Man nehme einen Traum, füge Enthusiasmus, Energie und Mut hinzu, verbinde das Ganze zu einem außergewöhnlichen Ambiente mit exzellenter veganer und vegetarischer Küche: Dann entsteht das „Wohnzimmercafe Emma“, das seit März die kleine Innviertler Gemeinde Munderfing bereichert.
Inmitten der agrarisch geprägten Gegend wirkt das alte Haus exotisch. Mit seinen gemütlichen Innenräumen und dem zauberhaften Gastgarten würde man es eher in Skandinavien oder in Frankreich vermuten. Das Ambiente trägt die Handschrift von Elke Mages, die gemeinsam mit ihrem Mann Alfred ihre Gäste willkommen heißt. Beim Anblick des Lokals reagieren viele mit Erstaunen, worauf die Gastgeberin mit einem schlichten Kommentar kontert: „Das bin einfach ich!“
Tatsächlich erscheint alles wie selbstverständlich, als gäbe es diesen Ort schon seit einer Ewigkeit. „Den Wunsch, ein eigenes kleines Café aufzumachen, habe ich seit ein paar Jahren in mir getragen. Ich wollte mit 54 Jahren endlich etwas Eigenes auf die Beine stellen und nicht wie viele meiner Kolleginnen die Monate bis zur Pension zählen. Wenn man gesund ist, erscheint mir der Gedanke an die Pension nicht angebracht. Ich finde es schön, in diesem Alter noch etwas zu leisten. Die meisten Menschen verschieben die Verwirklichung ihrer Träume bis zur Pensionierung. Doch wie oft erfüllen sich die Träume dann tatsächlich? Ich will etwas in der Gegenwart machen, denn ich lebe jetzt!“
Ein Faible für Skandinavien
Dass Elke Mages ein außergewöhnliches Ambiente mit veganer Küche verbindet, hat ganz lapidare Gründe: „Ich lebe seit acht Jahren vegan und hatte immer das Gefühl, als Gast nicht wirklich erwünscht zu sein. In der Gegend gibt es keine veganen Lokale, dazu müsste man weiter wegfahren.“ Elke Mages hatte sich zunächst aus rein gesundheitlichen Gründen für diese Ernährungsform entschieden, nachdem sie 15 Jahre lang an schwerem Rheuma gelitten hatte. „Sehr bald befasste ich mich auch mit den ethischen Aspekten des Veganismus, weil ich Tiere sehr liebe“, erklärt sie. „Seit meiner Ernährungsumstellung habe ich nicht nur 44 Kilo abgenommen und keine Tabletten mehr gebraucht, ich habe auch die besten Blutwerte und weder Schilddrüsen- noch Wechselprobleme. Ich war noch nie so gesund in meinem Leben!“
Anfang August 2018 hat Elke Mages ihren Job gekündigt. Zwanzig Jahre lang hat die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern in der Verwaltung des Salzburger Landeskrankenhauses gearbeitet. Dort hat sie auch ihren späteren Mann Alfred kennengelernt, der im Krankenhaus als Koch angestellt war. Als gelernter Küchenmeister war er in ganz Europa berufstätig, lange auch in Skandinavien. Mit seiner Liebe zu den nordischen Ländern hat er auch Elke angesteckt. Seit 17 Jahren urlaubt das Paar regelmäßig in Schweden und schätzt den Lebensstil, die Offenheit und vor allem die Gemütlichkeit, die in diesem Land überall spürbar ist.
Erschienen in „Welt der Frauen“ 10/18