdS schlägt vor, sich doch demnächst wieder einmal in der gemeinsamen Nachbarschaft auf einen Kaffee zu treffen. Ich sage, er könne sich jederzeit gern melden. Ich sei gut erreichbar, weil ich zumeist an meinem Schreibtisch säße.
Daraufhin er: „Hier in Wien?“
Sage ich: „Ja sicher, wo sonst?“
Darauf VdS: „Bist du nicht die meiste Zeit in Ischl?“
Antworte ich: „Nein, nur an den Wochenenden.“
VdS: „Ich dachte, auch unter der Woche.“
Ich: „V. (meine Tochter) hat doch Schule unter der Woche. Wie kann ich da in Ischl sein?“
Daraufhin VdS, völlig entspannt: „Ich dachte, das macht alles dein Mann …“
Nach einer kurzen Schrecksekunde frage ich nach: „Wie bitte? Wie kommst du denn auf die Idee?“
„Ist das nicht so? Das Gerücht sagt’s“, ruft VdS, lächelt, winkt noch mal zum Abschied und hüpft die U-Bahnstiege hinunter.
Da steh ich und glaub, mein Schwein pfeift! So baff war ich schon länger nicht mehr. Im Kreise der SchulfreundInnen-Eltern, kurz: SFE, unserer Tochter geht also das Gerücht um, mein Mann würde „alles machen“, während ich – offenbar auch wochentags – in unserem Wochenendhaus in splendid isolation meiner Arbeit und meinen Neigungen nachgehe.
Schlagartig wird mir klar, wie es zu diesem Gerücht kommt: Immer, wenn die SFE in den letzten Jahren am Wochenende, in den Schulferien oder anlässlich von Kindergeburtstagsfeiern bei uns zu Besuch waren, gab es besonders feine Gerichte, die mein Mann extra zu diesen Anlässen gekocht hatte. Er ist ein exzellenter Koch, und allen schmeckt es stets hervorragend. Er geht auch einkaufen und kennt sich mit Lebensmitteln aller Art aus. Zu Volksschulzeiten war er auch immer wieder einmal der Quotenmann auf Spielplätzen und bei Eltern-Kinder-Ausflügen. Hunderte Male habe ich wegen all dieser Segnungen schon gehört: „Dir geht’s vielleicht gut!“
„Dass er unter der Woche meist zu spät nachhause kommt, um zu kochen, zwei Tage pro Woche gar nicht da ist und folglich zumeist eher ich koche, einkaufe und Allfälliges erledige, fällt angesichts der Begeisterung über den Umstand, dass er überhaupt kocht, einkauft und sich kümmert, nicht weiter auf. Der Alltag zählt ja nicht. “
Dass er unter der Woche meist zu spät nachhause kommt, um zu kochen, zwei Tage pro Woche gar nicht da ist und folglich zumeist eher ich koche, einkaufe und Allfälliges erledige, fällt angesichts der Begeisterung über den Umstand, dass er überhaupt kocht, einkauft und sich kümmert, nicht weiter auf. Der Alltag zählt ja nicht.
Mir geht’s vielleicht gut! Mein Mann macht alles! Hoch die Gläser zum Internationalen Frauentag!