Eine Weltanschauen-Reise ist nicht am Tag der Heimkehr vorbei. Sie wirkt noch lange nach. Durch berührende Begegnungen mit Menschen, Kulturen und Natur.
„Ich habe einen neuen Blick bekommen“, sagt Johanna. „Die Begegnungen mit den Menschen haben mich sehr berührt.“ Damit hat sie zusammengefasst, was das Besondere einer „Weltanschauen“-Reise ist. Eigene Eindrücke zu sammeln, keine vorgegebenen Postkartenmotive abklappern. Menschen kennenlernen, keine Hotels. Die Lebensumstände erfahren und miterleben, keinen Inszenierten Folklore-Shows beiwohnen.
Als Christoph Mülleder „Weltanschauen“ gründete, lagen 14 Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit der Caritas hinter ihm. „Der Job hat mich immer wieder zu Projektpartnern und Partnerinnen geführt, hauptsächlich in Osteuropa“, sagt er. „Immer wieder habe ich damals schon Projektreisen organisiert, für Interessierte, um zu zeigen, was die Caritas in den unterschiedlichen Ländern macht.“ Schnell haben sich diese Reisen erweitert, über das reine Projekte-Besuchen hinaus entstand Interesse, für die schönen Dinge, die Natur, das Wandern. „Ich habe bemerkt, dass diese Art der Reisen gut ankommt“, sagt Christoph Mülleder, „und dass ich etwas bei den Leuten bewirke, dass neue Sichtweisen entstehen und die Leute verändert zurückkommen. Und beglückt.“
TOURISMUS, ABER NACHHALTIG
Eine Bildungskarenz brachte Christoph Mülleder die Zeit, um nachzudenken – darüber, wie es beruflich weitergehen sollte. Er beschloss, sich mit seiner Herzensangelegenheit, den Reisen, selbständig zu machen. „Seit 2012 gibt es Weltanschauen, seit 2013 veranstalten wir in Kooperation mit Welt der Frauen die Leserinnenreisen,“ sagt er. Seither hat sich an seinem Enthusiasmus nichts geändert. „Es macht mir Spaß und ist mir ein persönliches Anliegen, den Nachhaltigkeits-Aspekt im Tourismus umzusetzen.“ Denn, da ist er sich sicher, Tourismus in Massen ist zerstörerisch, für Menschen und Umwelt: Billigflüge, Last-Minute-Dumpingangebote, Golfhotels in der Wüste. „Gleichzeitig kann Tourismus aber ein Instrument sein, um Entwicklung in einer Region zu fördern, um Armut zu bekämpfen.“ Einflussnahme, aber im positiven Sinne. „Tourismus spielt sogar in den Entwicklungs-Zielen der UNO eine Rolle, weil er Gutes bewirken kann. Er kann für beide Seiten ein Geschenk sein.“
Dieses Geschenk, so Christoph Mülleder, besteht darin, Neues zu entdecken, neue Perspektiven zu bekommen, schöne Dinge zu sehen, Menschen kennenzulernen die in anderen Ländern leben – oder an anderen Orten auch im eigenen Land. So führen die Weltanschauen-Reisen nicht nur in Ländern wie Rumänien, Italien, Griechenland, Irland oder die Länder des Balkans. Auch Koroška steht auf der Destinationen-Liste, ein Besuch bei den Kärntner SlowenInnen. „Eine Mischung aus Politik, Begegnung, Kultur, Geschichte, Naturerlebnis und Information“ beschreiben es Edi und Traude, die diese Reise miterlebten. Und: „diese Art von Reise und Begegnung helfen sehr, gegenseitiges Verständnis zu fördern und zu vertiefen.“ Für die beiden war es eine echte Bereicherung, so viel über die Lebensrealität der slowenischen Volksgruppe zu erfahren.
AUF AUGENHÖHE UND NACHHALTIG
„Solche Begegnungen“, sagt Christoph Mülleder, „bewegen und verändern etwas und sorgen dafür, dass von der Reise etwas mitgenommen wird in den Alltag.“ Kein Kühlschrankmagnet und auch kein Wandteller. Auch für diejenigen, die man besucht, bleibt etwas zurück“, sagt er. „Sie sollen zum einen gut davon leben können. Und zum anderen ebenfalls beschenkt sein.“
Eine Reise mit Weltanschauen ist immer auch eine Reise in Zusammenarbeit mit nachhaltig wirtschaftenden Klein- und Mittelbetrieben. So soll sichergestellt sein, dass ein Großteil der Wertschöpfung diesen lokalen Unternehmen und Organisationen zu Gute kommt – Arbeitsplätze erhalten bleiben, Landflucht verhindert wird. „Das bedeutet“, sagt Christoph Mülleder, „lokale Unterkünfte statt internationalen Hotelketten, regionales Slow Food statt internationalem Fast Food.“ Auch die Wahl des Fortbewegungsmittels ist darauf ausgerichtet, den ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten: „Bahn vor Bus vor Flugzeug, bio und fair vor Chemie und Ausbeutung“ so das Weltanschauen-Motto. Dazu gehört auch, dass einzelne Strecken zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Boot zurückgelegt werden – Momente der Entschleunigung, die nicht nur ökologisch eine wahre Wohltat sind.
Wie lange wirkt das Geschenk nach?
Ein Leben lang
Hat es Persönlichkeit?
Ja, ideal für Reisende, die als Gäste Land und Leute kennenlernen wollen
Gibt’s wo?
www.weltanschauen.at
www.welt-der-frauen.at
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Erschienen in „Welt der Frauen“ 12/18