Körperpeelings können bis zu 90 % Mikroplastik enthalten, 89 Mrd. Liter Wasser werden jährlich weltweit in Plastikflaschen abgefüllt, davon landen 80 Prozent dieser Flaschen im Müll. Diese Fakten sind aktuell, aber bestens bekannt: Man weiß ja schon, wo es hakt, wo man mitspielt, wo man nicht hinschauen will. Wie viele Plastiksackerl in Österreich pro Minute ausgegeben, verwendet und weggeschmissen werden, ließe sich jetzt sofort ausrechnen. Die Fakten etwa zum Kapitel „Plastik macht krank“ erläutern die beiden Autorinnen auf klare, drastische und eindeutige Weise: Die Auflistung von Krankheiten zeigt die unmittelbare Wirkung dessen, dass wir Plastik trinken, essen und einatmen. Die LeserInnen – das klingt einfach klüger als „die KonsumentInnen“ – erhalten auch gleich auf den Folgeseiten Tipps zu Alternativen wie Glas und Papier. Fazit: Wiederverwenden ist besser als recyclen und ein erster Schritt in ein besseres Leben. Dass es nicht reicht, die Plastikflaschen künftig im Regal zu lassen, sondern dass wir vielmehr auf das versteckte Plastik achten müssen, ist die logische Konsequenz der Faktenlage. Und Achtung, es gibt sehr trügerische Papiertüten – außerdem ist es nicht sinnvoll so wahllos wegzuwerfen wie man zuvor eingekauft hat. Das ist sympathisch, denn das weist darauf hin, dass wir diszipliniert ans Werk gehen sollten: Bedacht auf die Umwelt, auf die Gesundheit und das Gemeinwohl.
Unser Konsumverhalten ist stark von Gewohnheiten geprägt. Oft bleibt uns im Alltag wenig Zeit, um uns über die Konsequenzen unserer Einkaufsentscheidungen Gedanken zu machen. Schnell greifen wir deshalb unüberlegt ins Regal und produzieren so unnötigen Plastik und Verpackungsmüll.
Die beiden Autorinnen führen ihre LeserInnen auch zur Waschmaschine und erläutern einige Basics. An dieser Stelle müsste jetzt eigentlich die Waschnüsse-Empfehlung kommen, denn wer auf sich hält, kauft bio und wäscht nussig (mit Waschnüssen aus Indien). Das nachstehende Zitat ist Beleg für die Umsicht und Gemeinwohl-Sicht der beiden Verfasserinnen: Greenwashing ist ihr Ding nicht, sie verkaufen keine alten Weine in neuen Bioschläuchen und haben den Blick auf das Ganze, also die Welt nicht nur vor der Haustür.
Seitdem immer mehr Europäer Waschnüsse für sich entdeckt haben, können sich Menschen in den Herkunftsländern keine Waschnüsse mehr leisten. Die Preise dafür sind so stark gestiegen, dass, zum Beispiel in Indien, fast ausschließlich chemische Waschmittel verwendet werden. Abwässer werden oft direkt in Flüsse geleitet. Aus diesem Grund sollten Waschnüsse vermieden werden. (S. 55)
Genau solche Zitate machen Bücher und die darin zu lesenden Empfehlungen „für ein besseres Leben“ empfehlenswert, denn das bessere Leben soll für alle gelten, nicht nur für die reichen Bobos im Norden.
Was Sie versäumen, wenn Sie das Buch nicht lesen: Impulse zur Veränderung, das gute Gefühl, jetzt und sofort und auch noch hier gleich etwas verändern zu können. Etwa Soda als WC-Reiniger in die Muschel zu streuen und sofort einen Kaffee trinken zu müssen, damit man endlich mit dem Kaffeesatz zu putzen, sich selbst zu peelen oder zu düngen. Es ist kein Besserwisserbuch, sondern ein Küchengespräch, bei dem einen zwei tolle Frauen sagen, dass man doch einfach den Korb nehmen und auf das Plastiksackerl verzichten soll. Ginge ja auch so! Außerdem sind die Fotos wunderschön, stimmungsvoll und die Erklärungen sachlich-praktisch-einfach.
Die Autorinnen: Sie verbannten vor zwei Jahren gesundheitsschädliche Stoffe aus ihrem Alltag, sie haben jeweils zwei Kinder und sind zu Profis der Plastikvermeidung geworden. Nadine Schubert ist Journalistin, Anneliese Bunk Designerin.
Anneliese Bunk & Nadine Schubert:
Besser leben ohne Plastik.
3. Auflage.
München: oekom verlag 2016.