Diese Geschichten sind kurz, kompakt und stecken voller Weisheit. Nicht die Weisheit für den großen Suppenlöffel, eher für den Espressolöffel: Ja, so hat man auch schon einmal gedacht. Genau, solche Typen kennt man auch. Und noch einmal ganz genau: Hier schreibt eine, die das Leben kennt, die dessen Unberechenbarkeit mitkalkuliert und die Erkenntnisse zu dosieren weiß.
Einer ist einsam und lädt zu einer Party, die Gäste könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein Wimmelbild entsteht, man ist lesend auf einmal mittendrin. Eine Frau geht in Pension und will jetzt endlich all ihre gehorteten Zeitungen lesen, allein, der Lesestoff droht, sie zu ersticken. Es ist ein kleines Kätzchen, die die Frau von ihrem zwanghaften Vorhaben erlöst, sie in den Alltag zurückliebt, ja, jetzt als erstes einmal die Pizzaschachteln entsorgen, dann Wäsche und Geschirr waschen. Das Buch gibt mit seinen Geschichten, die in sieben Kapitel – Urvertrauen, Beziehungen, Macht und Wille, Mitgefühl, die eigene Wahrheit, Geisteskraft und Freiheit – geordnet sind, Zuversicht und Mut. Es sind kleine Skizzen und Gesten, in denen man sich findet, in denen man Mitmenschen entdeckt.
„Gudrun hat immer Angst, zu spät zu kommen. Sie war schon vor einer halben Stunde gegenüber dem Eingang auf der anderen Straßenseite. Will aber auch nicht zu früh sein. Als Heike durch die Tür geht, zählt sie bis hundertfünzig und klingelt dann selbst. (S. 70)“
Was Sie versäumen, wenn Sie das Buch nicht lesen: Kleine Skizzen, bizarre Charaktere, viele Funken Hoffnung, das Lob des Augenblicks, Hoffnung, Witz, leichte Ironie, Lehrgeschichten aus dem Zen, ein Leseglück zum Einschlafen
Die Autorin, 1972 in Wien geboren, studierte Architektur, absolvierte mehrjährige Ausbildungen in Geomantie/Feng Shui, Shiatsu und Kinesiologie. Seit 2012 veröffentlicht sie Sachbücher, u. a. „Bäume für die Seele“ mit Erwin Thoma.
Julia Gruber:
Der eigene Weg.
Impulse für mehr Lebenssinn und Zufriedenheit.
Wien: Braumüller 2018.
191 Seiten.