Wer in den Weiten der Tundra Sibiriens einen Nenzen trifft, begegnet einem Menschen. Denn nichts anderes heißt der Name des Nomadenvolkes übersetzt. Wenn die Nenzen mit ihren Rentierherden auf ihren traditionellen Wanderrouten unterwegs sind, wohnen sie in Zelten, den „Schums“. Es dauert ein Jahr, die Herden von den Sommerweiden an der arktischen Küste zu den Winterweiden in der südlichen Nordtundra und wieder zurück in den Norden zu treiben. Menschen, Hunde und Rentiere legen Distanzen von 1.200 Kilometern zurück und wechseln 150 Mal die Lagerplätze. Dabei ziehen sie über Land, das auch Öl und Erdgas im Inneren birgt, und über Weiden, die sich durch den Klimawandel verändern. Wie lange werden die Nenzen noch so leben können?
Als „Indigene“ werden weltweit rund 370 Millionen Menschen bezeichnet. Viele von ihnen sind aufgrund ihrer Lebensweise, Kultur, Sprache und Religion in den Ländern, in denen sie leben, an den Rand gedrängt und benachteiligt. Gerade die reichen und vielfältigen Kulturen dieser Völker sind jedoch ein wichtiger Teil des gemeinsamen Erbes der Menschheit.
Lesen Sie weiter in „Welt der Frau“ 03/16.
Bei den Letzten ihrer Art
Der Wiener Fotograf Christoph Lingg dokumentiert die traditionell lebenden Völker Asiens. Er reiste von der Tundra Sibiriens bis zum Regenwald von Papua-Neuguinea. Im Mittelpunkt stehen bei ihm Menschen, die sich mit meist offenem Blick der Kamera zeigen. Die Bilder werden ergänzt durch aufschlussreiche Essays zu den einzelnen Völkern. Die zweisprachigen Texte in Englisch und Deutsch geben einen differenzierten, wenn auch etwas schwermütig machenden Einblick in die Lebensbedingungen der Indigenen im 21. Jahrhundert.
Christoph Lingg:
by the world forgot.
Mit Texten von Diana Vinding.
Eigenverlag, 55,00 Euro
Erschienen in „Welt der Frau“ 03/16 – von Diana Vinding aus dem Englischen übersetzt von Brigitte Landesmann