Der 1982 in Swineshead – so heißt dieses kleine englische Dorf tatsächlich – geborene Autor macht in seinem Debütroman alles richtig. Dabei hat er keine der Schreibschulen in Wien oder Leipzig besucht, er trifft einfach die großen Themen unserer Zeit: Sinn des Lebens, Art des Sterbens und all das, was so dazwischen liegt. Gavin Extence hat uns den Ich-Erzähler Alex – eigentlich Alexander – Woods erfunden, als wir ihn kennenlernen ist er 10 Jahre alt und als wir ihn leider verlassen müssen, weil dieser geniale Schelmenroman zuende ist, ist er bereits 17. Alt genug, ein Auto zu lenken, aber das ist am Ende des Romans Alex Woods geringste Sorge.
Alles beginnt, weil etwas die Ordnung stört. Nichts Kleines, Unbedeutendes, sondern der Einschlag eines Meteoriten direkt in Alex Woods Kopf. Zuvor war sein Leben auch eher nicht den allgemeingültigen Regeln gefolgt: Seinen Vater kannte er nicht, seine Mutter glaubte an eine unsichtbare Geisterwelt und betrieb ihren eigenen Esoterik-Laden, kurz und gut: Alex war schon immer ein wenig außergewöhnlich. Doch jetzt war er ein Wunder, denn er überlebte den Einschlag in seinem Kopf, der alles veränderte.
Zuerst musste er diesen Unfall überleben, dann mit den daraus resultierenden epileptischen Anfällen zurechtkommen. Alex begann zu lesen, sich immer besser zu verstehen und gegen die Anfälle zu wappnen, ihre Aura rechtzeitig zu erkennen und sich auf diesen Sturm im Gehirn so vorzubereiten wie andere ein Boot seetüchtig machen. Dass Alex in seiner Schule ein Außenseiter war, überrascht nicht wirklich, was der Schelm über Schule denkt, entlastet alle, Eltern wie LehrerInnen und SchülerInnen, die Trauer legt sich und die Motivation, genau so wie Alex’ Schule nicht zu sein, steigt Seite um Seite.
Wenn ich diese Bücher las, war ich nicht länger in einer winzigen Welt eingesperrt. Ich fühlte mich nicht länger ans Haus und an mein Bett gebunden. Ich sagte mir, dass ich letzten Endes nur an mein Gehirn gebunden war, und das war eigentlich kein bedauernswerter Zustand.
Der Roman beginnt mit der Verhaftung des 17-jährigen Helden, der eine Urne – in der die Asche seines Freundes Petersen ist – und hundertdreizehn Gramm Marihuana an der Grenze, genauer gesagt im Zollhäuschen in Dover, mit sich trägt. Alex will erklären, er war schließlich auch einmal ein Held der Insel, der Junge mit dem Meteoriten im Kopf und jetzt doch ein klar denkender junger Mann, der einen einzigartigen Literaturkreis zu den Werken von Kurt Vonnegut gründete und dazu genügend Erwachsene begeistern konnte. Lesen, Kiffen, Klugsein, Außenseitersein und einem guten Freund zu helfen, dann und so zu sterben, wie er sich wünscht, das sind die großen Themen, die das Buch prägen: Man wird bei seiner Lektüre weiter, toleranter, schaukelt wie ein sicheres Boot.
Gavin Extence:
Das unterhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
Deutsch von Alexandra Ernst
München: Limes Verlag 2014