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03/24

Meine wunderbare Tochter Sissi

Meine wunderbare Tochter Sissi

Unsere Leserin Isolde Vogler & ihre Tochter Sissi im „Welt der Frauen“-Gespräch.

Welt der Frauen-Leserin Isolde Vogler (65) aus Salzburg war in einem Modeunternehmen für Design und Schnitt zuständig. Mit 25 Jahren heiratete sie einen Anwalt und gab ihren Beruf auf, um ihrem Mann den Rücken frei zu halten. Ihre Liebe zum Schneidern lebte sie fortan hobbymäßig aus.

Tochter Sissi Vogler (37) hat diesen Sinn für Ästhetik und Wiederverwertbarkeit geerbt. Die in Wien lebende Betriebswirtin lässt nämlich in einer Behindertenwerkstatt in Kambodscha aus Fischfutter-und Zementsäcken schicke Taschen schneidern und verhilft so den NäherInnen zu einem fairen Lohn. Welche Parallele es da zu ihrer Familie gibt? Wir fragten erst bei der Mutter nach und baten anschließend die Tochter zum Gespräch.

„Sissi war ein außerordentlich gescheites, fleißiges und vernünftiges Mädel. Mit 16 Jahren nutzte sie ein Austauschprogramm der Rotarier, um den Sommer in Texas zu verbringen. Mit 18 Jahren zog sie nach Wien, um dort Internationale Betriebswirtschaft zu studieren. Ab diesem Zeitpunkt war sie für Praktika auch viel unterwegs – etwa in New York, London, Sidney, Neapel und Mailand. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie zuerst in der Marketing-Abteilung einer traditionsreichen Kaffeerösterei und dann in einer Werbeagentur. Ihr Arbeitspensum dort war enorm! Kein Wunder, dass sie bald völlig überarbeitet war und anfing, sich Sinnfragen zu stellen. Schließlich kündigte sie ihren Job und brach im Oktober 2011 für ein halbes Jahr zu einer Weltreise durch Südostasien auf – mit ihrem Ersparten, einem Rucksack und mutterseelenallein. Mir war ganz bange, als sie den sicheren Weg verließ. Aber ich vertraute Gott und ihr und dachte: Sie wird schon wissen, was gut für sie ist. So war sie beschützt und kehrte mit neuen Erfahrungen, Ideen und Gedanken nachhause zurück.“

Isolde Vogler

 

Sissi VoglerPetra Klikovits: Sissi, was lösen diese Worte Ihrer Mutter in Ihnen aus?

Evelyn: Freude, denn das habe ich so aus ihrem Mund noch nie gehört! Umso interessanter finde ich nun, wie offen sie ausdrückt, was sie damals empfand. Mama hat mir immer vermittelt, dass ich dem Leben und mir vertrauen darf. So war es ganz einfach in die Welt hinaus zu gehen und mir selbst auf die Spur zu kommen. Den Grundstein dafür legte Mama schon in unserer Kindheit, die fantastisch war. Ich wuchs mit meinen Brüdern Nikolaus (39) und Georg (33) in einem großen Haus in Salzburg-Aigen auf. Papa arbeitete als Anwalt, Mama kümmerte sich um den Haushalt und um uns Kinder. Sie gab uns Liebe, Liebe und noch mehr Liebe und achtete darauf, dass wir dankbar, bescheiden und demütig blieben und nie die Bodenhaftung verloren. Wichtig war ihr auch, dass wir uns nach der Decke streckten und gute Ausbildungen absolvierten, um nie in finanzielle Abhängigkeiten zu geraten.

Wann fühlten Sie sich Ihrer Mutter als Kind besonders nahe?

Wenn sie hobbymäßig schneiderte und ich ihr über die Schulter blicken durfte. Das war toll, denn Mama nähte mir oft Röcke, Kleider und Faschingskostüme. Ich brauchte nur meinen Wunsch äußern, schon wurde er erfüllt. Besonders gut erinnere ich mich an mein Erstkommunionskleid. Dafür verwendete sie reine Seide. Um die Taille und in der Schulterpartie nähte sie verschiedene pastellfarbene Seidenrosen. Auch mein Firmungskleid war ein Eye-Catcher. Inspiriert war es von einem „Vogue“-Cover, auf dem das Model ein lachsfarbenes Kleid trug. Mama schneiderte es mir genauso nach. Das war voll cool, denn alle anderen Mädchen trugen nur irgendwelche 0815-Kleider.

Wollten Sie selbst nie zu Nadel und Faden greifen?

Doch, als Teenager. Ich wollte mich modisch, individuell und extravagant kleiden und so gab mir Mama einen privaten Nähkurs, damit ich das Handwerk erlerne. Üben sollte ich an einem Minirock aus einem Stoff mit Hahnentrittmuster. Gefühlt daran genäht habe ich aber drei Jahre. So erkannte ich schnell, dass ich nicht die nötige Geduld fürs Schneidern aufbringe. Ich bin nämlich jemand, der immer schnelle Ergebnisse braucht – eine typische Unternehmereigenschaft. Zum Glück kann man auch ein Modelabel gründen und führen, ohne selbst gut nähen zu können. Genauso wichtig wie die Umsetzung ist nämlich die Idee! Ohne kreativen Geist geht gar nichts.

Was braucht es Ihrer Meinung nach, um kreativ zu sein?

Freiraum und Weitblick! In der Werbeagentur, in der ich arbeitete, bevor ich mein eigenes Unternehmen gründete, fühlte ich mich irgendwann nicht mehr frei. Oft saß ich 70 Stunden pro Woche im Büro und powerte mich aus, bis ich vollkommen überarbeitet war. Da registrierte ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich stellte die Sinnhaftigkeit meines Tuns in Frage und sehnte mich danach, einen essenziellen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten. Eines Tages wusste ich: „Schluss, aus! Ich muss mich dringend neu ordnen!“ Im Zuge dessen beschloss ich für sechs Monate durch Südostasien zu trampen und dort Yoga zu lernen. Nach meinem Aufbruch im Oktober 2011 war meine erste Station daher ein Ashram in Südindien. Dort lernte ich auch Ayurveda kennen und begriff, dass es im Leben um ein Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele geht. Neben diesem östlichen Lifestyle, der mich nach wie vor sehr anspricht, sah ich aber auch viel Armut. In Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam war das nicht anders. Auch dort war das Elend omnipräsent. Wir hier im Westen sind zwar alle aufgeklärt und wissen, dass es vielen Menschen schlechter geht als uns. Trotzdem haben mich diese Impressionen geflasht, denn es ist was ganz anderes, wenn man Leid hautnah miterlebt.

Konnten Sie inmitten der Armut trotzdem das Gute, Wahre und Schöne im Leben sehen?

Ja, dank der bunten Fischfutter-und Zementsäcke, die in Asien überall auf der Straße herumliegen. Viele Leute auf den Märkten verwenden diese widerstandsfähigen Säcke wieder – etwa zum Verkaufen von Reis. Andere nutzen sie als Gepäckhalter auf ihren Motorrädern. So wurde mir bewusst, dass man aus allem, dem kein Wert mehr beigemessen wird, etwas Wertvolles und Nützliches schaffen kann. Die leuchtenden Farben und Drucke dieser Fischfuttersäcke sprachen mich so sehr an, dass mir die Idee kam, sie zu upcyceln und Rucksäcke und Taschen daraus zu schneidern. Prompt hatte ich auch einen passenden Namen für mein Label: „refished“. Zurück zuhause suchte ich mir einen neuen Vollzeitjob und weihte Mama in meine Firmengründungspläne ein, schließlich kennt sie sich mit Schnitt und Design bestens aus.

Ihre Mutter war „schockiert“, als Sie ihr die Fischfutter-und Zementsäcke unter die Nase hielten. Bis dato hatte sie nur mit teuren Materialien wie Seide, Pelz, Batist und Kaschmir gearbeitet.

(lacht) Das stimmt. Doch als ich ihr davon erzählte, dass ich Frauen und Männer aus einer Behindertenwerkstätte in Kambodscha mit den Näharbeiten beauftragen möchte, war sie so berührt, dass sie sofort beschloss, mir zu helfen. Die Wurzel dafür liegt in ihrer Geschichte: Mama wuchs in Werfen im Salzburger Pongau auf. Mein Großvater war Bankangestellter gewesen, meine Großmutter kaufmännische Angestellte. Mama hatte die Modeschule besucht und wollte danach in Wien Modedesign studieren und mit der finanziellen Unterstützung ihrer Eltern in Paris, Rom und New York Praktika absolvieren. Aber es kam anders. Als sie 19 Jahre alt war, erlitt Oma mit nur 38 Jahren einen Schlaganfall. Danach war sie so beeinträchtigt, dass Mama ihren Traum aufgeben und sich um sie kümmern musste. Opa hätte das alleine nicht geschafft. Dieses Schicksal hat ihr Leben grundlegend verändert und geprägt. Insofern findet Mama es großartig, dass ich Menschen mit Behinderungen mit an Bord geholt habe.

Rucksack von Refished

Wie kamen Sie überhaupt auf diese Idee?

Auch das war Zufall. Als ich zum zweiten Mal in Kambodscha war, lernte ich Rachel, eine Amerikanerin kennen, die damals bereits 20 Jahre lang in Kambodscha lebte und Vorort schon zehn Jahre vor mir ein Fair-Trade-Modelabel hochgezogen hatte. Die Art, wie ihr das gelang, inspirierte mich sehr, denn sie tat das sehr transparent und sozial denkend. Sie empfahl mir zwei soziale Werkstätten weiter, mit denen auch sie bereits kooperiert hatte, und legte mir die Rutsche zu den lokalen Leitern. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ohne diese Tipps wäre es ungleich schwieriger gewesen. Rachel beschäftigt für das Anfertigen ihrer T-Shirts und Kleider übrigens ausschließlich HIV-positive Mädchen.

 

Zurück zu den Näherinnen und Nähern, die für Sie arbeiten: Warum sind sie behindert?

Viele wurden Opfer von Landminen, die in den 1970er-Jahren unter der Schreckensherrschaft des Diktators Pol Pot und seiner Miliz gestreut wurden und bis heute noch nicht ganz beseitigt sind. Die Minen sollten damals die Flucht der Menschen verhindern, denn Pot wollte die einstige Demokratie Kambodscha in einen kommunistischen Arbeiter-und Bauernstaat verwandeln. Dafür wurde die Stadtbevölkerung auf das Land deportiert, wo sie als „neue Menschen“ in eigens errichteten gigantischen Arbeitslagern Zwangsarbeit verrichten mussten. Intellektuelle und Oppositionelle wurden als vermeintliche Feinde in Foltergefängnissen, den „Killing Fields“, systematisch exekutiert. Binnen drei Jahren starben zwei Millionen Menschen an Überarbeitung und Hunger. Eine ganze Generation wurde mehr oder weniger im Zuge dieses Völkermordes ausgerottet. Hinterlassen hat Pots Regime nicht nur unendliche Trauer, sondern auch ein Land, in dem es bis heute wegen der Minen zu lebensbedrohlichen Unfällen kommt. Ich kenne eine Frau, die im Rollstuhl sitzt, weil eine Landmine ihre Beine weggesprengt hat. Nach ihrer Hochzeit war sie beim Begutachten eines Feldes, auf dem sie und ihr Bräutigam ein Haus errichten wollten, in eine Landmine getreten. Daraufhin hat ihr Mann sie auch noch verlassen! Das Schlimme ist, dass beeinträchtigte Menschen in Kambodscha keine Chance auf einen Arbeitsplatz haben. Es sei denn, sie treffen zum Beispiel auf Chan Sophan. Er managt die soziale Werkstätte und ist mein Ansprechpartner vor Ort. Auch er wurde im Zuge des Guerillakriegs verletzt. Seine Lebensaufgabe ist es, den Verwundeten durch einen Job eine Perspektive zu geben. In seinem Team sind rund 20 Frauen und Männer beschäftigt.

Eine Näherin für Refished

Wie sieht Ihre Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden konkret aus?

Sophan nimmt meine Aufträge an und instruiert seine MitarbeiterInnen. Jenen, die aufgrund ihres Handicaps nicht mobil sind, bringt er das Material nachhause. So kann auch in Heimarbeit genäht werden. Sobald die Produkte fertig sind, sammelt er sie ein und schickt sie mir. Um die Handarbeit der Menschen zu würdigen und wertzuschätzen, lasse ich die Produkte personalisieren, indem jede Näherin, jeder Näher ein Kärtchen mit seinem oder ihrem Namen und der Unterschrift anbringt. Auf unserer Website finden sich zugehörige Kurzbiografien. So können alle KundInnen, die bei mir einkaufen, nachlesen, wer welches Produkt gefertigt hat und welche Geschichte diese Menschen haben. Put Sophea zum Beispiel ist Schnittzeichnerin und die höchste Fachkraft im Handwerksbereich. Sie fertigt immer das erste Sample für mich an und zeigt ihren Kolleginnen und Kollegen, wie sie die Produkte genau nähen sollen. Mit ihrem Einkommen ernährt die unverheiratete Frau ihre ganze Familie.

Wie gewährleisten Sie, dass alle Leute tatsächlich ihren „fairen Lohn“ bekommen?

Da vertraue ich Sophan, denn er ist derjenige, der mit meinen Überweisungen sein Personal bezahlt. Ich stehe in regelmäßigem Austausch mit ihm. Wenn man ihn kennenlernt, dann spürt man sofort, was für ein guter Mensch er ist und wie sehr ihm die gesellschaftliche Teilhabe seiner beeinträchtigten Belegschaft am Herzen liegt.

Ein „refished“-Rucksack kostet rund 90 Euro. Wie viel Prozent davon bekommt eine Näherin?

Ein Prozentsatz würde möglicherweise wenig klingen und falsch verstanden werden. Man muss ja u.a. auch Zwischenhändler, Margen und die Mehrwertsteuer berücksichtigen. Im Vergleich zu unseren Gehältern hierzulande, sind die Löhne natürlich marginal, aber sie liegen weitaus höher als die branchenüblichen Näherinnensalärs in Kambodscha. Künftig möchte ich noch weitere Länder einbinden, in denen es interessante gebrauchte Basismaterialien vor Ort gibt. Auch die Zusammenarbeit mit regionalen Sozialprojekten möchte ich fortsetzen und so für die Menschen in den jeweiligen Ländern gut bezahlte Beschäftigungsmöglichkeiten als Näher und Schneider schaffen. Auch hier in Österreich gibt es bereits zwei Kooperationspartner: das „Belvedere“ und das „Kunstforum Wien“. Beide Museen haben uns die Fahnen, die vor den Gebäuden hingen, zum Recycling zur Verfügung gestellt. Die Fertigung der daraus entstandenen „Fahnen-Kollektion“ – dazu gehören etwa Turnbeutel, Sport-und Badetaschen und Hip-Bags – hat wiederum eine Wiener Sozialwerkstatt übernommen.

Ein Modell von Sissi Voglers Label

Auch Ihre Mutter bringt sich bei „refished“ aktiv ein. Wie und in welcher Funktion?

Als Beraterin, Designerin und Kreative. Wir entwickeln die Taschen gemeinsam weiter, damit sie noch stabiler und komfortabler werden. Mama liebt das Tüfteln an Details. Alle drei, vier Wochen, wenn ich auf Heimatbesuch in Salzburg bin, halten wir unsere Team-Besprechungen ab. Dann setzen wir uns mit Stiften und Skizzenpapier zusammen und gehen Fotos von interessanten Taschenmodellen, die wir in Modekatalogen entdeckt haben, durch. Zwischendurch schicken wir uns Ideen via Whatsapp – der Digitalisierung sei Dank. Auch Sophan briefe ich so und fliege nicht für jeden Auftrag zu ihm. Das wäre zeit-, kosten-und ressourcenraubend und alles andere als nachhaltig!

Ihre Mutter hat mir erzählt, dass Sie sie schon als Studentin dazu animiert haben, nach ihrer langen beruflichen Auszeit wieder in der Modebranche Fuß zu fassen. Sogar einen Businessplan wollten Sie für sie erstellen. Woran ist das gescheitert?

Ich glaube, dass Mama für ein eigenes Unternehmen der Mut und das Selbstvertrauen gefehlt haben. Sie war so viele Jahre weg vom Berufsalltag, dass sie sich der Selbstständigkeit nicht gewachsen fühlte. Zum Unternehmertum gehört ja viel mehr als nur Designarbeit. Sie hat zwar nicht als Designerin Karriere gemacht, aber über ihr Hobby einen Weg gefunden, ihre Begabung zu leben.

Ihre Mutter begleitete Ihren Vater oft zum Opernball oder zu den Salzburger Festspielen und führte dort selbstgeschneiderte Roben aus. Viele Damen der höheren Gesellschaft waren davon so angetan, dass sie zu ihr stürmten: „Armani, Versace, Dior? Von wem ist dieses Kleid?“ Ihre Mutter hätte das Blitzlichtgewitter am roten Teppich locker dafür nutzen können, um Werbung in eigener Sache zu machen. Tat sie aber nicht. Warum?

Zum einen, weil sie keine Auftragsarbeiten annahm. Zum anderen, weil ihr Oberflächlichkeit zuwider ist. Sie besucht Bälle und Konzerte, um zu tanzen und der Musik zu lauschen, nicht um „gesehen“ zu werden. Aber natürlich freut sie sich, wenn sie für ihren vorzüglichen Modestil bewundert und mit Komplimenten überhäuft wird. Wenn sie Papa begleitet, überlegt sie sich oft schon Monate vorher, welches Kleid sie sich zu diesem oder jenen Fest schneidern könnte. Jede Feier ist für sie ein Anlass, um sich kreativ auszutoben. Auch im Alltag wirft sie sich gerne in Schale. Andere müssen sich darum bemühen, gut auszusehen. Mama wiederum schmeißt sich etwas drüber und ist top gestylt. Sie hat einfach ein gutes Gespür für auffallende Farbkombinationen. Da darf sie sich nicht wundern, wenn sie alle von oben bis unten mustern. Manchmal wirkt sie wirklich wie eine Diva! (lacht) Vor vielen Jahren wurde sie einmal beim Opernball vom ORF gefilmt – in ihrem selbstgemachten goldenen Tüllkleid. Diese Aufnahme wird immer wieder aus dem Archiv gegraben, als wäre sie eine bekannte Modeschöpferin.

Trotzdem wäre ihr lieber, wenn andere sie nach ihrem Befinden fragten – statt nach der Marke oder dem Preis ihrer Gewänder.

Das verstehe ich. Schließlich will jeder um seiner selbst willen geliebt und geachtet werden.

Möchten Sie eigentlich heiraten?

Ja schon, aber bisher wurde ich noch nicht gefragt. Ich selbst darf meinem Partner nicht zuvorkommen, denn er ist da sehr altmodisch und meint, es sei Aufgabe des Mannes, der Frau einen Antrag zu machen. Ich kann Ihnen aber gerne Marcels Nummer geben, damit Sie bei ihm nachhaken können.

Spätestens, wenn er diese Zeilen hier liest, weiß er, dass er bei Ihnen offene Türen einrennt. Ich will nur eines wissen: Wünschen Sie sich, dass Ihre Mutter Ihr Brautkleid schneidert?

Natürlich, da käme für mich niemand anderer in Frage. Selbst wenn es bis zur Hochzeit noch länger dauern sollte und sie dann nicht mehr nähen könnte, entwerfen könnte sie ein Kleid allemal!

Sissi Vogler Mit Marcel Wagner Und FelicitasAuch Sissi Voglers Lebensgefährte Marcel Wagner, mit dem sie seit vier Jahren liiert ist, packt im Unternehmen mit an, obwohl er im Telekommunikationsbereich arbeitet: „Er hilft mir bei den Finanzen und mit der Vertriebsstrategie. Er war auch da, als unsere Tochter Felicitas (1) zur Welt kam und ich aufgrund des Wochenbetts die erste Zeit nicht konnte. Da übernahm er die aufwändigen Verpackungsarbeiten und Zustellungen an Geschäftskunden. Er ist ein Mann für alle Fälle“, sagt die junge Unternehmerin.

Neben dem Online-Shop www.refished.com gibt es auch ein Geschäft in der Wiener Sechsschimmelgasse 20. Dort ist nun Platz für Büro und Lager: „Bis zur Geburt unserer Tochter war alles in unserer Privatwohnung untergebracht.“

 

Innerhalb der Familie hat Sissi Voglers Vater die meisten Taschen ihres Labels. Das freut auch ihre Mutter: „Davor war mein Mann immer mit Nylon-Sackerln unterwegs – wie einst Marcel Prawy.“  

Fotos: Beigestellt

Petra KlikovitsPetra Klikovits

In ihrer monatlichen Onlinekolumne „Meine wunderbare Tochter“ führt Petra Klikovits bewegende Gespräche mit Töchtern, Schwiegertöchtern, Enkeltöchtern, Stieftöchtern, Adoptivtöchtern, Pflegetöchtern, Patchwork-Töchtern und anderen Bonustöchtern von Leserinnen, die auf diese via [email protected] aufmerksam machen. Mehr von Petra Klikovits lesen Sie jeden Monat in  Welt der Frauen.

Fotos: privat

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  • Veröffentlicht: 20.09.2021
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