Vorweihnachtlicher Trubel, das Besorgen der Geschenke, Vorbereitungen auf den Urlaub um das Fest: Die Adventzeit kann stressig sein und bietet häufig wenig Raum für unaufgeregte Vorfreude. Wie wir uns dennoch Momente der Besinnung schenken können.
Jedes Jahr im Advent mache ich dieselbe Erfahrung: Ich stehe auf der Linzer Landstraße. Morgens an einem Samstag, kurz bevor die Geschäfte aufsperren, wenn nur wenige Menschen unterwegs sind. Die kühl-klare Luft trägt den Duft von frisch gebrannten Mandeln durch die Gassen, und ich tue etwas, das ich zuletzt Mitte November getan habe: tief durchatmen. Kurz die Gedanken ausschalten, die Kälte auf den Wangen wahrnehmen, die mentale Geschenkliste einen Moment lang zur Seite schieben. Dabei fällt mir wieder ein, dass sich unter den geistigen To-dos für die Besorgungen und für die Vorbereitungen auf den Weihnachtsurlaub ganz viel Vorfreude versteckt. Auf das Anzünden der nächsten Adventkranzkerze, auf das Anhören der Weihnachtslieder aus der Kindheit, auf das Beisammensein mit den Menschen, die mir wichtig sind.
Die Sache mit den Ruhemomenten ist allerdings folgende: Sie gehen schnell wieder vorbei. Ich schalte vom Durchatmen auf Vollgas, weiß, welche Geschenke ich wo bekomme, und habe mir einen Plan zurechtgelegt, um die Wege in der Innenstadt möglichst kurz zu halten. Wenige Stunden später bin ich in meiner Wohnung zurück, beladen mit Geschenken, Amazonpaketen und den alltäglichen Einkäufen, im Kopf schon beim Basteln von Selbstgemachtem und beim Einpacken. Dabei wünsche ich mich in die Stadt zurück, wünsche mir Zeit zum Drücken des Pausenknopfs, und ich frage mich: Wie schaffe ich es, trotz des Stresspotenzials dieser Jahreszeit gelassen zu bleiben? Drei Tipps für mehr Gelassenheit und Ruhe im Advent.
Erwartungen hinterfragen: Muss das wirklich sein?
Das perfekte Weihnachtsessen, die ganztägigen Verwandtschaftsbesuche oder die Unmengen an Geschenken: Oftmals lassen wir uns von außen beeinflussen, sei es von der Familie, der Verwandtschaft, dem Freundeskreis, den sozialen Medien oder den Erinnerungen aus der Kindheit. Der Gedanke, dass wir mehr tun, mehr darbieten müssen, verbaut den Blick auf das, was bereits vorhanden ist. Eine Freundin erzählt mir, dass sie für die ganze Verwandtschaft Kekse bäckt und diese verteilt, die Freude darüber sei „unbeschreiblich groß“. Sofort gehen meine Gedanken in Richtung „Sollte ich auch …?“, frage mich dann aber, ob das wirklich sein muss? Ich komme zu der Antwort: Nein, weil ich ohnehin jedes Jahr für die engere Familie bastle und einfach nicht gerne backe. Ich fühle mich befreit, nachdem ich diese Umstände angenommen habe. Letztlich kann nämlich nur ich darüber entscheiden, welche Erwartungshaltungen ich in mein Leben lasse.
Geistiger Adventkalender: hinter jedem Türchen eine Wohltat
Türchen auf, Schokolade in den Mund, zwei Sekunden lang genießen: Der mit Pralinen gefüllte Adventkalender ist schon nach dem ersten Schritt vor die Wohnungstüre vergessen. Dennoch stellt das morgendliche Öffnen ein Ritual dar, das ich in der Adventzeit nicht missen möchte. Während der Schokoladegeschmack langsam von den Geschmacksknospen weicht, denke ich, dass man sich Dinge wie diese eigentlich für das eigene Gemüt gönnen müsste. Ganz ohne auf den Nährwert zu achten, ohne ein Ziel an die Tat zu hängen. Für das Gefühl, für den Spaß. Wie ein Adventkalender für die Seele, mit dessen Türcheninhalt man sich eine Viertelstunde lang aus Freude beschäftigt. Bei mir wäre das beispielsweise: die alten Aquarellmalfarben auspacken. Endergebnis: egal, weil ich es weder verschenken noch für mich selbst aufbewahren möchte. Das Überraschende daran? Ziellosigkeit hat einen gewissen Nährwert.
Vorfreude bewusst zelebrieren
Die Liste der Dinge, die mir in der Adventzeit Freude bereiten, ist lang. Die Festvorbereitungen gehören für mich genauso zur Vorfreude wie eine Tasse Tee und ein paar Lieblingskekse. Wenn ich mir bewusst Zeit dafür nehme, gebe ich dem Advent mehr Raum in meinem Alltag – etwas, das mich nährt, wenn es draußen grau und kalt ist. Das Zelebrieren ist für mich auch eine Form der Wertschätzung. Dem Zeit zu widmen, was mir wichtig ist, führt zu einem mentalen Erfolgserlebnis – und zu Zufriedenheit.