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03/24

Sind wir noch zu retten?

Sind wir noch zu retten?

Zwischen denen, die meinen, man müsse wegen der Entwicklung des Weltklimas nicht gleich hysterisch werden, und denen, die den Planeten verwüstet sehen, steht eine bange Mehrheit und fragt sich, was stimmt.

Wir sollten uns davon verabschieden, zu hoffen, dass wir die Erwärmung der Erde bei plus zwei Grad einbremsen können, meinte ein bekannter Autor in einer Radiosendung, denn das Ziel müssten wir bis 2030 erreichen, und das sei so unrealistisch wie ein Schneesturm im August. Lieber sollten wir anfangen, uns damit zu beschäftigen, dass die Folgen der Erwärmung so drastisch sein werden, wie es Horror­szenarien nahelegen, und damit, wie wir das bewältigen: Dürren und Überschwemmungen in weiten Teilen der Welt, Flüchtlings­ströme aus unbewohnbar gewordenen Regionen und kein Plan B, wohin man sich absetzen könnte.

Ich gestehe, ich plage mich bei solchen Perspektiven. Ich mag mir grundsätzlich keine Katastrophen vorstellen. Da schwingt sogar ein leichter Aberglaube mit, dass viel wahrscheinlicher eintreten wird, was ich mir zuvor vorstelle. Also denke ich optimistisch in die Zukunft. Sind es nicht unvorhergesehene Ereignisse, die plötzlich eine Dynamik entwickeln und alles anders steuern als gedacht? Warum sollte das nicht auch beim ­Klima so sein?

Ich rede mir die Menschen eine Spur vernünftiger, als sie vermutlich sind, und denke: Bald werden auch die Beharrlichsten einsehen, dass wir an unserem Lebensstil etwas ändern müssen. Außerdem gibt es so viele kluge Köpfe, denen bestimmt auch für die neuen Probleme Lösungen einfallen. Aber ehrlich gesagt, ganz sicher bin ich mir mit meinem Optimismus nicht.

Besonders Kluge, die sich leichtfüßig über das Geschehen stellen und es lieber analysieren möchten, meinen dann, die Vorstellungen von Apokalypse, also Szenarien des völligen Untergangs und der totalen Zerstörung, seien so eine kulturelle und psychologische Konstante, sprich: Das habe es in der Menschheitsgeschichte immer gegeben. Na ja, ist auch nicht ganz falsch, könnte man sagen.

Wir fürchten uns halt vor dem Tod und legen dieses Muster in unserer Angst auf alle künftigen Entwicklungen aus. Aber das sagt nicht, dass Apokalypsen nicht eintreten. Man denke nur an die brutalen Massenmorde und die Kriege des vergangenen Jahrhunderts in Europa. Immer wieder wurden die Lebensgrundlagen von Menschen völlig zerstört. Man möchte das selbst jedoch ganz sicher nicht erleben. Noch dazu, wo wir uns in komfortablem Wohlstand und Frieden eingewöhnt haben.

Zwischen denen, die sich quasi zu Tode fürchten, und denen, die mit fast zwanghaftem Optimismus alle Gefahr ausblenden, bleiben wir mit der Frage, wie die Fakten sind und ob es etwas gibt, das wir persönlich zu unserer Rettung beitragen können. Mit einer Portion Nüchternheit wird man festhalten, dass die Appelle renommierter KlimaforscherInnen und die Szenarien, wie sich drastische Klimaänderungen auf Erde und Menschheit auswirken werden, nicht von der Hand zu weisen sind.

Es ist auch klar, dass wir in diesem Fall nicht warten können, bis der Druck so groß ist, dass wir uns bewegen müssen, denn dann würde es zu spät sein. Wir müssen uns auf unseren Verstand verlassen. Meiner sagt zumindest, dass ein fortwährender Raubbau an den natürlichen Ressourcen der Erde nicht funktionieren kann. Ob und wie deswegen unsere Art zu wirtschaften, zu reisen und zu konsumieren verändert werden muss, ist abzuwägen. Dass wir aber etwas ändern müssen, steht außer Frage. Womit können wir anfangen? Von den Jungen der Welt bekommen wir die Vorschläge: Flugreisen ade, kaufen nur, was man braucht, Lebensmittel aus der Region, Erworbenes reparieren und bis zum völligen Verschleiß nützen und Ähnliches mehr.

Selbst wenn die Apokalypse nicht eintritt oder die unentwegten OptimistInnen recht behalten, wird es uns und der Erde guttun, unseren ungezügelten Konsum einzudämmen. Die Zeiten der gedankenlosen Verschwendung sollten jedenfalls zu Ende gehen.

Christine HaidenChristine Haiden schwankt zwischen Hoffen und Bangen, wenn vom Klima die Rede ist.

Aktiv für den Klimaschutz

Das beste Mittel gegen Angst ist, etwas zu tun. Das Klimaschutz-Volksbegehren, für das derzeit Unterstützungserklärungen gesammelt werden, ist dabei eine Möglichkeit. Eine breite Allianz von rund 400 Ehrenamtlichen und vielen Organisationen aus der Zivilgesellschaft versuchen, das Thema „Klimaschutz“ noch breiter in der Bevölkerung zu verankern. Vor allem aber soll es für die nächsten Generationen noch ein lebenswertes Österreich und einen bewohnbaren Planeten geben. Klimaschutz soll nach dem Willen der InitiatorInnen Teil der Verfassung werden, wer Klima schützt, soll belohnt werden, Verkehr und Energie sollen nachhaltig gestaltet sein. Die überparteiliche Plattform sucht übrigens noch jede Menge ehrenamtlicher MitarbeiterInnen, die in den Regionen der Republik die Initiative publik machen und UnterstützerInnen aktivieren. Das durchwegs sehr junge Team der „Klimaköpfe“ wird von Katharina Rogenhofer geleitet, die auf dem Cover der vorjährigen Oktober-Ausgabe von „Welt der Frauen“ zu sehen war. www.klimavolksbegehren.at

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  • Veröffentlicht: 23.01.2020
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