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10/24

„Dürfen wir herein, nur für eine Nacht?“

Die deutsche „Geo“-Reporterin Diana Laarz (34) und die belgische Fotografin Bieke Depoorter (30) wagten ein soziales Experiment. Fünf Jahre nach der arabischen Revolution begaben sie sich nach Ägypten und baten muslimische Mittelschichtfamilien im Nildelta um eine einmalige Übernachtungsmöglichkeit. Eine moderne Herbergssuche zwischen Mut, staatlich suggeriertem Misstrauen und bemerkenswerter Gastfreundschaft.

 

 „Den ägyptischen Frauen gefiel, dass Bieke und ich uns anpassten und ebenso Kopftuch, lange Blusen und lange Röcke trugen wie sie.“

„Den ägyptischen Frauen gefiel, dass Bieke und ich uns anpassten und ebenso Kopftuch, lange Blusen und lange Röcke trugen wie sie.“

Die Sache mit dem Übernachten ist vielen dennoch nicht geheuer. Nirgendwo dürfen die Reporterinnen zu zweit schlafen. Jede Familie will nur eine von ihnen aufnehmen. Zwei Fremde unter einem Dach stellten dann doch „eine zu große Bedrohung“ dar, heißt es.

Die Sache mit dem Übernachten ist vielen dennoch nicht geheuer. Nirgendwo dürfen die Reporterinnen zu zweit schlafen. Jede Familie will nur eine von ihnen aufnehmen. Zwei Fremde unter einem Dach stellten dann doch „eine zu große Bedrohung“ dar, heißt es.

Ein Blick ins Wohnzimmer einer muslimischen Familie. Auf einer Kommode, gebettet auf Decken, döst ein Bub. Die Ablage ist sein ständiger Schlafplatz. Ausstrecken kann er sich nicht. Schon jetzt hängen seine Beinchen über den Schrank.

Ein Blick ins Wohnzimmer einer muslimischen Familie. Auf einer Kommode, gebettet auf Decken, döst ein Bub. Die Ablage ist sein ständiger Schlafplatz. Ausstrecken kann er sich nicht. Schon jetzt hängen seine Beinchen über den Schrank.

Sofas sind als Schlafplatz tabu. Zu wertvoll sind die bestickten Überwürfe. Fehlen Matratzen, wird auf dem Fußboden geschlummert. Da, wo zuvor gegessen wurde. Der Geruch des Eintopfs liegt noch in der warmen Luft. Der Ventilator nutzt nicht viel.

Sofas sind als Schlafplatz tabu. Zu wertvoll sind die bestickten Überwürfe. Fehlen Matratzen, wird auf dem Fußboden geschlummert. Da, wo zuvor gegessen wurde. Der Geruch des Eintopfs liegt noch in der warmen Luft. Der Ventilator nutzt nicht viel.

So wie diese Familie fühlen sich sechs bis 15 Prozent der ÄgypterInnen dem Christentum verbunden, die meisten davon der koptisch-orthodoxen Kirche. Etwa ein Viertel der KoptInnen lebt in Kairo.

So wie diese Familie fühlen sich sechs bis 15 Prozent der ÄgypterInnen dem Christentum verbunden, die meisten davon der koptisch-orthodoxen Kirche. Etwa ein Viertel der KoptInnen lebt in Kairo.

Erschienen in „Welt der Frau“ 12/16 – von Petra Klikovits

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  • Veröffentlicht: 10.12.2016
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