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04-05/24

Coole Kindermode aus alten Sachen

Coole Kindermode aus alten Sachen

Viel besser als Wegwerfen: Zwei Designerinnen kreieren 
mit ihren Labels aus ausrangierter Kleidung und Stoffresten bunte, bequeme und mitwachsende Mode für Kinder. Außerdem: Ein Do-it-yourself-Tipp.

Die schnittige Upcyclerin:

Katharina Frühwirth

Weil sie für ihren heute sieben Jahre alten Sohn in den Geschäften wenig praktische Kindermode fand, begann die Fotografin mit dem Mode­designen und gründete vor vier Jahren ihr Label „A. K. Upcycling – Mode für Kinder“ (www.akupcycling.com). Strumpfhosen fand sie zum Beispiel sehr unpraktisch, und so zerschnitt sie alte Damenwollröcke, verstärkte sie an Popo und Knien und nähte sie zu robusten Kinder­hosen zusammen.

„Upcycling“ nennt sich im Fachjargon, wenn man aus alten, gebrauchten oder ungenützten Rohstoffen neue Produkte entwickelt. Im Gegensatz zum Recycling, wo ausrangierte Kleidung wiederverwertet wird, haben DesignerInnen, die sich dem Upcycling verschrieben haben, daraus eine Kunstform gemacht, indem sie alte Sachen in ihre Einzelteile zerlegen und sie zu modernen, tragbaren Unikaten zusammensetzen.

So zerschneidet Katharina Frühwirth zum Beispiel alte Handtücher und macht daraus Kinderbademäntel, aus T-Shirts näht sie Hauben und aus Bettwäsche oder Vorhängen kreiert sie bunte Drehkleider. In einem großen Lagerraum bewahrt sie alles auf, woraus sich etwas machen lässt. Zum Beispiel die Stoffreste einer Schneiderin oder eines ehemaligen Biolabels genauso wie die Mustervorhänge, die ihr eine Bekannte, die in einem Möbelgeschäft arbeitet, vorbeibringt. 

Katharina Frühwirth ist damit aufgewachsen, dass man „Sachen nicht einfach so wegschmeißt“. „Meine Mama war eine Wiederverwerterin, sie hat viel genäht, und meine Oma war Schneiderin.“ Neben der Kritik an der Wegwerf-Mentalität treibt die Wienerin vor allem auch der Spaß an, aus Bestehendem etwas Neues zu machen. Die Bündchen sind das Einzige, was sie zukauft, weil gebrauchte oft ausgeleiert sind.

Am Anfang machte die Designerin noch alles selbst, inzwischen lässt sie ihre kleine, feine Kollektion in einem sozialökonomischen Betrieb anfertigen, wo Langzeitarbeitslose eine Beschäftigungsmöglichkeit finden. Die Schnitte zeichnet sie nach wie vor selbst und probiert sie an Kindern aus. „Ich s

Vom Wegwerfen hält Katharina Frühwirth nichts. Sie hat Freude am Recyceln von Stoffen und Kleidern.
Die Müllvermeiderin:

Melanie Gaggl

Melanie Gaggl hat vor drei Jahren gemeinsam mit ihrer Freundin ­Franziska Reinisch in Klagenfurt das Label „Mein Lieblingsstück“ gegründet (www.mein-lieblingsstueck.at). „Unsere Söhne sind gleich alt, und wir haben uns über unsere Hebamme kennengelernt“, erzählt die 38-Jährige. Beim Hineinwachsen in die Mutterrolle entdeckten die zwei Frauen einige Gemeinsamkeiten. Beide wickelten ihre Kinder mit Stoffwindeln, wollten die Umwelt schonen und ihre Kinder vor Schadstoffen schützen. So entstanden die ersten Pumphosen, die im Freundes- und Bekanntenkreis großen Anklang fanden. Das Besondere daran: Die Hosen wachsen durch die speziellen, verlängerbaren Baumwolljersey-Bündchen über mindestens vier Größen mit. Es gibt übrigens auch eine Hosenvariante für Erwachsene, die sich sogar für werdende Mütter gut eignet.

Als Ausgangsmaterial verwendet Melanie Gaggl getragene Hemden, Pullis, Jeans sowie Übriggebliebenes von Kleidertauschpartys, die sie immer wieder organisiert. Kleiderspenden sind gerne willkommen, „aber keine Kunstfaser und keine durchgewetzten Stoffe“, betont sie.

Anfangs nähten die beiden Freundinnen alles selbst, meist abends und in der Nacht, wenn die Kinder schliefen. Mittlerweile beschränkt sich ­Melanie Gaggl auf Design und Zuschnitt und lässt die Hosen, Oberteile oder Pucksäcke in einem sozial­ökonomischen Betrieb nähen.

Melanie Gaggl ernährt sich schon lange biologisch, und seit der Geburt ihrer Kinder hat sie sich noch radikaler dem Zero-Waste-Lebensstil verschrieben, über den sie auch bloggt. Sie macht vieles selber, wie Zahnpulver, Wasch- und Geschirrspülmittel, und versucht, Plastik zu vermeiden. So verwendet sie etwa festes Shampoo aus dem Karton statt Shampoo aus der Plastikverpackung, Zahnbürsten aus Bambus und Slipeinlagen aus Baumwolle. Aufwendig findet sie diesen Lebensstil nicht. „Aber man muss schon mehr planen“, sagt sie.

Derzeit tüftelt Melanie ­Gaggl an einer Erweiterung des „Lieblingsstück“-Sortiments mit Unterwäsche und Herrenmode.

Melanie Gaggl fertigt aus getragener Kleidung neue Lieblingsstücke für Kinder.

Mehr dazu finden Sie in der Printausgabe.

Fotos: Daniela Beranek, Stefan Schweiger

Erschienen in „Welt der Frau“ 12/17

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  • Veröffentlicht: 20.12.2017
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