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04-05/24

„Ich habe mich vor der Liebe nie gefürchtet“

„Ich habe mich vor der Liebe nie gefürchtet“

Kommenden August verwandelt sich die Bühne im Römersteinbruch in St. Margarethen zur Musicalbühne. Dann erzählen die größten Musicalstars Geschichten über die Liebe. Künstlerin Missy May (35) ist eine von ihnen. Im Interview spricht sie über die Liebe einer Mutter und das Frausein zwischen zwei Welten.

Frau May, Sie arbeiten in einer Branche, die von der Coronapandemie besonders hart getroffen wurde. Im August werden Sie vor Tausenden Menschen auf der Bühne stehen. Das war lange Zeit nicht möglich. Wie froh sind Sie, dass Sie wieder auftreten können?

Wir durften zum Glück bereits im letzten Jahr mit „Musicalstars im Steinbruch – The Grand Show“ auftreten. Weil lange Zeit keine größeren Veranstaltungen mehr stattfinden durften, waren alle – KünstlerInnen und ZuschauerInnen – ausgehungert. Der Auftritt war unglaublich, er fühlte sich für mich an wie eine Geburt. Ich bin froh, wieder auf der Bühne sein zu können, muss aber gestehen, dass ich die Auszeit sehr genossen habe. Ich habe Anfang letzten Jahres ein Kind bekommen und hatte sehr viel Zeit mit meiner Familie.

Zeit mit den Liebsten verbringen – das bringt mich gleich zu der Veranstaltung im kommenden August. Die Show „Musicalstars im Steinbruch“ steht heuer unter dem Motto „Mit der Kraft der Liebe“. Warum wurde dieses Thema gewählt und welche Geschichten werden erzählt?

Warum das Thema Liebe behandelt wird, liegt für mich auf der Hand. Wir leben in einer unglaublich fragilen Zeit, die uns allen viel abverlangt, und das Einzige, was uns eint, ist die Liebe. Der Krieg in der Ukraine setzt uns zu und nimmt uns auch im künstlerischen Bereich mit. Viele meiner KollegInnen leben in der Ukraine, haben dort Angehörige oder nehmen selbst Flüchtlingsfamilien bei sich auf. Liebe ist also allgegenwärtig, es gibt sie in verschiedenen Formen. In der Show zeigen wir die Liebe in all ihren Facetten. Wir setzen uns etwa mit der Mutterliebe, gleichgeschlechtlicher Liebe oder auch der käuflichen Liebe auseinander.

Was bedeutet Liebe für Sie und wozu ist sie Ihrer Meinung nach fähig?

Die Frage ist eher: Was kann Liebe nicht? Wenn ich an diese Emotion denke, kommt mir zuerst die Liebe zu meinem verstorbenen Vater in den Sinn. Sie war bedingungslos. Er starb völlig unerwartet, da war ich 17 Jahre alt. Dadurch wurde mir schlagartig bewusst, wie vergänglich alles im Leben ist. Seither versuche ich, meinen Liebsten, so oft es geht, zu sagen, wie sehr ich sie liebe und schätze. Wir können ohne Liebe nicht existieren und müssen jedem Mitmenschen die Aufmerksamkeit geben, die er verdient. Mein Mann und ich versuchen, jeden Tag zu einem schönen zu machen, und ich bedanke mich bei ihm, so oft es geht, dafür, dass er mein Leben so wertvoll macht.

Vergangenes Jahr haben Sie und Ihr Mann Andreas Wanasek, der ebenfalls Musicaldarsteller ist, geheiratet, Ihr gemeinsamer Sohn Ferdinand kam zur Welt. Das klingt nach großem Liebesglück.  

Damit ich dieses liebevolle Leben heute führen kann, habe ich damals bewusst eine Entscheidung getroffen. Ich habe mich nach zwölf Jahren Beziehung von meinem Ex-Mann, dem Vater meiner 13-jährigen Tochter, getrennt. Wir liebten einander, haben aber erkannt, dass wir unterschiedliche Dinge vom Leben wollen und als Liebespaar nicht funktionieren. Auch das gehört zur Liebe: einen Menschen freizugeben, obwohl man ihn liebt, damit er und man selbst glücklich werden kann.

Liebe und Schmerz liegen nahe beieinander. Wurden Sie auch verletzt und kennen Sie Angst vor der Liebe?

Ich habe mich vor der Liebe nie gefürchtet. Wenn wir lieben, zeigen wir uns verletzlich, wir machen uns nackt, verwundbar, und manchmal wird das ausgenutzt. Es tut weh, aber wenn wir uns verschließen und keinen Menschen mehr in unser Leben lassen, nehmen wir uns auch die Chance auf wahre und innige Liebe. Angst vor der Liebe ist für mich das Schlimmste, das wir uns selbst antun können. Denn selbst wenn uns eine Beziehung nicht guttut, können wir agieren und müssen nicht in der Situation ausharren.

Sie kennen als Mutter noch eine andere Form der Liebe. Ist die Mutterliebe vergleichbar mit der romantischen Liebe zwischen zwei Erwachsenen?

Die Liebe einer Mutter ist für mich das stärkste Gefühl, das es gibt. Wenn ich daran denke, wie sehr ich meine Kinder liebe, unterstützen, auf ihrem Weg begleiten und vor Bösem bewahren möchte, kann ich diese Emotion mit keiner anderen vergleichen. Ich würde mein Leben für meine Kinder geben. Mutterliebe ist für mich die reinste Form der Liebe, sie bringt mich weg von mir selbst und meinem Ego.

Wie hat das Muttersein Sie verändert?

Ich habe das Muttersein zweimal unterschiedlich erlebt. Bei meiner Tochter war ich Anfang 20, sie war ein Theaterbaby, ich habe viel gearbeitet und hatte sie überall mit. Ich war noch nicht so bewusst wie heute und habe deshalb keine große Veränderung an mir bemerkt. Die Geburt meines Sohnes hat mich geistig und körperlich sehr verwandelt, sie hat mich mehr zur Frau gemacht. Ich bin heute viel stärker als früher und stehe das erste Mal für mich und meine Familie ein. So nehme ich auch nicht mehr jeden Job an, um Zeit mit meiner Familie zu haben. Meine Werte haben sich verschoben.

Prüfen Sie Rollen mehr als früher, weil Sie sich auch in einer Vorbildfunktion befinden?

Ich denke generell mehr darüber nach, was ich verkörpern möchte und meinen Kindern damit vorlebe. Meine Tochter sucht sich gerade selbst und orientiert sich dabei sehr an mir. Sie und ihre Freundinnen sehen mich öfter in der Zeitung und sprechen darüber, es werden dann auch ihre Mütter verglichen. Meine Tochter schnappt sehr viel auf, das wurde mir bewusst, als ich mich in ein Galakleid zwängte und kritisch mit mir und meinem Körper war. Meine Tochter war total schockiert, denn für sie bin ich perfekt, wie ich bin. Wenn Mütter anfangen, an sich zu zweifeln, fangen auch die Töchter an, kritischer mit sich zu sein. Seitdem bearbeite ich auch keine Fotos mehr von mir in sozialen Netzwerken, weil es meiner Tochter ein falsches Frauenbild vermittelt. Ich möchte ihr zeigen, dass Frauen nicht perfekt sein müssen, sondern glücklich, und dass sie ihre Ziele erreichen können, wenn sie fleißig sind und etwas wirklich wollen. Um gesunde Frauen in diese Welt zu setzen, müssen wir unsere Kinder lehren, dass sie sich so akzeptieren, wie sie sind.

Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, ist für Frauen, egal, in welcher Branche, schwierig. Ich kann mir vorstellen, in Ihrer ist es noch härter.

Ich denke, jeder, der Kinder hat, kann ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, Kinderbetreuung mit Beruf zu organisieren. Es ist und bleibt ein Spagat. Ich werde bei Jobangeboten gefragt, wie ich das mit den Kindern mache, ein Mann wird das nie gefragt. Ohne meinen Mann, der ebenfalls aus der Branche kommt und weiß, wie anstrengend Vorbereitungs- und Probephasen sind, meine Schwiegereltern, einen Babysitter und ein gutes Netzwerk würde es nicht gehen. Wenn alle Stricke reißen, kommt mein Sohn mit zur Arbeit.

Es muss anstrengend sein, zwischen der schillernden Welt des Showgeschäfts und dem weniger prunkvollen Alltag des Familienlebens hin- und herzuspringen. Fällt es Ihnen schwer, das Prinzessinnenkleid aus- und die Jogginghose anzuziehen?

So glitzernd ist das Showbusiness gar nicht. (lacht) In erster Linie haben KünstlerInnen einen Leistungsdruck. Wenn wir auf der Bühne sind, müssen wir den ZuschauerInnen das Gefühl geben, in eine Märchenwelt einzutauchen, egal, in welcher Stimmung wir sind. Ich blühe auf der Bühne aber total auf, es gibt mir Energie. Das Wechselspiel Bühne und Familie macht für mich den Zauber erst aus. Wenn ich eine Aufführung habe, ist das mein Cinderella-Moment und ich weiß, dass der spätestens um Mitternacht zu Ende ist. Dann sitze ich im Pyjama zu Hause, weil ich am nächsten Morgen um 5 Uhr mit meinem Sohn aufstehen muss. Bis vor Kurzem hatte ich auch noch Milchstau, Augenringe und Pickel, das ist alles andere als glanzvoll. Ich bin eine normale Mutter mit Alltag, das ist gut so, ich finde es aber schön, auch noch Künstlerin und Entertainerin zu sein.

Wie erleben Sie die letzten Minuten vor dem Auftritt?

Ich bin leider ein totales Nervenbündel, ich habe keine Angst, aber freue mich so sehr, dass ich kurz vor Beginn auf die Toilette muss. Um stimmlich Vollgas geben zu können, inhalieren wir kurz vorher eine Kochsalzlösung. Dann gehen wir zusammen auf die Bühne, der Vorhang ist noch geschlossen, wir hören das Publikum, sehen es aber nicht. Ich blicke meist durch den kleinen Spalt zwischen den Vorhängen. Wenn alle auf ihre Position müssen, wissen wir, dass es gleich losgeht. Die Ansagen ertönen, dann wird alles ruhig, der Countdown beginnt und wir atmen noch ein letztes Mal ein. Dann fällt der Vorhang und wir blicken in die lachenden Gesichter der ZuseherInnen. Das haut dich fast um.

Warum sollte man sich die Show im August nicht entgehen lassen?

Die Show lohnt sich wegen mehrerer Komponenten. Das Ambiente im Steinbruch St. Margarethen ist einzigartig und strahlt eine eigene Magie aus. Außerdem haben wir auf einer Bühne die größten DarstellerInnen des deutschsprachigen Musicalbereichs vereint. Begleitet wird das Konzert von einem 100-Personen-Chor, das ist sehr selten. Wir haben eine unglaubliche Band, die von Dirigent Herbert Pichler, der auch Taktgeber bei der ORF-Show „Dancing Stars“ ist, geleitet wird, und TänzerInnen aus Italien. Es wird also ein riesiges Spektakel. Und wir erzählen eine emotionale und berührende Geschichte, die sich durch das ganze Stück zieht. Deshalb: Taschentücher nicht vergessen!

Missy May ist Sängerin, Moderatorin, Musicaldarstellerin und Schauspielerin. Die Karriere der gebürtigen Wienerin begann bereits im Alter von acht Jahren. Trotz großer Filmrollen in namhaften TV- und Kinoproduktionen, wie etwa mit Oscarpreisträger Maximilian Schell und Franco Nero, folgte die Künstlerin ihrer eigentlichen Berufung, der Musik. 2017 saß sie gemeinsam mit Oliver Pocher in der Jury der „Großen Chance der Chöre“. Zeitgleich veröffentlichte sie ihr neues Album „Frösche, Prinzen, Pettycoats“, welches auf Platz eins der österreichischen iTunes-Schlager-Charts landete. Für den Lifeball 2018 unter dem Motto „The Sound Of Music“ wurde sie als Solistin engagiert. Zuletzt war May als Rotkäppchen im Musical „Into the Woods“ zu sehen.

Zur Veranstaltung

Nach dem großen Erfolg im August 2021 mit über 8.000 Zusehern meldet sich „Musicalstars im Steinbruch“ wieder zurück. Am 26. und 27. August wird der Steinbruch in St. Margarethen im Burgenland wieder zur großen Musicalbühne. Neben Missy May werden weitere namhafte Musicaldarsteller auftreten, etwa Ana Milva Gomes (Cats, Bodyguard, Sister Act, Natürlich Blond und Mamma Mia), Mark Seibert ((Pretty Woman, Mozart, Elisabeth, Tanz der Vampire), Maya Hakvoort (Elisabeth, Rebecca, Love Never Dies) Lukas Perman (I am from Austria, Romeo & Julia, Elisabeth, Sound of Music), Roberta Valentini (Wicked, Shrek, Elisabeth, Ghost – Das Musical), Tertia Botha (Bodyguard, Rock My Soul, Sister Act, Dirty Dancing, Arise) oder Drew Sarich (Tanz der Vampire, Sister Act, Rocky). Das Publikum kann sich auf die größten Hits aus den bekanntesten Musicals aller Zeiten freuen: Sister Act, Moulin Rouge, Die Päpstin, Elisabeth und viele mehr. Erzählt werden die Geschichten von Ben Krischke, dessen Stimme aus unzähligen TV-Formaten und Dokumentationen bekannt ist.

Alle Infos sowie Tickets unter: www.musicalstars.at

Welt der Frauen LeserInnen können mit dem Promotionscode S2208 ermäßigte Karten für die Musicalstars am Steinbruch erhalten:

Ticketbuchung ausschließlich über den Webshop von pan.event (Esterhazy Gruppe):

  1. Veranstaltungsdatum (26. oder 27. August 2022) auswählen: https://esterhazy.at/veranstaltungen/musicalstars-im-steinbruch
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  • Veröffentlicht: 27.06.2022
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