Aktuelle
Ausgabe:
Familie
11/12/24

„Beim Räuchern gibt es kein Richtig oder Falsch“

„Beim Räuchern gibt es kein Richtig oder Falsch“
Foto: AdobeStock

Räuchern in der Weihnachtszeit hat bei Susanne Türtscher Tradition.

Dem Räuchern wird in den Raunächten, aber auch in der Adventzeit eine besondere Rolle zugeschrieben. Warum ist das so?
Dies geht auf die Ur- und Jahreskreisfeste zurück, die früher im November gefeiert wurden. Im christlichen Verständnis sind es Allerheiligen und Allerseelen, die uns in die dunkelste Zeit des Jahres führen. Es ist eine Zeit, in der es sehr früh dunkel wird und sich die Menschen seit jeher in ihre Häuser zurückziehen. Früher glaubten die Menschen auch, dass in dieser Zeit ein „Krankheitsdämon“ sein Unwesen treibe. Um sich zu reinigen und diesen „Dämon“ fernzuhalten, wurden nicht nur die Wohnräume, sondern auch die Ställe ausgeräuchert. Bei uns im Walsertal wurden die Tiere oft von einem Stall, in dem auch das Heu lag, in einen neuen Stall getrieben. Bevor dies geschah, wurde der neue Stall ausgiebig mit Meisterwurz, Harz oder Wacholder ausgeräuchert, um ihn keimfrei zu halten und auch im übertragenen Sinn „zu reinigen“.

Was gilt es zu beachten, wenn man im eigenen Zuhause räuchern möchte? Kann man etwas falsch machen?
Nein, beim Räuchern gibt es kein Richtig oder Falsch. Aber es gibt einen Unterschied zwischen aktivem und passivem Räuchern. Beim passiven Räuchern werden Kräuter in ein kleines Sieb gelegt und mithilfe eines Teelichts verbrannt. Das Ergebnis ist ein ganz dezenter Duft der Kräuter, die man dafür ausgewählt hat. Das mache ich, wenn ich einfach einen guten Duft und eine feine Energie in den Raum bringen will. Beim aktiven Räuchern, zum Beispiel bei einer Hausräucherung, entzünde ich im ersten Schritt die Räucherkohle. Dann werden Harze, Meisterwurz, Salbei oder Wacholder daraufgelegt. Mit dieser Mischung begibt man sich dann ganz bewusst in jeden Winkel des Wohnraums. Eine Variante ist es, einen Raum stellvertretend für das ganze Haus zu räuchern – schließlich leben manche nicht in einem Einfamilienhaus. Ich gehe dabei gerne von Ecke zu Ecke in Richtung des Sonnenlaufs. Früher hatten die Räuchernden auch Glöckchen dabei, mit denen sie in jedem Winkel geklingelt haben, um symbolisch alles Böse aufzuspüren. Manche klatschten auch einfach in die Hände. Man kann auch bewusst aussprechen, was man an Schwere empfindet, es kann aber auch in Stille geschehen. Anschließend wird das Haus oder der Raum gut gelüftet. Danach folgt der zweite Durchgang. Hier werden fein duftende Kräuter wie Lavendel, Rose, Engelwurz oder Aland verwendet. Der Ablauf entspricht dann den Himmelsrichtungen: von Osten nach Süden, dann Westen und Norden.

Foto: Mathis Studio

Zur Person:

Susanne Türtscher stammt aus dem Walsertal und ist Expertin, wenn es um Raunächte geht. Ihr Wissen teilt sie in dem Buch „Von den zwölf Rauhnächten und dem dreizehnten Mond“.

  • Teile mit:
  • Veröffentlicht: 26.12.2023
  • Drucken