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03/24

Ich frage mich

Ich frage mich

Auf 190 Seiten lässt Erika Pluhar lesen, man könnte eines ihrer Lieder dazu hören, die Stimme ist einzigartig. Ein Buch, das Beiträge Pluhars von 2002 bis 2019 sammelt, Reden, Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften sind dabei.

„Ein Miteinander und das Teilen des Augenblicks, eines Stücks Gegenwart – als solches ist und bleibt Bühne, bleibt jede theatralische Form für mich lebenslang bestehen.“
Seite 9

Dann 2002 die Ergebnisse der Nationalratswahl, Pluhar bezieht Stellung, nimmt Haltung zum gestiegenen FPÖ-Anteil der Regierung Schwarz/Blau I ein, wenn sie schreibt, wie sehr sie Österreich liebt, sie will sich seiner nicht schämen müssen. Gilt der Beitrag auf Seite 14 der Politik, folgt eine Seite weiter Pluhars Referat beim Anti-Depressions-Kongress in München im November 2002.

„Aber mit einer Depression hat gelebtes Leid nichts gemeinsam. Weil gelebtes Leid lebendig ist. Und die Depression Leben verbietet.“
Seite 17

Das Politische ist hier privat und das Private politisch: Sie erzählt von sich, von ihren Beziehungen, von ihren Träumen und vom Vorlesen, vom Spielen, vom Leben ihrer Eltern.

Jeden Tag ein Beitrag, das nahm ich mir vor und brachte es auf mehr: Es ist faszinierend, diese Reden und Essays zu lesen, während die Tageszeitungen und Info-Sendungen von den Sondierungsgesprächen nach der Wahl in Österreich berichten. Eine starke Stimme, die wir hier lesen, die Mut macht, die Gemeinplätze in Frage stellt, die Fragen wie Selbstzweifel nicht ausspart.

Was Sie versäumen, wenn Sie dieses Buch nicht lesen: Rückblicke, Einblicke, eine Art Werkschau der Autorin, immense Ehrlichkeit zu vielen Themen, u. a. Depression, Impulse für sich selbst

Die Autorin Erika Pluhar, 1939 in Wien geboren, Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar, Schauspielerin bis 1999; zahlreiche Auszeichnungen/Preise; Sängerin, Schriftstellerin, eine kritische Stimme in Österreich, 2009 erhielt sie den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln.

Erika Pluhar:
Die Stimme erheben.
Über Kultur, Politik und Leben.
Residenz Verlag 2019.
192 Seiten.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

Mehr Lesestoff von Christina Repolust erscheint regelmässig in der „Welt der Frauen”, Rubrik Staunen & Genießen. Hier können Sie ein kostenloses Testabo bestellen.

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  • Veröffentlicht: 20.11.2019
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