Warum mit dem Erklingen der letzten Pausenglocke auch die Erziehungsberechtigten endlich Ferien haben
Die letzten Wochen waren hart: zwölf Euro für den Bus hier, zehn Euro für das Abschlussgeschenk da. Noch schnell ein Referat, um die Zwischennote zu korrigieren. Der letzte Vokabeltest, um die Mitarbeit aufzubessern. Ein Fußballfinale hier, ein Abschlusstanzen da, dort ein Elternabend für das kommende Schuljahr und dann noch schnell eine Lehrerin in den Ruhestand verabschieden, während kurz davor der Polizist über die im Herbst anstehende Radfahrprüfung informiert. „Und weil ich hier die Mütter vor mir habe“, sagt er, „übt mit den Kindern das Anhalten und auch, dass beide Füße an der Stopptafel den Boden berühren sollen.“
Schulfinale bedeutet auch immer Finale für Mütter – alle aktiven Väter selbstverständlich mitgemeint. In meiner ländlichen Heimatgemeinde sitzen beim Elternabend noch immer 18 weibliche Erziehungsberechtigte und nur zwei Väter vor dem Regeln erklärenden Polizisten. Kein Wunder, dass er von gerechter Aufteilung der Elternschaft und Kinderbetreuung noch nicht viel gehört haben kann. Kein Wunder, dass diese Mütter unter der vor den Ferien ständig länger werdenden To-do-Liste ächzen und sich dann auch noch ärgern, weil der Ordnungshüter die Elternpflichten für die Ferien unverblümt und exklusiv an sie richtet. Gar nicht zu reden von ihrer Berufstätigkeit oder Familien-Carearbeit nebenbei.
Schulschluss heißt für viele Mütter „die letzten Meter im Marathon“. Noch alles besorgen, an alles denken, alles planen und schon jetzt im Auge haben, dass neun Wochen Kinderbetreuung mit fünf Wochen Urlaub zu schaffen sind. Sind die Kinder für die örtlichen Ferienaktionen angemeldet? Ist der Betrag für das Feriencamp einbezahlt? Haben wir den Urlaub gebucht? Genug Sonnencreme daheim? Mental Load vom Feinsten. Gewürzt mit einem „Geht das noch vor dem Urlaub?“ aus dem beruflichen Umfeld. Als wäre ab Juli jede Chance für weitere Projekte, Ideen und Zusammenarbeit nicht mehr möglich. Als wäre das Jahr für immer vorbei.
Mit dem Erklingen der Pausenglocke am letzten Schultag gehen wie immer auch viele Mütter und Erziehungsberechtigte in die Ferien. Verdiente Ferien. Neun Wochen ohne Vokabeln, Milchgeld, Unterschriften, Taxifahrten zur Flötenstunde und endlosem Üben für Mathe. Das Einmaleins der Sommerpause für alle Mums lautet deshalb: Durchatmen mal neun ist gleich Chillen. Und das hingegen dürfen wir Mütter (und Väter) längst wieder einmal üben.