Aktuelle
Ausgabe:
Konsum
03/24

Weiberwirtschaft: Good Weibrations

Weiberwirtschaft: Good Weibrations

Wenn zwei Frauen wirtschaften, ergibt das die „Weiberwirtschaft“. Beatrix Rettenbacher und Heidi Sutterlüty-Kathan sind seit mehr als 20 Jahren Kolleginnen und Freundinnen. Neben ihrer grafisch-konzeptionellen Arbeit kreieren sie auch Shirts mit flotten Wortspielen und zeigen, wie beim Sticken Integration gelingen kann.

Good Weibrations“ gefällig? Oder doch lieber „Freischaffender Hausmann“? Auf jeden Fall „More Women in Top Positions“. So lautet die jüngste Botschaft von Heidi Sutterlüty-Kathan und ­Beatrix Rettenbacher, auf ein T-Shirt gedruckt, „fair made“ in Tirol. Die Idee dazu entstand anlässlich des Weltfrauentages. „Beatrix, da müssen wir was machen!“, stieß Heidi Sutterlüty-Kathan ihre Kollegin an, als in den Medien wieder einmal die Rede davon war, um wie viel weniger Frauen verdienen als Männer. „Frauen sollten sich mehr zutrauen und sich auch an große Projekte wagen“, sind die Tirolerinnen überzeugt und selbst dafür ein Beispiel. Vor 17 Jahren taten sie sich zur „Weiberwirtschaft“ zusammen. In ihrem Zwei-Frauen-Büro mit herrlichem Blick über Innsbruck produzieren sie nicht nur grafische Arbeiten und Werbekonzepte für Kunden wie die Schokoladenmanufaktur „Tiroler Edle“ oder jüngst das neue Logo für die Kammer der ZiviltechnikerInnen, sondern bedrucken und besticken auch Shirts für Frauen, Männer und Kinder mit mehrdeutigen, humorvoll-kritischen Aufschriften, wie „Miss Erfolg“, „Miss Verständnis“, „Pro Aging“ oder das Partner-Shirt „unzer-trennlich“. Im spannenden Präsidentschaftswahlkampf 2016 gab das ­Damen-Duo mit „Van der Bella“ auch ein politisches Statement ab. Das T-Shirt war übrigens sehr gefragt. Zwei Lebensentwürfe Heidi Sutterlüty-Kathan und Beatrix Rettenbacher lernten sich vor mehr als 25 Jahren kennen. Bei „Demner, Merlicek und Bergmann“, Österreichs größter Werbeagentur in Wien, war Heidi Sutterlüty als Grafikerin und ­Beatrix Rettenbacher als Junior-Texterin tätig. „Wir haben uns in der Arbeit gut ergänzt, das war gleich spürbar“, sagen die beiden. Aus der Arbeitsbeziehung wurde eine Freundschaft. Dann ging Beatrix Rettenbacher aus beruflichen Gründen nach Hamburg, während es Heidi Sutterlüty-Kathan der Liebe wegen nach Tirol verschlug, wo sie eine Familie gründete. Die zwei Freundinnen hielten trotz unterschiedlicher Lebensentwürfe immer Kontakt. Dann kehrte Beatrix Rettenbacher in ihre Heimat Tirol zurück, und so begannen die beiden Frauen, an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Im Jahr 2000 wurde daraus die „Weiberwirtschaft“. Der Name kommt übrigens daher, „dass wir immer ein Haufen Weiber waren“, erklärt Heidi Sutterlüty-Kathan – konkret waren das Studentinnen, die es der jungen Mutter ermöglichten, ihren beruflichen Aufgaben nachzugehen. Das Büro befand sich damals in ihrer Wohnung. Inzwischen sind Wohn- und Büroräume durch ein Stockwerk getrennt.

Viel Arbeit, gewonnene Wettbewerbe, das Ankämpfen gegen hartnäckige Geschlechterklischees, weil manche Aufträge immer noch bevorzugt an Männer vergeben werden, und überwundene private Krisen haben die Frauen zusammengeschweißt. Berufliches und Privates zu trennen, fällt den beiden Freundinnen nicht immer leicht. Wichtig sind ihnen die gemeinsamen Mittagessen, wo auch einmal Zeit zum Plaudern ist. Anfangs war ­Beatrix Rettenbacher für Konzepte und Texte verantwortlich und ­Heidi Sutterlüty-Kathan für Grafikdesign und Fotos, mittlerweile vermischt sich das, „die Texte bleiben aber eher ­Beatrix’ Spezialität. Wir zeichnen beide sehr gerne, und ab und zu wissen wir nicht mehr, wer das jetzt gezeichnet hat.“ Teilweise arbeitet jede auch eigenständig an ihren eigenen Projekten.

www.weiberwirtschaft.at

Die Weiberwirtschaft, das sind Heidi Sutterlüty-Kathan (links) und Beatrix Rettenbacher. Beide sind überzeugt, dass Frauen sich mehr zutrauen sollten.

Foto: Lisa Thaler

Erschienen in „Welt der Frau“ 11/17

  • Teile mit:
  • Veröffentlicht: 04.12.2017
  • Drucken