Ich setze Avocado-Kerne ein und „sie werden was“. Mehr mach ich eigentlich nicht mit Erde, außer umtopfen und gießen. Jetzt wird das anders: Die Lektüre dieses Buches hat mein Interesse geweckt, weil es mir gesagt hat, dass Perfektion im Garten eigentlich nichts verloren hat.
Dass Gemüsepflanzen Beete lieben, wusste ich schon, dass Beete Ordnung schaffen, begeistert mich Ordnungsliebende natürlich. Doch weit und breit ist die Vielfalt vorhanden sowie die freie Entscheidung, das – idealerweise – 120 Zentimeter breite Beet mit vier Reihen Salat mit 30 Zentimetern Abstand zu bepflanzen oder mit zwei Reihen Tomaten.
Das klingt nach Ertrag, Arbeit und Freude. Außerdem gefallen mir die Fotos, die sind mutig und schräg: Da sitzen auf Seite 17 zwei Frauen in Yogastellung: Zucchini-Meditation und Kürbis-Yoga. Ich bin auch von dieser Art, zur Ruhe zu kommen, so weit entfernt, wie vom Garteln.
Wem es hier zu bunt ist, der muss sich vom Register überzeugen lassen, das Glossar ist völlig tiefenentspannt und informativ, ebenso die Bezugsquellen, die Adressen von Schau- und offenen Privatgärten und die aktuellen Buchtipps.
Die Autorin weiß genau, was sie will und wohin sie ihre Leser*innen führen will: Da ist eine stille Lehrmeisterin am Werk, die ihre Kompetenz nicht mit so erhobenen Gartendaumen zeigen muss. Die weiß, worum es geht. Um die Freude für alle beim Tun.
Für die Infos für Anfänger, die ihr erstes Beet bepflanzen und doch gern mehr, beispielsweise über Estragon, wüssten. Dass sich Erbsensprossen wirklich kinderleicht im Eierkarton anpflanzen lassen, dokumentieren Fotos Schritt für Schritt.
„Falls Sie eine Art Spinatphobie haben: Es lohnt sich, die Beziehung zu diesem Gemüse noch einmal ganz von neuem zu beginnen. … Da sieht man, wie einem die Karriere als Star der Tiefkühltruhe den Erfolg im Garten vermasseln kann.“
Dieser Happen von Sprachwitz, Erkennen der Situation und Ermunterung reicht doch aus, das Buch und seine Autorin kennenlernen zu wollen. Ende Februar, auch das erklären die Info-Blöcke Gemüse/Gewürz/Blumen genau, könnte ich also noch Spinat anbauen. Wie das klingt: anbauen.
Was Sie versäumen, wenn Sie das Buch nicht lesen
Inspiration, Lust, sofort in der Erde zu wühlen, fundiertes Wissen, spielerische Hinführung zur Gartenarbeit, Gartenarbeit als Weg zum Wohlgefühl.
Die Autorin Andrea Heistinger
ist freiberufliche Agrarwissenschafterin, Gärtnerin, systemische Beraterin und mehrfach ausgezeichnete Gartenbuchautorin.
Andrea Heistinger:
Wühl dich glücklich.
Schaff dir einen Biogarten zum Ernten, Freuen und Teilen.
Innsbruck: Löwenzahnverlag 2019.
184 Seiten.
Christina Repolust
Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at
Mehr Lesestoff von Christina Repolust erscheint regelmässig in der „Welt der Frauen”, Rubrik Staunen & Genießen. Hier können Sie ein kostenloses Testabo bestellen.