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03/24

 „Frauen haben eine große Kompetenz für Wandel“

 „Frauen haben eine große Kompetenz für Wandel“

Sabine Pelzmann ist Unternehmensberaterin, Lehrsupervisorin und Autorin. In einem Leadership-Lehrgang möchte sie Unternehmerinnen bestärken, ihren eigenen Führungsstil zu finden.

Frau Pelzmann, im nächsten Jahr bieten Sie in Kooperation mit dem Bildungshaus Schloss Puchberg einen Lehrgang für Frauen an, die sich in einer Führungsposition befinden oder eine anstreben. Sie möchten UnternehmerInnen bestärken, selbstbewusst, authentisch und entlang der eigenen Werte zu führen. Warum ist das wichtig?

Wir leben und arbeiten in einer komplexen und schwierigen Zeit, die viele Herausforderungen mit sich bringt und auch Unternehmen vor manche Probleme stellt. Es gibt gesellschaftliche Veränderungen, Krisen, wie den Ukrainekrieg und die Pandemie. Es gibt einen digitalen Wandel und einen Fachkräftemangel zu bewältigen, und vielen Unternehmen fällt es schwer, MitarbeiterInnen zu finden. Unternehmen müssen sich strategisch neu aufstellen, die Steuerung in Unternehmen muss agiler sein als noch vor zehn Jahren. Wir brauchen Führungskräfte, die beweglich, flexibel und souverän führen und unterschiedliche Rollen einnehmen, den MitarbeiterInnen Zuversicht vermitteln und sie so sicher durch unsichere Zeiten führen können. Ich denke, dass Frauen hier einen Vorteil haben, weil sie empathisch sind, sich gut einfühlen können, und weil ihre Lebenssituation sich stärker ändert als jene der Männer. Daher bringen sie eine Transformationskompetenz mit, die es ihnen leicht macht, sich an verändernde Herausforderungen anzupassen.

Fällt es Frauen schwer, Führung zu übernehmen?

Viele Frauen sagen, dass sie nicht so führen möchten, wie sie es von anderen Menschen in Spitzenpositionen kennen. Sie wollen nicht machtbesessen und narzisstisch sein, so wie sie es häufig bei Führungspersonen erlebt haben, und sich auch nicht zu sehr in den Mittelpunkt drängen. Hier gilt es, eine natürliche Form der Autorität zu finden, die ihnen und ihrer Wertehaltung entspricht, in der sie aber dennoch Einfluss nehmen und ihren Machtraum konstruktiv nutzen können. Im Lehrgang möchte ich mit Frauen reflektieren, welcher Führungsstil zu ihnen passt. Was treibt sie an, welche Werte und Ziele haben sie und welchen Sinn soll ihre Führung haben? Wenn Frauen ihre innere Einstellung geklärt haben und diese auch nach außen tragen, führen sie souverän und klar.

„Es gibt starke Prägungen aus unserer Familie, die sich auf unsere berufliche Identität auswirken.“

Wie finden Frauen zu ihren eigenen Werten?

Wir beginnen im Lehrgang bereits im ersten Modul, die eigene Sozialisation in Bezug auf Arbeit und Frausein hin zu reflektieren. So kommen wir zu den eigenen Werten. Wir beleuchten auch Denkfallen und negative Glaubenssätze, die wir Frauen oft in uns tragen. Wir arbeiten mit den Frauen auch an ihrer Sichtbarkeit, zeigen auf, wie sie sich vernetzen können. Dazu laden wir auch erfolgreiche und wertebewusste UnternehmerInnen aus Oberösterreich zu Kamingesprächen ein, damit sich die TeilnehmerInnen andere Zugänge und Denkweisen abschauen können.

Welche negativen Glaubenssätze haben Frauen meist verinnerlicht?

Viele Frauen denken, dass sie nicht gut genug für eine Führungsposition sind und auch, dass sie nicht vor größeren Gruppen sprechen können. Viele fragen sich auch besorgt, wie sich ihr Leben durch eine Leitungsposition verändern wird. Ich erlebe oft, dass Frauen eine starke Solidarität mit anderen Frauen haben. Wenn sie sich dann beruflich verändern möchten, etwa in der Lebensmitte noch ein Studium beginnen wollen oder eine Führungsposition übernehmen, zögern sie oder geben auf, weil sie sich dadurch aus ihren sozialen Umgebungen herausbewegen müssten. Viele Frauen brauchen etwas Ermutigung, in Führungspositionen zu gehen. Wenn sie dann in diesen Positionen sind, sollten sie gleich die nächsten Frauen nachholen.

Wie prägt die eigene Sozialisation die Vorstellung von Frauen über Macht, Führung und Autorität?

Es gibt starke Prägungen aus unserer Familie, die sich auf unsere berufliche Identität auswirken, aber auch die ersten Erfahrungen, die wir mit Arbeit gemacht haben, also in unserer Ausbildung, sind entscheidend. Wurde ich als junge Frau bestärkt, mutig meine Schritte zu gehen und meine Ideen zu verwirklichen und wie habe ich gelernt, mit Hindernissen umzugehen? Da spielen die eigene Familie und die erste Arbeitsumgebung meist eine große Rolle. Manchmal gibt es aber auch Zäsuren im Leben einer Frau, die sie dazu veranlassen, das zu tun, was sie schon immer machen wollte. So traf ich vor kurzem eine Frau, die immer studieren wollte, sich aber nie aus ihrem traditionellen Familienumfeld hinausbewegt hatte. Erst als sie sich von ihrem Mann getrennt hatte und die Kinder groß waren, holte sie ihr Studium nach. Wir können uns als Frau immer wieder neu erfinden, es ist nie zu spät, etwas anzufangen. Das ist unsere Wandelkompetenz.

 

Wann findet der Lehrgang statt?

jeweils am Freitag von 14 bis 21 Uhr

5. Mai 2023, 23. Juni 2023, 29. September 2023, 3. November 2023

Wo: Bildungshaus Schloss Puchberg

Referentinnen: DI Sabine Pelzmann MSc MBA, Graz

Dr.in Lisa Horvath, Universitäts- und Organisationsberatung, Graz

Mag.a Petra Pieber, MBA, Energie Steiermark, Strategische Personalentwicklung

Mehr Informationen und Anmeldung unter: www.schlosspuchberg.at

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  • Veröffentlicht: 26.09.2022
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