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04-05/24

Hedi Ströher: „Ich sehne mich nach liebevoller Berührung“

Hedi Ströher: „Ich sehne mich nach liebevoller Berührung“

Was bedeutet Sehnsucht für Sie? Worauf richtet sich Ihre Sehnsucht? Welche Sehnsucht hat sich für Sie in Ihrem Leben schon erfüllt? Unsere Leserinnen haben uns ihre Gedanken dazu geschrieben.

Die promovierte Biologin Hedi Ströher (90) aus Wien sehnte sich seit ihren Jugendtagen nach dem Landleben und einer aktiven Rolle in der Kirche.

Ich wurde 1930 geboren und wuchs mit zwei jüngeren Schwestern in Wien auf. Unsere Eltern waren Ärzte und gegen die Nazis. Die Sommerferien verbrachten wir immer am Attersee. Das blieb auch in den Jahren des Zweiten Weltkriegs so. Als zwischen 1943 und 1945 auf Wien die Bomben niedergingen, lebten wir zur Gänze auf dem Land.

Ich war damals zwischen 13 und 15 Jahren alt, besuchte die Schule und lernte die Natur und die Kirche, in der ich mich als Organistin einbrachte, kennen und lieben. Ich war glücklich – trotz des Krieges – und entwickelte eine starke Gottesbeziehung.

Mein Leben lang habe ich den Attersee, diese zweite Heimat, vermisst. Meine Sehnsucht nach dem Landleben ging aber nie in Erfüllung, weil mein Mann – er war Mathematiker – und ich mit unseren drei Kindern in Wien wohnten. Nur die Ferien verbrachten wir in der Rax-Gegend. Das stillte meine Sehnsucht ein wenig.

Doch meine Sehnsucht nach einem aktiven Leben als Christin erfüllte ich mir sehr wohl! Statt nach der Geburt der Kinder als Uni-Assistentin ans Biologische Institut zurückzukehren, begann ich, Mütterseminare für den Katholischen Familienverband zu machen. Außerdem engagierte ich mich in der kfbö und wurde Lektorin und Kommunionspenderin. Bis heute gestalte ich unsere Frauenmessen.

Als die Kinder größer wurden, setzte ich meine Bedürfnisse noch mehr durch: Ich fuhr (und fahre noch immer!) jedes Jahr einige Tage in ein Kloster, um dort die Gottesdienste mitzufeiern. Da kann ich echt auftanken!

Und ich reise auch ein paar Mal im Jahr einfach für einen Tag mit der Bahn nach Edlach an der Rax: früh morgens hin und abends zurück. Die bekannten Wege und die Freunde dort bereiten mir viel Freude. Inzwischen bin ich Witwe und alleinstehend und kann mir noch mehr Sehnsüchte erfüllen. So etwa begab ich mich mit der Pfarre schon nach Santiago di Compostela, Rom, Israel und Burgund. Dafür bin ich sehr dankbar.

Eine Sehnsucht, die ich erst jetzt im Alter erkenne, ist die Sehnsucht nach liebevoller Berührung! Als ich jünger war, habe ich mich zu wenig um körperliche Nähe bemüht. Mein Mann und ich sind eher coole Typen. Jetzt fehlt mir manchmal eine Umarmung. Zum Glück habe ich meine Kinder, Enkel, Urenkel und Freunde.

Welt der Frauen April 2021

 

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Foto: privat

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  • Veröffentlicht: 25.03.2021
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