Unsere Leserin Daniela Steinbach & ihre Tochter Fiona im „Welt der Frauen“-Gespräch.
„Welt der Frauen“-Leserin Daniela Steinbach (54) aus Wien ist selbstständige PR-Beraterin und Mutter von zwei Kindern: Sohn Matteo (14) und Tochter Fiona (23). Als diese noch Schülerin war, entschied sie sich als einzige in ihrer Clique für eine Lehre mit Matura, weil sie eine solide Berufsausbildung absolvieren und ihr eigenes Geld verdienen wollte. Nun studiert sie Philosophie und macht eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Doch mit einer bestimmten Emotion muss sie sich erst anfreunden. Mit welcher? Wir fragten erst bei der Mutter nach und baten anschließend die Tochter zum Gespräch
„Fiona war schon als Kleinkind ein Tornado. Sie hatte einen ausgeprägten Willen und wollte immer alles auf der Stelle tun und haben. Quengelte sie, weil ihr etwas nicht passte, konnte man sie nicht einfach mit einer Brezel abspeisen und still stellen. Dokumentiert sind Erinnerungen wie diese in Kindheitsbüchern, die ich ab dem Zeitpunkt ihrer Geburt für sie gestaltet habe. Darin finden sich eingeklebte Kino- und Zirkuskarten, Einladungen zu Geburtstagsfeiern und jede Menge Aufzeichnungen über ihre Entwicklung, ihre Tagesabläufe und ihre Vorlieben. Diese Bücher sind große Schätze für Fiona, weil sie so wahnsinnig viel über sich selbst erfahren kann. In bester Erinnerung ist mir noch der Tag, als der Osterhase ihren Schnuller mitnahm und ihr dafür einen Brief hinterließ. Da meinte sie: ‚Der hat mit meinem Filzstift geschrieben! Und der Block gehört auch mir!‘ Sie ließ sich also schon als Vierjährige ein X nicht für ein U vormachen.“
Daniela Steinbach
„Die Jahre, die ich mit Schweigen verplemperte, kann ich nie wieder nachholen“
Petra Klikovits: Fiona, was passierte, wenn es in deiner Kindheit nicht nach deinem Kopf ging?
Fiona Steinbach: Wenn etwas nicht so lief, wie ich das wollte, oder ich etwas nicht kriegte, das ich mir eingebildet hatte, hielt ich das nicht aus. Dann brüllte ich herum und schmiss mich wütend auf den Boden. Auch mit fadenscheinigen Trost-Geschichten, die Erwachsene Kindern manchmal so auftischen, gab ich mich nicht zufrieden, sondern bot Mama Parole. Dabei sprach ich nicht wie eine Vierjährige, sondern wie eine Erwachsene.
Wie kam das? Warst du als Kind nur unter Erwachsenen?
Nein, ich war schon auch unter Kindern, aber Mama und ich waren immer wie Freundinnen und nicht wie Mutter und Tochter. Wir redeten immer ganz offen über alles. Das ist bis heute so. Wenn du schon als Kind mit einer erwachsenen Person so redest, dann hinterlässt das Spuren. Mama kommunizierte nie kindlich mit mir oder versuchte etwas zu umschreiben, zu verniedlichen oder zu beschönigen. Sie mutete mir die Wahrheit zu, nannte die Dinge beim Namen und erklärte mir, warum etwas so ist wie es nun einmal ist. Natürlich passte mir das nicht immer in den Kram. So wie damals, als Mama im Homeoffice ein wichtiges Kundengespräch hatte und mir das egal war. Als sie mich bat, kurz den Mund zu halten, stemmte ich meine Hände in die Hüften und konterte: „Nein! Ich halte mir jetzt die Nase!“ Ich zog seltsame Sprüche, Vorschriften und Regeln halt gerne ins Lächerliche. Wie ein Clown.
Hast du eine Ahnung, warum du diese Narrenfreiheit entwickelt hast?
Vermutlich, weil mir meine Oma Dolli alles durchgehen ließ. Vor der Geburt meines Bruders Matteo war ich neun Jahre lang Einzelkind und Omas einziges Enkerl, denn Mama hat keine Geschwister. Dadurch fokussierte sich alles auf mich. Wenn Oma auf mich aufpasste, war ich die Chefin! Ich konnte tun, was ich wollte. Und bekam, was ich wollte. Denn Oma wollte mich verwöhnen und sicherstellen, dass mir an nichts mangelt.
Diese Art der Mit-Erziehung hat dazu geführt, dass du dir recht früh ein enormes Durchsetzungsvermögen angeeignet hast. Doch wie alles im Leben hat auch das eine Schattenseite. Gibt es bei dir eine geringe Frustrationstoleranz?
Oh ja, die gibt es! Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, muss es so passieren, sonst kriege ich einen Wutanfall wie damals als Kind. Das macht mich narrisch! In solchen Situationen werde ich ungeduldig, schlecht gelaunt und bin richtig unglücklich. Alles geht mir auf die Nerven, auch ich mir selbst. Dann schimpfe ich: „Warum kriegst du das nicht hin? Bist du zu blöd dafür? Mach doch endlich, dass es funktioniert!“ Am besten, man spricht mich in solchen Phasen nicht an. Für mich sind diese emotionalen Ausbrüche schrecklich anstrengend. Und sie ärgern mich auch, denn im Nachhinein erkenne ich meist, dass ich mir die Aufregung sparen hätte können. Aber in der Situation selbst bin ich außer Rand und Band und kriege mich nicht ein. So tief ist dieses Verhalten in mir verankert. Ich kann es mir einfach nicht abtrainieren.
Wie reagieren deine Familie und deine FreundInnen auf deine impulsiven Anfälle?
Die meisten lassen mich in Ruhe. Nur Mama schnauzt zurück: „Jetzt reiß dich endlich zusammen und steigere dich nicht so hinein!“ Diese klaren Grenzen helfen mir, dass ich nicht noch mehr überschäume. Außerdem wird mir dadurch bewusst, dass sie total Recht hat. Mama ist genauso temperamentvoll wie ich. Auch bei ihr muss es immer nach ihrem Willen gehen. Sie dramatisiert gerne und wird dann auch lauter, sodass jeder weiß, dass ihr etwas nicht passt (lacht). Das nervt, weil sie mir durch dieses Verhalten mein eigenes widerspiegelt. Aber das ist immer so: Was wir an anderen ablehnen, mögen wir auch an uns selbst nicht.
Wie regulierst du deine Wut, wenn du alleine bist? Schreist du dann in einen Polster oder boxt gegen deinen eigenen Schatten?
Lustige Ansätze! Nein, aber tatsächlich wende ich einige Strategien an. Zuallererst verlasse ich die Situation, indem ich woanders hingehe. Am besten vor die Tür. Das lenkt mich ab, bringt mich auf andere Gedanken. Dann spaziere ich eine Runde um den Block oder gehe laufen. Auch ins Grüne fahren hilft, wenn man rot sieht. Das tut der Psyche sehr gut! Im Zuge meiner Ausbildung zur Psychotherapeutin muss ich auch selbst Therapiestunden nehmen. Dabei lerne ich, einen differenzierten Blick auf meine Emotionen zu werfen und mich zu fragen, woher diese rühren. Meist taucht dabei die kleine Fiona auf, die in mir tobt. Sie fordert mich auf, sie anzunehmen. Um sie zu verstehen, stelle ich mir vor, dass ich die Kleine in den Arm nehme, ihr zuhöre, mit ihr in Dialog gehe. So gebe ich dieser angestauten Wut von damals Raum. Diese „Innere-Kind-Arbeit“ hilft sogar besser, als wenn ich meine Wut mit Wortduellen mit Mama abreagiere. Vor allem ist es gesünder! Denn wenn man seiner Wut freien Lauf lässt, besteht die Gefahr, dass man andere unnötig verbal oder auch körperlich verletzt. Trotzdem ist es wichtig, das Gefühl der Wut wahrzunehmen und anzunehmen, weil es einem etwas sagen will: nämlich dass man sich selbst behaupten, für die eigenen Bedürfnisse und Ziele einsetzen und Grenzen setzen soll. Außerdem kann man Wut konstruktiv nutzen, weil sie ein Antrieb im Leben ist.
Viele Menschen tun das nicht und verstecken ihre Emotionen. Sind sie wütend, lassen sie sich das nicht anmerken, wahren Contenance. Ihre Wut agieren sie etwa passiv-aggressiv aus – zum Beispiel durch spitze Bemerkungen.
Ich finde es gesünder, seine Emotionen offen zu zeigen, indem man einen Schritt zurück macht, aus der Emotion aussteigt und mit etwas Abstand darüber redet. Wut in sich hineinzufressen ist schlecht. Sie äußert sich ja soundso – entweder durch Frust, Krankheiten oder selbstverletzendes Verhalten. In der Schule etwa haben sich einige gleichaltrige Mädchen geritzt, weil sie keinen anderen Ausdruck für ihre Wut fanden. Ich könnte mir körperlich nie selbst wehtun. Verbal passiert es mir leider schon, weil ich meine größte Kritikerin bin.
Du hast aber noch andere Facetten. Deine Mama sagt, dass du auch eine sehr ernsthafte Seite hast und viel über die Welt nachdenkst. In dir schlummere eine „alte Seele“. Fühlst du das selbst auch so und wenn ja, was heißt das konkret?
Tatsächlich habe ich das Gefühl, als wäre ich schon länger auf der Welt als ich es bin. Oft ist mir, als säße da eine vierzigjährige Frau im Körper einer Anfang-Zwanzigjährigen. Wenn ich etwas tue, überlege ich mir immer, welche Konsequenzen etwas haben könnte. Ich habe auch nicht diese typischen Interessen wie junge Frauen in meinem Alter, mache mir nichts aus Ausgehen und Abenteuern. Ich unterhalte mich auch lieber mit älteren Menschen als mit Gleichaltrigen. Vielleicht kommt das daher, dass mir Mama schon in meiner Kindheit auf Augenhöhe begegnete. Ich bin ihr nicht nur charakterlich, sondern auch optisch sehr ähnlich und verhalte mich wie sie. Manchmal habe ich Schwierigkeiten zwischen uns zu trennen: Wer ist Mama, wer bin ich? Je älter ich werde, desto ähnlicher werden wir uns. Und desto mehr spiegeln wir einander. Oft habe ich auch noch Mamas Stimme in mir, die mir sagt, worüber ich nachdenken und wie ich etwas entscheiden soll. Das beeinflusst mich schon teilweise. Viele Menschen halten uns für Schwestern. Sogar meine beste Freundin sagt, dass ich wie Mama rede und wie Mama bin. Sie spricht ja auch so schnell wie ich.
In der Pubertät war euer Verhältnis angespannt. Du hast dich tagelang in deinem Zimmer versperrt und jedes Gespräch verweigert. Deine Mama hat euch damals „nicht als vierköpfige Familie erlebt, sondern als drei Familienmitglieder mit einer Mitbewohnerin“.
Ja, genauso war’s! Ich tat so, als würde ich meine Familie nicht kennen. Ich wollte nichts mit ihnen zu tun haben und auch nicht am gemeinsamen Leben teilnehmen. Ich habe nicht mal „Hallo“ gesagt, wenn ich von der Schule kam, sondern zog mich gleich in mein Zimmer zurück und wollte nur für mich sein. Ich war komisch, hatte komische Freunde und war furchtbar unglücklich, weil ich nicht wusste, wer ich bin und was ich will und soll.
Deine Mutter war mit den Nerven am Ende. Sie nahm jeden Tag „Rescue-Bachblüten“ ein. Als sie die Apothekerin eines Tages fragte, ob es die Tropfen auch in einem größeren Fläschchen gebe, soll diese gemeint haben: „Das ist schon das große!“
(lacht) Ich weiß, Mama hat mit mir einiges durchgemacht. Mein Verhalten setzte ihr vor allem deshalb so zu, weil die Kommunikation zwischen uns durch mein Schweigen in der Pubertät gekappt war. Wir haben damals ja nur gestritten, obwohl ich Streit mit Mama hasse. Zum Glück hatte sie trotzdem Verständnis für mich – mehr als ich für mich selbst hatte. Rückblickend betrachtet tut es mir sehr leid, dass ich so ungut zu meiner Familie war. Diese zwei, drei Jahre, die ich mit Schweigen verplemperte, kann ich nie wieder nachholen. Das kann ich mir selbst fast nicht verzeihen! Ich habe an diese Zeit nämlich kaum Erinnerungen an meinen Bruder, der damals erst drei, vier Jahre alt war. Jetzt ist das zum Glück anders. Ich verbringe wieder wahnsinnig gerne viel Zeit mit meiner Familie – auch im Rahmen von Urlauben. Matteo und ich gehen mehrmals die Woche miteinander laufen.
In deiner schwierigen Phase wolltest du nach einem Nachzipf am Gymnasium nicht mehr lernen. Daraufhin hast du dich – als einzige in deinem „Rudel“ – für eine Bürokauffrau-Lehre mit Matura entschieden. Wie hat dein Umfeld auf diesen Beschluss reagiert?
Meine Freunde fanden das cool, denn ich habe gleich 500 Euro verdient und konnte mir so allerhand Sachen kaufen. Sie konnten das nicht. Sie beneiden mich auch um meine abgeschlossene Ausbildung, denn mit meinen Buchhaltungs-und Computerkenntnissen habe ich überall gute Jobchancen. Das ist schon sehr praktisch. Wenn man nach der normalen Matura studiert, kann man meist nur kellnern, weil die Berufserfahrung fehlt. Auch meine Eltern standen zum Glück hinter mir.
Manche Freundinnen deiner Mutter waren wiederum entsetzt. Sie meinten: „Wie kannst du das Kind nur in dieser Idee unterstützen?“, als ob eine Lehre mit Matura ein Makel wäre. Deine Mutter machten diese abwertenden Aussagen sehr betroffen. Doch letztlich war es ihr „blunzenegal“, ob du eine Akademikerkarriere machst oder nicht. Ihr war nur wichtig, dass du etwas findest, das dir Freude macht.
Das rechne ich ihr auch sehr hoch an!
Gut so! Denn es gibt auch Eltern, denen wichtig ist, dass ihre Kinder „Studierte“ sind, auch wenn sie selbst eine Universität nie von innen gesehen haben. Solche Mütter und Väter definieren sich selbst über die Leistungen und Titel der Kinder.
Das ist eine schreckliche Bürde für die Kinder! Solchen Erwachsenen fehlt wohl der eigene Sinn. Umso dankbarer bin ich dafür, dass Mama das wurscht war. Ich war damals froh, dass ich einen Plan hatte und ihn anpacken konnte. Ein Freund meines Vaters gab mir schließlich die Chance, während der Sommerferien in seiner Firma zu schnuppern. Er war so zufrieden mit meiner Arbeit, dass ich gleich danach einen Vollzeitjob kam. Die monetäre Belohnung und die Wertschätzung und Anerkennung meiner Kollegen ließen mich so richtig aufblühen. Das gab mir Kraft fürs Lernen, denn ich machte nebenbei ja auch noch die Berufsschule, die Abendmaturaschule und den Führerschein. Als ich nur noch Einsen schrieb und es endlich wieder lief, war ich echt stolz auf mich und motiviert, meinen Plan durchzuziehen. Ich bin ja sehr ehrgeizig …
Deine Mama hatte Sorge, dass du dich mich mit so vielen Aufgaben übernimmst.
Ich weiß. Ich knicke aber eher ein, wenn ich unbeschäftigt bin. Dann wird mir nämlich langweilig. Außerdem definiere ich mich sehr über meinen Erfolg und brauche es daher, extrem gefordert zu sein und viel zu tun zu haben. Dann bin ich superglücklich! Es gibt für mich nichts Schöneres, als nach einem langen Arbeitstag erschöpft ins Bett zu fallen. Ein, zwei Tage chillen reicht mir.
Wer hat dieses Leistungsdenken geprägt?
Am ehesten mein Vater. Er arbeitet im Consultingbereich und ist außerdem Geschäftsführer der Soccer-Anlage in der Seestadt Aspern. Dass Erfolg glücklich macht, wurde mir bewusst, als ich ins Arbeitsleben einstieg. Mein Selbstwertgefühl hängt ganz stark davon ab, ob ich eine Beschäftigung habe oder nicht.
Das ist gefährlich! Was tust du, wenn du deinen Job eines Tages verlierst – so wie viele Menschen jetzt in der Coronakrise? Fühlst du dich dann minderwertig?
Ich hoffe nicht. Deshalb lerne ich in der Therapie, dass mein Selbstwert nicht davon abhängt, ob ich funktioniere oder nicht. Trotzdem ist es so, dass ich mich besser fühle, wenn ich Ziele erreiche.
Der Mensch ist dafür geschaffen, seine Talente sinnvoll und dem Gemeinwohl dienend einzubringen. Du hast eine Zeitlang hobbymäßig gemalt und Comics gezeichnet. Warum brauchst du die Anerkennung von anderen?
In erster Linie brauche ich die Anerkennung von mir selbst. Ich muss selbst mit mir zufrieden sein. Mit dem, was ich alles mache. Neben meinem psychotherapeutischen Propädeutikum, so nennt man die Vorstufe für die vierjährige Fachausbildung, studiere ich auch noch Philosophie und arbeite seit Juni 2020 Teilzeit in der Firma meines Vaters. Dort kümmere ich mich um Einkauf, Organisation und das Schreiben der Stundenlisten. In der Pubertät hat es zwischen Papa und mir oft gekracht, weil er immer wollte, dass ich schultechnisch funktioniere. War das nicht der Fall, war er streng. Zuwendung gab es nur, wenn ich etwas leistete. Die Zusammenarbeit nun tut uns beiden gut. Sie stärkt unsere Vater-Tochter-Beziehung, weil wir jetzt auch mehr miteinander reden als früher. Außerdem erfahre ich wieder mehr Wertschätzung von ihm. Das ist eine schöne Nebenerscheinung.
Seit fast drei Jahren wohnst du in einer eigenen Wohnung ganz in der Nähe deiner Eltern. Warum wohnst du ganz bewusst allein und nicht z. B. in einer WG?
Das entspricht meinem Naturell. Ich will meine Ruhe haben, denn ein höherer Lärmpegel strengt mich schnell an. Ich brauche, wenn ich lerne, auch keine Partys im Zimmer nebenan. Außerdem möchte ich den Haushalt führen, wie ich es will, und mich nicht andauernd mit jemand anderem absprechen müssen. Dieses Alleine-Wohnen ist herrlich. Selbst wenn ich bis in die Nacht bei meiner Familie bin, schlafe ich nicht auf der Klappcouch, sondern ziehe meine eigenen vier Wände vor. Dort habe ich alles, was ich brauche. Zum Glück kommen meine Eltern und meine Großeltern für die Miete auf. So muss ich nur meine Ausbildung aus eigener Tasche bezahlen bzw. mit dem Kindergeld und meinem Selbsterhalter-Stipendium. Die Finanzierung der Fachausbildung werde ich mit dem Ersparten aus der Aussteuerversicherung berappen, die meine verstorbene Großmutter zum Zeitpunkt meiner Geburt für mich angelegt hat. Anders könnte ich mir diese teure Ausbildung nicht leisten. Oma wäre bestimmt stolz, dass ich das Geld für Bildung ausgebe.
Aktuell bist du Single, so wie die meisten deiner Freundinnen. Wie geht ihr mit den Corona-Beschränkungen um? Verabredet ihr euch zu Zoom-Cocktails?
Nein, gezoomt wird schon genug auf der Uni. Meine beiden Corona-Buddys treffe ich lieber persönlich. Dann kochen und backen wir, probieren neue Rezepte aus, schauen Filme und setzen uns mit einer Flasche Wein auf den Balkon. Oft gehen wir auch spazieren und machen Ausflüge an entlegene Orte in Niederösterreich oder in der Steiermark. Das haben wir vor Corona nie gemacht, weil wir da meist in Bars, Clubs und Restaurants unterwegs waren. Natürlich fehlen mir diese Lokalbesuche sehr! Die Pandemie hat aber auch Vorteile, denn sie hat uns neue Wege aufgezeigt und unsere Gespräche noch mehr vertieft. Wir schätzen nun alles viel mehr. Neue Leute oder Burschen kann man in dieser Zeit aber nur schwer kennen lernen, denn Online-Plattformen sind für mich keine Option. Aber wirklich fehlen tun mir die Jungs eh nicht. Ich war auch schon vor Corona keine, die mit jedem herumgeschmust hat (lacht).
Petra Klikovits
In ihrer monatlichen Onlinekolumne „Meine wunderbare Tochter“ führt Petra Klikovits bewegende Gespräche mit Töchtern, Schwiegertöchtern, Enkeltöchtern, Stieftöchtern, Adoptivtöchtern, Pflegetöchtern, Patchwork-Töchtern und anderen Bonustöchtern von Leserinnen, die auf diese via [email protected] aufmerksam machen. Mehr von Petra Klikovits lesen Sie jeden Monat in Welt der Frauen.
Fotos: privat