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03/24

Präzise Ziele, klare Strategien und schließlich kam auch noch ein Hund dazu

Präzise Ziele, klare Strategien und schließlich kam auch noch ein Hund dazu
„Als Kind hatte ich einfache Ziele. Ich wollte einen Hund haben. Ich wollte ein Haus mit einer Treppe – zwei Stockwerke für eine Familie (S. 9)“

Dieses Buch braucht wirklich keine Werbung. Es im Blog aber nicht zu beschreiben, hieße für mich, Sie, liebe LeserInnen um ein Plädoyer für Resilienz, Bildung und Konstanz zu bringen. Mir hat das erste Kapitel am besten gefallen, gleich der erste Satz begeistert (mich):

„Ich verbrachte einen Großteil meiner Kindheit damit, nach dem Klang des Strebens zu lauschen (S. 17).“

Familie Robinson lebte mit ihren Kindern Craig und Michelle in der Wohnung der Klavierlehrerin und Verwandten Robbie Shields: Hier hörte die kleine Michelle Nachmittag um Nachmittag Tonleitern, immer besser werdende Schülerinnen und Schüler und erfuhr so nebenbei, wie es LehrerInnen gelingt, das Beste aus ihren SchülerInnen herauszuholen. Auch die Eltern sind Vorbilder: Sie scherzen und geben ihren Kindern die Sicherheit, mit allen Problemen zu ihnen kommen zu können. Sie rauchen, hören Musik, leben bescheiden. Ja, später einmal werden die Kinder die Eltern ermahnen, nicht zu rauchen, versteht sich doch!

„Ihre Liebe zu Craig und mir war unerschütterlich, aber wir waren nicht verhätschelt. Ihr Ziel bestand darin, uns in die Welt hinauszuschicken. ‚Ich ziehe keine Babys groß’, sagte sie uns. ‚Ich ziehe Erwachsene groß.‘ So kam es, dass wir als Teenager nie zu einer vorgegebenen Zeit zu Hause sein mussten. (S. 71)“

Früh erkrankt Fraser Robinson an Multipler Sklerose, doch die Schmerzen halten ihn weder von der Arbeit ab, noch davon, mit seiner Familie Ausflüge in seinem „Bucik electra 225“ zu unternehmen. Dass er zu wenig auf seine Gesundheit achtete, weder ÄrztInnen, noch das Krankenhaus rechtzeitig aufsuchte, lässt seine mittlerweile erwachsene Tochter einen klaren Blick auf das Gesundheitswesen in den USA entwickeln.

 

Was Sie versäumen, wenn Sie das Buch nicht lesen: Motivation, lebenslang zu lernen, Hinweise, wie es einer Familie in Chicago gelingt, in einfachen Verhältnissen, Humor und Empathie zu leben und an die zwei Kinder weiterzugeben, ein Loblied auf Pflichterfüllung, Weiterentwicklung. Klar, auch Details des Kennenlernens und der Entwicklung der Beziehung zu Barack Obama, den Wahlkampf, das Leben im Weißen Haus, das Großwerden der beiden Töchter als „first daughters“.

Die Autorin: Ja, eh, aber dennoch wichtig, sie wie alle anderen AutorInnen hier vorzustellen.

2009 – 2017 First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika; Studium an der Princeton University und an der Harvard Law School; Gründerin der Chicagoer Sektion von „Public Allies“ (bereitet junge Menschen auf eine Laufbahn im öffentlichen Dienst vor) und an mehreren Universitäten und medizinischen Zentren im Bereich PR tätig. Bin ganz verzückt, dass ich das jetzt unter Autorin so schreibe!

Michelle Obama:
Becoming.
Meine Geschichte.
Aus dem amerikanischen Englisch von Harriet Fricke, Tanja Handels, Elke Link, Andrea O‘Brien, Jan Schönherr und Henriette Zeltner.
München: Goldmann 2018.
542 Seiten.

Christina Repolust

wurde 1958 in Lienz/Osttirol geboren. Sie schloss das Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg ab. Seit 1992 ist sie Leiterin des Referats für Bibliotheken und Leseförderung der Erzdiözese Salzburg und unterrichtet nebenbei Deutsch als Fremdsprache. Zudem leitet sie Literaturkreise und Schreibwerkstätten für Groß und Klein. Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.“

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  • Veröffentlicht: 30.01.2019
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