„Small moves, big change“: Unter diesem Motto setzt sich der Verein Braveaurora seit 15 Jahren für gefährdete Kinder und deren Familien sowie für eine nachhaltige Dorfentwicklung im Norden Ghanas ein. UnterstützerInnen, WegbegleiterInnen und Interessierte konnten sich kürzlich vor Ort ein Bild von dieser Entwicklungszusammenarbeit machen. Chef vom Dienst Christoph Unterkofler begleitete die Reise für „Welt der Frauen“.
Es war im Jahr 2008, als drei Studentinnen aus Österreich ein Mail an Verwandte und Bekannte schrieben, um so auf ihr Sozialarbeitspraktikum aufmerksam zu machen und um Unterstützung für ein Waisenhaus im Dorf Guabuliga im Norden Ghanas zu bitten. Die Rückmeldungen übertrafen all ihre Erwartungen, was die drei Frauen als „Auftrag“ verstanden: Im Jahr 2009 wurde der Verein Braveaurora gegründet – mit dem Ziel, die Kinder aus Guabuliga und deren Familien nachhaltig zu unterstützen.
„Armut hat mit einem Schlag ein Gesicht und einen Namen bekommen“, erinnert sich Julia Obereder, eine der damaligen Studentinnen und heute Obfrau-Stellvertreterin des Vereins Braveaurora an die Beweggründe, die es damals nicht möglich machten, das Erlebte in Ghana einfach abzuhaken. Und abgehakt hat man seither weder die Menschen noch deren Probleme. Im Gegenteil: Seit mittlerweile 15 Jahren liegt ein Schwerpunkt des Vereins auf dem Schutz von Kindern vor Ausbeutung und Unterernährung. Durch Aufklärungsarbeit wurden bereits zahlreiche Kinder vor lebensbedrohlichen Situationen gerettet – auch erst kürzlich im Dorf Shelinvoia.
Hier konnte aufgrund der von Braveaurora initiierten „Gewichtskarte“ festgestellt werden, dass es einem kleinen Mädchen nicht gut ging. Wie sich herausstellen sollte, bekam die vier Monate alte Mariam nicht genug Nährstoffe über die Muttermilch und hatte tagelang gehungert. Im Krankenhaus wurden später Malaria und massive Unterernährung festgestellt. Das Mädchen erholte sich gut, wäre ohne das medizinische Angebot vor Ort aber sicher gestorben. Kein Einzelfall, aber nicht der einzige Themenbereich, auf den sich Braveaurora fokussiert.
Ein Markt, zahlreiche Möglichkeiten
Neben dem Schutz von Kindern hat der Verein den Fokus auf die Stärkung lokaler Gemeinden und Familien gelegt. Eines dieser Erfolgsprojekte ist der Markt in Guabuliga, der nicht mehr existierte. Braveaurora sorgte hier für die nötige Infrastruktur und ermöglichte so den Menschen der Umgebung, den Markt wieder selbst zu organisieren. Mittlerweile findet der Markt jeden dritten Tag statt und sorgt damit nicht nur für ein Angebot für die örtliche Bevölkerung, sondern beschert den StandbetreiberInnen vor allem auch ein Einkommen. Eine, die von diesem Projekt profitiert, ist Dorcas. Die achtfache Mutter, die weder Ausbildung noch Job hatte, entdeckte erst durch ein Bildungsprogramm von Braveaurora das Seifenmachen für sich. Ihre Produkte verkauft sie nun unter anderem am örtlichen Markt – und das mit Erfolg, wie die Seifenmacherin stolz berichtet. Lebte sie davor in Armut, wohne sie nunmehr (wenn auch in sehr einfachen Verhältnissen) in einem eigenen Haus, das sie – wie sie stolz erzählt – unabhängig von ihrem Mann erworben habe. Vor allem aber sei sie stolz, in die Ausbildung ihrer Kinder investieren zu können. Zwei ihrer Kinder würden mittlerweile sogar die Universität besuchen und so einmal bessere Chancen haben als sie selbst.
Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit
Die Kooperation mit lokalen Einrichtungen und engagierten Menschen vor Ort sei ein Erfolgspfeiler von Braveaurora, wie Sarah Deckenbacher, Obfrau des Vereins und eine der drei damaligen österreichischen Studentinnen, betont: „Unsere Maßnahmen zur Selbsthilfe zielen darauf ab, keine Abhängigkeiten zu schaffen. Die Dorfbevölkerung ist in alle Phasen der Projekte miteingebunden. Unser langfristiges Ziel ist es, die Projekte am Ende an die Dorfbevölkerung zu übergeben, um die aufgebauten Projektstrukturen auch auf andere Dörfer anwenden zu können.“
Small moves, big change
Und dieses Konzept trägt Früchte. Konzentrierte sich die Arbeit von Braveaurora zunächst auf Guabuliga, ist man mittlerweile in weiten Teilen Nordghanas aktiv. Durch Ausbildungsprogramme und durch die Unterstützung von Frauen beim Erlangen von handwerklichen Fähigkeiten wurde vielen Menschen die Möglichkeit gegeben, ihre Lebensumstände nachhaltig zu verbessern. Ob als Weberinnen, Frisörinnen oder Seifenmacherinnen: Sie alle haben die Möglichkeit, langfristige Perspektiven für sich und ihre Kinder zu schaffen. Und wenn eines der Mädchen, das einst im Waisenhaus von den österreichischen Studentinnen unterrichtet wurde, mittlerweile die Universitätsausbildung als Jahrgangsbeste abgeschlossen hat, kann man zweifelsohne behaupten, dass Braveaurora für eine bessere Zukunft sorgt – getreu dem Vereinsmotto „Small moves, big change“!