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09/24

Buchempfehlung: Maschinenraum

Buchempfehlung: Maschinenraum

Lachen ausdrücklich erwünscht

Technik kann man saulangweilig finden oder auch inspirierend, anregend. Wer von Ihnen, liebe LeserInnen, noch weiß, was ein Viertelanschluss ist, wird auf Seite 179 jubeln: Herbst- und Schulbeginn, Schulutensilien und mittendrin der Rechner Texas Instruments. Mit dem Autor in der Sommerhitze in Retz zu verweilen, ein Eis zu schlecken und über Generationenkonflikte rund um Technik zu kreisen, ist eine echte Erfrischung. Und die sollte man sich etwa zwei Kolumnen pro Tag auch gönnen.

Die autonomen Leserinnen und Leser machen es hier wie beim Eisstandl, sie studieren das Inhaltsverzeichnis, überlegen bei den acht Kapiteln, welche Kolumne sie als Lektüre auswählen wollen. Akribisch ist ja vermerkt, wann der jeweilige Text erschien. Heute nehmen wir also einen Text aus 2020 und dann noch einen aus dem Jahr 2010 – „Cat Content“ sein Titel. Man springt zwischen den Zeiten, folgt den Betrachtungen des Autors und versucht, sich daran zu erinnern, wie man selbst die Dinge damals so fand oder übersehen hat oder eben gar nichts dazu dachte. Und weil ich in Salzburg lebe, hier das Zitat aus „Cat content“: Heute kauft man nicht mehr die Katze im Sack, sondern im Internet. Oder besser auch nicht.“

„Die Geschichte geht so: Eine junge Frau in Thalgau bei Salzburg beschließt, sich ein Haustier zuzulegen. Sie geht im Internet auf die Suche und findet eine Adresse …“

Na ja, die Frau wird geprellt, weder Katze noch Sack kommen trotz Überweisungen von insgesamt 22.051 Euro je im Flachgau/Thalgau an. Klar, es gibt LeserInnenkommentare, die Klugscheißer – nicht immer ist gendern angebracht! – lieferten damals Kommentare in den Leserforen der Presse. Und was sagt dieser Menschenfreund, der Autor, dazu?

„ Ich sage nur: Wäre das World Wide Web eine bessere Welt als die reale, hätte ihr schon ein Facebook-Freund eine lebendige, miauende Trostspenderin überreicht. Gratis.“

Was Sie versäumen, wenn Sie diese Kolumnen-Sammlung ignorieren

Witz, Sprachfeuerwerke, Ironie, Hintergründiges, Tiefe, eine Zeitreise, Erinnerungen, Aufrüttelndes wie etwa über die Covid-19-Pandemie, einen Blick in die Schultasche und das Entdecken des Rechners Texas Instruments TI-30.

Der Autor Walter Gröbchen

Kurator, Journalist und Verleger, lebt in Wien, betreibt die Kommunikations- und Musikagentur monkey, und den Platten-Hifi-Store Schallter Audio & Records, hat für Ö3 und Ö1 gearbeitet, war  für Die Zeit, Rolling Stone, profil, Trend, Falter u. a. tätig. Seine Kolumne „Maschinenraum“ erscheint aktuell in der Wiener Zeitung.

Walter Gröbchen:
Maschinenraum.
Gebrauchsanleitung für den modernen Alltag.
Wien: Milena Verlag 2020.
208 Seiten.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

Mehr Lesestoff von Christina Repolust erscheint regelmässig in der „Welt der Frauen”, Rubrik Staunen & Genießen. Hier können Sie ein kostenloses Testabo bestellen.

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  • Veröffentlicht: 21.10.2020
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