Je früher gesunde Gewohnheiten eingeübt werden, desto besser. Durst mit Wasser zu stillen, ist eine davon. Sogenannte Wasserschulen unterstützen Schülerinnen und Schüler dabei.
Weltwassertag im Wiener Bundesgymnasium Maroltingergasse: Das Wasserbuffet in der großen Pause wird von den Schülerinnen und Schülern regelrecht gestürmt. Pro Gutschein gibt es ein Glas Leitungswasser, wahlweise mit Zitronenscheibe, Minze oder Gurke. Organisiert wurde das Buffet von einer siebten Klasse, eine Kreativklasse gestaltete die Gutscheine, die in der Früh an alle verteilt wurden.
Das Wasserbuffet ist nur eines von vielen Konzepten in der noch jungen Wasserschule. Bilder und Plakate an den Wänden sind kreative Zeugnisse der intensiven Beschäftigung mit dem lebensspendenden Element. Die mittlerweile überflüssigen Mund-Nasen-Masken werden, in verschieden Blautönen bemalt, als Collage zum „Maskenfall“.
Projekt mit Mehrwert
Mit ihrem Engagement in Sachen Wassertrinken sind die GymnasialschülerInnen der Maroltingergasse längst kein Einzelfall. „Seit Beginn des Projekts 2016 haben insgesamt rund 300.000 Kinder in Wien eine Wasserschule durchlaufen“, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Rosemarie Zehetgruber, die das Projekt gemeinsam mit einer Kollegin entwickelt und initiiert hat. Die Grundidee: In der Schule wird ausschließlich Leitungswasser getrunken.
„Über die Schülerinnen und Schüler wird die Idee nachhause getragen.“
„Ursprünglich für Volksschulen konzipiert, war es ein großes Anliegen, das Projekt nach der Primarstufe weiterzuführen“, informiert Claudia Canaris, Fachinspektorin in der Bildungsdirektion für Wien, die das Projekt seit Anbeginn unterstützt. „Heute ist die Wasserschule eines der wenigen wienweiten Schulprojekte.“ Es ist einfach umsetzbar, Wasser steht kostenlos zur Verfügung. „Über die Schülerinnen und Schüler wird die Idee außerdem nachhause getragen“, nennt Canaris einen Mehrwert.
Gesund und umweltfreundlich
Satte 40 Prozent des Zuckers, den Kinder und Jugendliche zuführen, stammt aus gesüßten Getränken. Indem die SchülerInnen regelmäßig Wasser trinken, beugen sie nicht nur Übergewicht und Diabetes, sondern auch einem Flüssigkeitsmangel vor. Das unterstützt den Lernerfolg – schon eine leichte Dehydration verursacht Müdigkeit und Konzentrationsprobleme.
Aus wiederbefüllbaren Flaschen zu trinken, reduziert außerdem Plastikmüll. „Würde in einer durchschnittlichen Wiener Schule jedes Kind in den 37 Schulwochen im Jahr auf zwei Plastikflaschen pro Woche verzichten, ließen sich 15.000 Flaschen jährlich einsparen“, rechnet Zehetgruber vor.
Vielseitiges Jahresthema
Je nach Schulstufe setzt man in Wasserschulen auf unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Im Bundesgymnasium Maroltingergasse war Wasser bereits zwei Mal Jahresthema, informiert Englisch- und Psychologielehrer Robert Oszwald. „In jeder Klasse, in jedem Fach soll einmal im Schuljahr etwas zum Thema Wasser gemacht werden – sei es ein kleines Projekt, eine Recherchearbeit.“ Spielerische Aktivitäten wie Wasserverkostungen machen das Thema mit den Sinnen erlebbar. Anhand einer Ampel demonstrierten SchülerInnen der Oberstufe den ErstklässlerInnen, wie viel Zucker die verschiedenen Softdrinks enthalten. Bei einer anderen Station wurde jene Strecke abgemessen, die die Kinder laufen oder springen mussten, um die Kalorien einer halben Flasche Limo wieder abzubauen. „Die Kinder waren danach ziemlich aus der Puste“, erzählt die 18-jährige Schülerin Lilianna Dutka.
Die intensive Beschäftigung mit dem nassen Element bewirkt viele positive Veränderungen. „Ich trinke mehr Wasser als vorher und komme auf an die zwei Liter“, sagt Dutka. Auch für viele SchulkollegInnen wurde Wassertrinken zur gesunden Gewohnheit, die über so manches Tief hinweghilft. „Bei Schularbeiten oder, wenn wir uns ausgelaugt fühlen, trinken wir Wasser“, erklärt der 16-jährige Félix Renöckl. Stolz präsentieren er und Dutka ihre Trinkgefäße: Aluminiumflaschen in einem Stoffmantel mit Schullogo. „Die Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen bekommen die Flaschen gratis, sozusagen als Eintrittsgeschenk“, freut sich Oszwald.
„Einmal Wasserschule, immer Wasserschule“
Die Kriterien für eine Wasserschule sind klar: „In der Klasse wird ausschließlich Wasser getrunken. In der Schule werden keine Getränke mit sehr hohem Zuckergehalt von 6,7 Gramm pro 100 Milliliter oder mehr angeboten. Der Unterricht ist wasserfreundlich – durch diverse Projekte und indem an das Wassertrinken erinnert wird“, erläutert Zehetgruber. „Nicht zuletzt brauchen alle ein Trinkgefäß, eine wiederverwendbare Flasche.“ Ihre Bilanz? „Die Erfahrung zeigt: Einmal Wasserschule, immer Wasserschule.“
Das Projekt
75 Prozent der Volksschulen und mehr als die Hälfte der Mittelschulen und Sekundarstufen in Wien sind Wasserschulen. Auch in Niederösterreich haben sich einige etabliert. In Wien wird das Projekt von der Bildungsdirektion Wien, dem „Fonds Gesundes Österreich“, der Wiener Gesundheitsförderung und Wiener Wasser unterstützt.
Informationen zur Umsetzung: https://www.gutessen.at/
Interessierte Schulen aus anderen Bundesländern finden unterstützende Materialien auf: http://www.waterschools.eu/.