Ein Novembermorgen in den Olivenhainen. Unter den knorrigen, alten Bäumen herrscht paradiesischer Friede. Diese Stimmung begleite die gesamte dreimonatige Erntezeit, sagt Erntehelfer Petrit. Bis zur Abenddämmerung rütteln die Arbeiter mit kleinen Rechen an den Ästen, damit die grünen Koroneiki-Oliven direkt in die gespannten Netze fallen. Aus ihnen wird naturbelassenes Olivenöl höchster Güteklasse gewonnen.
In so guter zwischenmenschlicher Atmosphäre macht Arbeit Freude,
sagen die Griechen und Albaner.
Der Ertrag schwankt und hängt stark von der Witterung und dem jeweiligen Rhythmus der Bäume ab. In der Regel ist nur jedes zweite Jahr segensreich. Um die Bäume vor schädlichen Olivenfliegen zu schützen, werden biologische Geruchsfallen eingesetzt. Chemische Pestizide sind tabu.
Nachhaltigkeit, Freiraum, Selbstbestimmung und ein wertschätzendes Miteinander werden hier großgeschrieben. Die taubstumme Maria (Bild oben) sorgt mit heiteren Gesten für gute Stimmung, schließlich wird den ganzen Tag händisch gepflückt. Das bergige Gelände lässt keinen Maschineneinsatz zu. Während Maria die Blätter abzupft, füllt Petrit die Früchte in Jutesäcke.
Nisajeta (nächste Bild) pflückt die Früchte direkt vom Baum. Die vollen Jutesäcke kommen zur Weiterverarbeitung in die Olivenpresse.
Frisches Olivenöl kratzt am Gaumen.
In der Presse werden die Oliven unverzüglich gewaschen, zerkleinert und zentrifugiert. Je schneller dies geschieht, umso hochwertigeres Öl kann geschöpft werden – bis zu 900 Tonnen sind es jährlich. Die Qualität wird laufend im hauseigenen Labor kontrolliert.
Im Bereich der Lagerungs- und Abfüllanlage sind zwei Drittel der Angestellten Frauen. Weil sie im Schichtdienst arbeiten, gibt es jeden Monat eine kostenlose Massage als Dank. Während manche Frauen gerade verpacken und etikettieren, bereiten andere die schwarzen Kalamata-Tafeloliven für den Verzehr vor. Weil diese anfangs bitter schmecken, liegen sie bis zu zwölf Wochen in kaltem Wasser. Dort durchlaufen sie, ähnlich wie Sauerkraut, einen Milchgärungsprozess.
Haben die Speiseoliven ihr Aroma entfaltet, werden sie in Lake oder Öl eingelegt oder zuvor noch entkernt und mit Knoblauch, Mandeln oder Paprika gefüllt. 300 Tonnen Oliven werden in der Bläuel-Fabrik in Mani jährlich abgepackt. Unterdessen fließt fruchtiges Öl aus der Presse. „Grünes Gold“ nennen es die ArbeiterInnen und gießen es über Weißbrotscheiben: „Kostet mal, traumhaft und gesund obendrein!“ Tatsächlich hat Olivenöl eine heilende Wirkung. Ein Stamperl auf nüchternen Magen fördert die Verdauung, entgiftet, stärkt das Herz und soll Krebs vorbeugen. Ob erlesene Öle, Naturkosmetika oder Feinkostprodukte: Bläuel-Spezialitäten gibt es in österreichischen Bioläden, Supermärkten und im Onlineshop www.mani.at.
Erschienen in „Welt der Frau“ 11/16 – von Petra Klikovits