Meine Großeltern väterlicherseits waren Sudetendeutsche, 1945 vertrieben aus Hohenfurt, ewig in Melancholie bezüglich des kompletten Böhmerwaldes. Als ich der Liebe wegen ins Mühlviertel zog und deren alter Heimat dadurch wieder näher kam, war meine neunzigjährige Oma so gerührt, dass sie am liebsten mitübersiedelt wäre.
Ich weiß nicht, ob das nun meine persönliche Sentimentalität ist, oder sonstwas Geerbtes, aber wenn ich über die tschechische Grenze radle oder in diesem Wald wandere, dann überkommt mich das Gefühl einer seltsamen Kraft.
– Der Böhmerwald ist groß genug, um immer wieder neue Stellen zu entdecken und immer wieder funktioniert es: Durchatmen, staunen, summend weiterziehen.
Mittlerweile versteh ich besser, warum die Oma immer so geweint hat beim Böhmerwaldlied, das ihr die Familie zu jedem Geburtstag singen musste.