Aktuelle
Ausgabe:
Familie
11/12/24

Yes, we do!

Der „schönste Tag im Leben einer Frau“ hat einen Nachteil – er hat nur 24 Stunden. Weil das viel zu kurz ist und der Anlass viel zu schön, wird dieser unvergessliche Tag in den USA oft einfach verlängert.

Regungslos steht John Floyd Powers vor dem Blumenbogen und blickt über die Wiese zur kleinen steinernen Brücke, wo seine Braut Jennifer Steele Crouche erscheinen soll, erscheinen wird! Rechts neben ihm sieben „Groomsmen“, links sieben „Bridesmaids“, alle grün gekleidet. Die letzten Klänge eines Streichquartetts klingen noch in den Ohren der gut 120 sitzenden Gäste, ein Vogel raschelt in einem der hohen Bäume im Park des Cheekwood Estate in Nashville, Tennessee, doch sonst hält die Natur gerade die Luft an. Ein Jahr voller Erwartungen und Vorbereitungen liegen vor diesem Moment, zwei Jaworte und ein gemeinsames Leben werden folgen. Und ich mittendrin, erste Reihe links. Die Kamera in der einen Hand, ein Taschentuch in der anderen, neben mir mein Mann Jim und seine Schwester Elise im dunkelblauen Kleid, die Mutter von Jennifer. Der Platz neben ihr ist leer, dort wird Vater Harvey sitzen, nachdem er Jennifer zum Bräutigam geführt hat. Vor Jennifer und Harvey wird das „Flower-Girl“ Caitlin Blütenblätter ausstreuen, die sie so schön findet, dass sie sie nach der Zeremonie wieder in ihr Körbchen aufsammeln wird. Während Jennifer mit ihrem langen weißen Schleier vor der Brücke wartet, pocht ihr Herz so heftig, dass sie von der Stille nichts mitbekommt. Ihr Blick folgt dem Weg über die Wiese, durch die Mitte der Sesselreihen zum Blumenbogen – oh, daneben John! – und weiter über den Hügel, zu dem Platz, wo er vor einem Jahr um ihre Hand angehalten hat. Es war ein Ausflug in den herbstlichen Park, der zum sonnendurchfluteten Blumenmeer wurde, als John niederkniete.

MAID OF HONOUR UND BEST MAN
Wann beginnt das gemeinsame Leben zweier Menschen? Nach dem Jawort oder dann, wenn um die Hand angehalten wird? Was definitiv bei Letzterem beginnt, ist die Planung einer großen amerikanischen Hochzeit, denn es sind viele Etappen, die zum Jawort führen, und jede einzelne muss gefeiert werden. Bald nach dem Antrag findet ein feierliches Abendessen statt, ein „Proposal-Dinner“. Etwa einen Monat nach der Verlobung im Oktober lädt Jennifer ihre besten Freundinnen zu einem weiteren Abendessen, genannt „Bridesmaids-Dinner“. Bei diesem Anlass werden die Anwesenden gefragt, ob sie die Brautjungfern sein wollen. Jennifers jüngere Schwester Ellen wird „Maid of Honour“, was so viel wie „Ehrendame“ heißt. Sie wird bei der Hochzeitszeremonie am nächsten bei der Braut stehen, flankiert von sechs weiteren Bridesmaids. Ziemlich ähnlich geht es bei den Männern zu. John, der Bräutigam oder „Groom“, muss seinen „Best Man“ finden und ebenso sechs weitere Groomsmen oder Brautführer. Einer davon ist Will, Jennifers kleiner Bruder. Lesen Sie weiter in der Printausgabe…

Die sogenannte „Bridal Party“: Die sieben Brautjungfern (Bridesmaids) und die sieben Brautführer (Groomsmen) werden mit dem Bus zur Hochzeitszeremonie im Park des Cheekwood Estate in Nashville, Tennessee, transportiert. Hailey spricht einen Toast aus mit ihrem gut isolierten „Go-Cup“. Die Isolierung ist wichtig, da der Inhalt – Champagner rosé – gekühlt am besten schmeckt.
Im „Richland Country Club“ findet am Tag vor der Hochzeit ein „Bridal Luncheon“ statt, ein stilvolles Mittagessen mit kleinen Geschenken für Freundinnen und Vertraute der Braut.
Die Brautmutter Elise fotografiert die Braut Jennifer mit ihren Bridesmaids.
Jennifer hat eine „Flower-Crown“ (Blumenkrone) von ihrer Floristin geschenkt bekommen und fühlt sich wie eine Prinzessin.
Der große Tag! Die Braut ist mit ihrem Kleid auf dem Weg zum Ankleide­raum und sieht die soeben eingetroffene Hochzeitstorte.
Die Brautjungfern sehen Jennifer zum ersten Mal ganz in Weiß, das ist nicht nur für Schwester Ellen (links) ein emotionaler Moment.
Wie die Frauen machen sich auch die Männer in einem eigenen Raum schön, jedoch ohne Make-up-Team.
Tante Mimi und Groß­vater William albern für ein Foto bei der großen „Reception“.
Nach ein paar kurzen, aber berührenden Ansprachen tanzt der Brautvater Harvey mit seiner Tochter Jennifer, der Bräutigam John mit seiner Mutter – und peng ist die Tanzfläche voll und bleibt es auch.
Nur ein paar Stunden vorher noch standen alle ganz still und blickten erwartungsvoll Richtung Braut.
Seit gut einer Viertel­stunde verheiratet, küsst es sich viel entspannter. Jennifer trägt dem Brauch folgend ganz bestimmte Dinge bei ihrer Hochzeit: “Something old, something new. Something borrowed, something blue.”
Die Dame, genannt „Minister“, die John und Jennifer als „Mann und Frau“ verkünden wird, wartet neben John auf den Beginn der Zeremonie.
  • Teile mit:
  • Veröffentlicht: 14.05.2018
  • Drucken