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03/24

Buchempfehlung: Das weibliche Kapital

Buchempfehlung: Das weibliche Kapital

Weg von engstirnigen Tauschsystemen

Auch wenn wir das alles irgendwie ja auch schon wissen – Linda Scott fasst all unser Wissen noch einmal knackig, manchmal auch ein wenig hastig, zusammen: Die wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen baut Wohlstand für alle auf: Wege und Strategien der XX-Ökonomie, also des weiblichen Kapitals.

Weg von engstirnigen Tauschsystemen

Sobald die Frage „Was ist mit den Frauen?“ gestellt wird, verändern sich die wissenschaftlichen Disziplinen, die Psychologie wie die Archäologie, die Medizin und auch die Biowissenschaften, um nur einige davon zu nennen.

Die Autorin bemängelt, dass geschlechterdifferenzierte Daten fehlen und damit die systematische Untersuchung der wirtschaftlichen Lage der Frauen „hier“ und „dort“, „heute“ und „früher“ verunmöglicht wird.

Dass die Ökonomie weltweit das am stärksten von Männern dominierte Fach an den Universitäten ist, ist eine Ursache dafür, dass Frauen hier diskriminiert werden.

„Aufgrund dieser Engstirnigkeit der akademischen Welt wurde die Datenanalyse, aus der sich das Profil der XX-Ökonomie ergibt, nicht von Universitäten durchgeführt, sondern von mit Geschlechterfragen befassten Gruppen innerhalb großer internationaler Behörden.“

Im Kapitel „Flucht aus der Küche“ (S. 153 – S. 182) schildert die Autorin die Veränderungen in Bangladesch. Einerseits geht es hier um die Möglichkeit der Frauen, in den Fabriken zu arbeiten, andererseits um die Verbesserung eben dieser Arbeitsbedingungen.

Wenn Wissenschaftlerinnen die Männer in den Fabriken in Bangladesch befragten, warum hier Frauen nicht befördert würden, kamen läppische Antworten wie „Frauen können laut rufen“, „Frauen arbeiten nicht lange genug in der Branche, um befördert zu werden“.

Wie wenig die großen Brände in den dortigen Fabriken in Beziehung zur Arbeit der Frauen gesehen wurden, belegt die Autorin mit beeindruckenden Zahlen.

„Fünf Monate später stürzte die Rana-Plaza-Fabrik ein. Über 1000 Angestellte kamen ums Leben – wieder waren es hauptsächlich Frauen. Im Westen kam es zu spontanen Boykotten verschiedener Modehändler. So wollte man Reformen in den Fabriken in Bangladesch erreichen, doch nur wenige der Aktionen waren von Dauer.  ... Zu keinem Zeitpunkt wurden die Katastrophen jedoch als Frauenthemen erkannt. Dabei waren sowohl die Protestierenden als auch die Opfer größtenteils weiblich.“

Das nachfolgende Zitat klingt lapidar, lässt sich aber sehr gut merken und nicht so leicht vergessen:

„Die besten Wirtschaftsergebnisse lassen sich erzielen, wenn Männer und Frauen in gleichberechtigter Weise zusammenarbeiten, sei es im Beruf oder zu Hause.“

Was Sie versäumen, wenn Sie dieses Buch nicht lesen

Impulse zum Empowerment von Frauen in der globalen Wirtschaft, kritisch-ungeduldiges Nachfragen nach den Ursachen von ungleicher Vermögensverteilung, Hinterfragen der Grundlagen von Wohlstand und der Ursachen, warum Frauen beispielsweise seltener als Männer Unternehmen gründen.

Die Autorin Linda Scott

Linda Scott ist emeritierte Professorin für Entrepeneurship und Innovation an der Universität Oxford. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit berät sie UN-Panels, Think Tanks und international tätige Unternehmen.

Linda Scott:
Das weibliche Kapital.
Aus dem Englischen von Stephanie Singh.
München: Carl Hanser Verlag 2020.
416 Seiten.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

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  • Veröffentlicht: 21.04.2021
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