Sie sind sechs Frauen, die über eine besondere Leidenschaft zueinander gefunden haben: Elma, Bettina, Sandra, Martina, Anita und Carina. „Piloxing“ ist für sie mehr als nur ein Workout.
Was wird uns Frauen nicht alles angepriesen? Wege, wie wir fitter, schöner, schlanker, gesünder, straffer und gelenkiger werden können. Das Angebot ist grenzenlos, die Superlative überschlagen sich. Schnell ist überfordert, wer sich einfach ein bisschen bewegen möchte. Wo anfangen? Wie dranbleiben? Was auswählen? Sechs Frauen haben auf diese Fragen die für sie richtigen Antworten gefunden – und noch vieles mehr.
Vor einem Jahr, erzählt Martina, habe sie für das Unternehmen, bei dem sie arbeitet, ein riesiges Event organisiert. Dort stand sie vor 80 Leuten auf der Bühne, präsentierte auf Deutsch und Englisch und machte dabei eine spannende Beobachtung: „Es war für mich überhaupt kein Problem. Ich bin auf der Bühne herumspaziert, ganz entspannt, als wäre es mein Zuhause.“ Und das, während der Chef vor seiner Präsentation recht blass und angespannt war. Da, so erinnert sich Martina, sei ihr das erste Mal bewusst geworden, woher diese Fähigkeit kommt, so selbstsicher und souverän vor Menschen zu stehen: vom Piloxing.
Was sich hinter diesem Kofferwort aus Pilates und Boxing verbirgt, ist schnell erklärt: Es handelt sich um ein Workout, das Elemente aus Pilates, Tanz und Boxen vereint. Ein Ganzkörpertraining, das schweißtreibend, effektiv und herausfordernd ist und vom ersten Moment an süchtig macht. Zumindest wenn es nach Elma geht, die nach ihrem ersten Piloxing-Workout wusste: Das ist es. Und so oder so ähnlich, wie sie es beschreibt, klingt es auch bei den anderen fünf Frauen. Einmal ausprobiert, sind sie beim Piloxing geblieben.
Die Sisters entstehen
Die sechs Frauen sind an verschiedenen Orten zwischen Wiener Neustadt und Vorchdorf zuhause. Aber sie alle haben einen gemeinsamen Nenner oder sollte man sagen: eine gemeinsame Nennerin? Bettina. Sie ist nicht nur Master-Trainerin, sondern als einzige der Gruppe nicht nur neben-, sondern hauptberuflich mit Piloxing beschäftigt – als Tranierin, Ausbildnerin und im Headquarter von Piloxing Austria. Nach wie vor bilden sich die Frauen regelmäßig bei Bettina weiter.
Wie aus ihnen die „Piloxing-Sisters“ geworden sind? Ihre wahre Geburtsstunde, erzählt Bettina, sei die Zeit der Coronapandemie-Lockdowns gewesen. Damals verlagerte sich vieles ins Internet, so auch Fitnessangebote. Dadurch war es möglich, dass sich Menschen, die eine Leidenschaft teilen, über weite Strecken hinweg vernetzen. „Covid hat uns zusammengeschweißt“, sagt auch Sandra. „Wir wohnen eigentlich weit voneinander entfernt, hatten uns vier-, fünfmal im Jahr bei Events oder Fortbildungen gesehen. Aber auf einmal konnten wir uns dauernd online sehen.“ Sie vernetzten sich, organisierten Online-Sessions und fanden bald über das Piloxing hinaus tiefere Verbindungen zueinander. „Damals entstand unsere Freundschaft.“
„Wir entsprechen keinem bestimmten Körperideal. Wir schauen alle unterschiedlich aus, haben alle zu einem Körperbewusstsein gefunden, das für uns richtig ist.“
Inzwischen sehen sie sich nicht nur online, sondern treffen sich bei Weiterbildungen und auch bei den „Piloxing-Holidays“, die sie vor sechs Jahren ins Leben gerufen haben: ein verlängertes Wochenende, bei dem sich alles um Piloxing dreht und das die Community zusammenbringt – neue und alte Gesichter, Jung und Alt. Frauen und auch Männer? Piloxing, so sagt Anita, sei bisher noch eher Frauendomäne. Zwar seien immer wieder Männer mit dabei, die auch ob der Intensität des Workouts beeindruckt seien, aber dann doch in seltenen Ausnahmen dabeibleiben. Dass Piloxing ein „Frauensport“ ist, stört die Sisters nicht weiter. Sie genießen ihr Workout, haben Spaß daran und finden es, so Sandra, gut, dass man „bei Piloxing auch gut ausschauen darf. Ja, wir machen auch Sport mit Schminke und offenen Haaren, wenn uns danach ist. Wieso auch nicht?“
Perfektionismusfalle?
Apropos Aussehen: Verändert haben sich die Piloxing-Sisters durch ihr Hobby. Vor allem innerlich: Sie sind selbstbewusster, stressresistenter, haben mehr Selbstvertrauen. Aber auch äußerlich: Sie sind muskulöser, definierter, straffer geworden. Sandra sagt, sie habe vor allem eine positive Veränderung an ihrer Körperhaltung und am Körperbewusstsein festgestellt. „Aber wir entsprechen keinem bestimmten Körperideal“, meint sie. „Wir schauen alle unterschiedlich aus, haben alle zu einem Körperbewusstsein gefunden, das für uns richtig ist.“ Und über das keine bestimmte Schablone gelegt werden kann. Piloxing-Bodys gibt es in allen Formen.
„Uns geht es um Empowerment, ums Wohlfühlen. Darum, dass wir gestärkt und mit einem gesunden Gefühl aus dem Training gehen.“
Deshalb besteht in ihrer Schwesternschaft auch keine Gefahr von übertriebenem oder gar krankhaftem Köperoptimierungswahn oder Perfektionismus. „Uns geht es um Empowerment, ums Wohlfühlen“, sagt Carina. „Darum, dass wir gestärkt und mit einem gesunden Gefühl aus dem Training gehen.“ Elma hat darüber hinaus auch bei den Teilnehmenden an ihren Kursen Veränderungen bemerkt. „Körperliche Veränderungen, aber vor allem die wachsende Begeisterung, wenn sie immer besser mitkommen, sich weiterentwickeln, sicherer werden.“
„Bei Piloxing gibt es keine Wettkämpfe. Es ist ein Programm, bei dem es in erster Linie darum geht, Spaß zu haben.“
Dass Social Media ein gefährliches Body-Image füttert, ist den „Piloxing-Sisters“ durchaus bewusst. Filter über Bildern, ausgesuchte, perfekte Fotos von scheinbar perfekten Leben und Körpern. „Es ist sehr oft trügerisch“, sagt Carina, „und man weiß nicht, was der echte Mensch ist und was er präsentiert.“ InfluencerInnen, auch jene aus dem Fitnessbereich, erschaffen ein Bild, das nur die positiven Seiten zeigt. „Es wird immer jemanden geben, der scheinbar irgendwas besser kann, besser mit Problemen umgehen kann, besser aussieht.“ Dazu kommt der Algorithmus, der noch mehr Bilder und Videos von perfekten Körpern vorschlägt, wenn man einmal welche angeschaut hat. „Das ist schwierig, vor allem für junge Frauen, die noch nicht so gefestigt sind und für die das ungesund werden kann.“ Im Fall von Piloxing sehen die Sisters wenig Gefahr, dass sich etwa über Social Media negative Vorbilder verbreiten könnten. „Allein schon, weil es bei Piloxing keine Wettkämpfe gibt“, sagt Anita. „Es ist ein Programm, bei dem es in erster Linie darum geht, Spaß zu haben.“
Wenn man die „Piloxing-Sisters“ nach ihren Wünschen für die Zukunft fragt, breitet sich auf allen Gesichtern ein breites Lächeln aus. „Wir waren immer wieder auch in schwierigen Situationen füreinander da“, sagt Sandra. „Das soll uns erhalten bleiben, dieser Rückhalt, den uns unsere Verbindung gibt.“ Auch Bettina hat nicht viele Wünsche, außer, dass alles so bleiben soll, wie es ist. Und Martina kann das nur bestätigen. „In der Piloxing-Welt“, sagt sie, „sind wir schon eine richtige kleine Marke, haben die Erfinderin Viveca Jensen aus LA bei uns gehabt, haben viele erfolgreiche Events organisiert. Mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen – außer, dass alles so bleibt, wie es ist.“