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03/24

Kulinarische Kostproben

Kulinarische Kostproben

75 Jahre „Welt der Frauen“

Anlässlich unseres Jubiläums haben die Redaktionsmitglieder in den Heften ihres jeweiligen Geburtsjahrganges gestöbert und ihr Highlight ausgewählt. Ein Streifzug durch eine bewegte Geschichte.

Julia EversJulia Evers, Chefin vom Dienst seit 2019, über einen Beitrag aus der Jänner-Ausgabe 1982

Dieser Moment, wenn jede Menge bis dahin unbekannte Menschen dein Gericht begutachten, ein bisschen kosten, es höflich loben und sich dann erwartungsfroh dem nächsten Topf zuwenden, aus dem sie freudig die doppelte Menge schöpfen: Für mich starteten so des Öfteren „Potluck“-Partys im Freundes- und Bekanntenkreis. Alle, deren Nachname mit Buchstaben von A bis L beginnt, mögen etwas Süßes mitbringen, die anderen etwas Saures, die Gastgeberin stellt die Getränke – so die Rahmenbedingungen des fröhlichen Zusammenseins.

Dass es den englischen Titel gar nicht braucht und die Idee gar nicht so neu ist, zeigt ein Blick in die „Welt der Frau“ von 1982: „40 Gäste, und nichts zu tun!“ – eine „Mitbringparty auf Eintopfbasis“ lässt Hannelore Bürstmayr, langjährige freie Mitarbeiterin, in einem Bericht Revue passieren. Nach dessen Lektüre bin ich sicher: Mit einem der dort angepriesenen Rezepte werde ich bei der nächsten Potluck-Einladung neue Bekannte begeistern. Und nicht nur, weil nach dem Ende der Pandemie jedes fremdgekochte Essen ein gutes Essen sein wird.

40 Gäste, und nichts zu tun!

Bericht über eine Mitbring-Party auf Eintopfbasis

Stellen Sie sich ein Fest mit 40 Gästen vor: die Stunden über den Kochbüchern, den langen Einkaufszettel, die vollen Taschen, die leere Geldbörse! Denken Sie an das Schlachtfeld in der Küche, den überquellenden Kühlschrank, an die Katze, die die Hühnerleber weggefressen hat, an die Mayonnaise, die sonst nie, heute aber garantiert gerinnt. Und nicht zu vergessen: an den sitzengebliebenen Kuchen.

Gut, Sie denken daran – und sagen das Fest ab. 40 Leute! Ich bin doch nicht verrückt! Mir genügen schon 20. Jawohl, ich habe schon Feste mit 20 Teilnehmern arrangiert, und mich eine halbe Stunde vor Beginn in Tränen aufgelöst. Germknödel, flach wie Kuhfladen, brachten mich zur Verzweiflung.

An unserem 40-Personen-Fest hatte ich aber selbst großen Spaß. Allerdings habe ich auf Hausfrauenlorbeeren weitgehend verzichtet, wir veranstalteten nämlich zu unserem 20. Hochzeitstag (2 x 20 = 40) eine Mitbring-Party, und zwar auf der Basis von warmen Eintöpfen, die die Gäste selbst mitbrachten.

Kulinarische Kostproben

Ein reichhaltiger Speisezettel

Garbure (südfranzösischer Suppentopf mit verschiedenen Fleischarten)
Porree-Fleischtopf
Moussaka
Hühnersuppe mit Nudeln
Pichelsteiner
Steirischer Krauteintopf
Kaninchen in Rotweinsoße
Gulaschsuppe (erst nach Mitternacht)

Nur das Kaninchen habe ich selbst beigesteuert. Und die Gulaschsuppe kochte mein Mann. Ein großer Korb Semmeln stand als Beilage für die verschiedenen Eintöpfe, die die Gäste mitbrachten, bereit. Drei Damen brachten Kuchen mit, davon eine zusätzlich noch eine große Thermoskanne Kaffee.

Wo bringt man 40 Leute unter?

Im Wohnzimmer hätten wir es nicht geschafft, daher wichen wir in einen Kellerraum aus. Stühle gab’s keine. Die Gäste saßen auf Matratzen oder einfach auf dem (Spannteppich-)Boden. Das hatten wir vorher angekündigt, damit sich alle in der Kleidung danach richten konnten.

Als Tische verwendeten wir Bananenschachteln mit passenden Brettern drauf. (Die Bretter stammen aus einer Entrümpelungsaktion = Umrümpelung.) Ein zerschnittener alter Küchenvorhang ergab eine ausreichende Menge gleicher Tischtücher.

Die aus dem ganzen Haus zusammengetragenen Grünpflanzen machten den Keller freundlich. Als Beleuchtung dienten die vereinigten Schreibtischlampen. Auf die harte Deckenbeleuchtung (Leuchtstoffröhren) konnten wir daher verzichten.

Die Platten samt dazugehöriger Anlage steuerte ein Freund bei, der dann auch als Diskjockey fungierte. Ein Gutteil der „Mitternachtseinlage“ wurde ebenfalls von Freunden gestaltet und war daher auch für meinen Mann und mich eine Überraschung. Nach Beendigung des Festes, gegen 2 Uhr früh, blieb ein Räumkommando zurück, um alles auf den alten Stand zu bringen. Mit diesem harten Kern veranstalteten wir schließlich zu Mittag ein Restlessen, ein gelungenes Nachfest.

Alles in allem: Ein reines Vergnügen! Vor den 50 Gästen zur Silberhochzeit habe ich überhaupt keine Angst!

Hannelore Bürstmayr

Eintopfrezepte für die Mitbring-Party

Garbure

Rezept
Zutaten

1/2 kg Rindfleisch zum Kochen, 1/2 Suppenhuhn, Rindsuppe (Würfel), 15 dag Frühstücksspeck im Ganzen, 3 mittlere Zwiebeln, 2 Nelken, 2 Knoblauchzehen, 1/2 kg verschiedenes Gemüse (Karotten, Porree, Sellerie, Petersilwurzel, gelbe Rüben), 1/2 kg Kartoffeln, 1 kleine Dose weiße Bohnen, Salz, Pfeffer; 2 in Würfel geschnittene, altbackene Semmeln, Butter oder Margarine zum Rösten, 3 El geriebener Emmentaler.

Zubereitung

Rindfleisch und das in Teile geschnittene Suppenhuhn gemeinsam in der heißen Suppe (Würfel) zustellen. Halbierte Zwiebeln und ganze Knoblauchzehen beifügen, in eine der Zwiebelhälften zwei Nelken stecken.

Bis das Fleisch zu kochen beginnt, das Suppengemüse putzen und unzerteilt gemeinsam mit Selchfleisch dazugeben. Nach ca. 1/2 Stunde die geschälten, halbierten Kartoffeln obenauf legen. Auf kleiner Flamme weiterkochen, bis alles weich ist. Zuletzt die gut abgeschwemmten Bohnen zur Suppe geben und einige Minuten mitkochen lassen.

Kartoffeln in eine tiefe Schüssel geben, darüber das ausgelöste Huhn, das Selchfleisch und das in Scheiben geschnittene Rindfleisch anrichten. Das Suppengemüse mit den Bohnen über dem Fleisch verteilen. Mit Suppe auffüllen, bis alles bedeckt ist.

Semmelwürfel in Butter oder Margarine anrösten und noch heiß mit dem geriebenen Käse vermischen. Gesondert servieren!

Porree-Fleischtopf

Rezept
Zutaten

1/2 kg Schweinsschulter, 1/2 kg Porree, 1/2 kg Kartoffeln, 2 Karotten, 1 feingehackte Zwiebel, 5 dag Öl, 1 Suppenwürfel, Salz, Pfeffer, Schnittlauch.

Zubereitung

Zwiebel in Öl anlaufen lassen, das in Würfel geschnittene Fleisch mitbraten, 1/2 l Wasser aufgießen, Suppenwürfel dazugeben und das Fleisch halbweich dünsten. (Man kann natürlich auch Rindsuppe verwenden!)

Den in kleine Stücke geschnittenen Porree, die geviertelten Kartoffeln und die in Scheiben geschnittenen Karotten zum Fleisch geben und fertig kochen, mit Salz und Pfeffer nachwürzen und mit Schnittlauch bestreuen.

Moussaka

Rezept

Zutaten

Ca. 1/2 kg Auberginen, Kartoffeln und Faschiertes, 2 Knoblauchzehen, 3 große Zwiebeln, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Oregano, Thymian, Rosmarin.
Für den Guß (Saliwka): 1–2 Joghurt, 3 Eier, Salz, 2 El Maizena und etwas Parmesan zum Bestreuen.

Zubereitung

Die Kartoffeln werden roh gewürfelt, in Ol angebraten und gesalzen. Die Auberginen werden in Scheiben geschnitten, in Öl angebraten, gesalzen und mit Oregano, Thymian, Rosmarin und fein zerdrücktem Knoblauch gewürzt. Zwiebeln fein schneiden, rösten und mit dem Faschierten mischen, salzen.

In eine gut gefettete feuerfeste Form gibt man zunächst eine Lage Auberginen, dann Faschiertes, wieder Auberginen und Faschiertes und obenauf die Kartoffeln. Zugedeckt ca. 45 Minuten bei 180 bis 200 Grad im Rohr garen, dann den Guß darübergeben, mit etwas Parmesan bestreuen und etwa 10 Minuten überkrusten.

Steirischer Krauteintopf

Rezept

Zutaten

1/2 kg Schweinsschulter, 3 mittlere Zwiebeln, 1 große Knoblauchzehe, 1 mittlerer Krautkopf, Kümmel, Neugewürz, Majoran, Thymian, Rosmarin, 1 El Paprika, 1 geh. Tl Maizena, 1/2 l saurer Rahm, 1 1/2–2 Suppenwürfel, Öl zum Anbraten.

Zubereitung

Fleisch in Würfel schneiden, Zwiebeln grob hacken, Kraut fein schneiden. Fleisch und Zwiebel in Öl anlaufen lassen, Kraut und zerquetschte Knoblauchzehe beifügen und einige Zeit ohne Zugabe von Wasser im eigenen Saft dünsten, dabei häufig umrühren. Paprika und alle übrigen Gewürze dazugeben, gut verrühren, mit etwas Wasser aufgießen, Suppenwürfel beifügen und den Eintopf mit Rahm und Maizena etwas binden.

Welt der Frau Februar 1982Erschienen in: Welt der Frau, Jänner 1982

„Welt der Frauen“ begleitet ihre Leserinnen und Leser seit 75 Jahren – die erste Ausgabe erscheint 1946  unter dem Titel „Licht des Lebens“ in Wien im Kontext des ideellen Wiederaufbaus nach dem Krieg. 1964 wird „Licht des Lebens“ in „Welt der Frau“ umbenannt und schließlich 2018 zu „Welt der Frauen“.

Welt der Frauen April 2021

 

 

75 Jahre „Welt der Frauen“ – unsere Jubiläumsausgabe April 2021 können Sie hier bestellen.

 

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  • Veröffentlicht: 29.03.2021
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