Die Vereinbarkeit von Job und Kindern ist längst keine Frauensache mehr. Sie haben interessante Modelle: Wie gehen bei Ihnen Job und Familie zusammen?
Johannes Brandl: Ich habe eine tüchtige Frau, sie managt viel. Wir haben aber auch ein gutes Netzwerk aufgebaut mit der „ZeitBank 55+“ (*) und Freunden im Ort, sodass auch meine Frau ihren Job machen kann.
Hans-Peter Hagmüller: Ein gutes Zeitmanagement zwischen mir und meiner Frau ist wichtig. Dadurch, dass ich selbstständig bin, kann ich mir die Termine einteilen. Ein Vorteil ist, dass ich die Praxis im Haus habe. Wir sind auch sehr dankbar für die Unterstützung durch die Großeltern.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Brandl: Mir ist wichtig, dass ich in der Früh da bin. Wenn ich auswärts nächtigen muss, fehlt mir etwas. Um 7.15 Uhr bringe ich unseren Jüngsten in den Kindergarten, und die Größeren gehen in die Schule. In Ferienzeiten oder zu Stoßzeiten dürfen die Kinder in die Firma mitkommen. Sie sind jetzt in einem Alter, in dem sie sich selbst beschäftigen können, sodass ich neben ihnen eine Besprechung machen kann, oder eine Mitarbeiterin aus der Gastronomie kümmert sich um sie. In der Nacht bin ich für die Kinder zuständig.
Das klingt anstrengend.
Brandl: Ich brauche nur fünf, sechs Stunden Schlaf.
Wie ist Ihr Tagesablauf, Herr Hagmüller?
Hagmüller: In der Früh bringe ich unseren Sohn in die Krabbelstube, unsere Tochter geht in die Volksschule. Dann arbeite ich oder erledige etwas im Haushalt. Zu Mittag ist unsere Familienzeit, gegen 14.30 Uhr arbeite ich wieder, bis 20.00, 21.00 Uhr.
Waren Sie in Karenz?
Brandl: Bei meinem ersten Kind war ich ein Jahr lang in Elternteilzeit, damals war ich noch Projektleiter. Das würde ich nicht mehr machen, es war Stress pur, da ich in der halben Zeit die ganze Arbeit erledigt habe. Meine Frau war sehr gerne zu Hause bei den Kindern, nebenbei hat sie ein bisschen gearbeitet.
Hagmüller: Ich war bei beiden Kindern jeweils zwei Monate in Karenz.
War das schwierig als Selbstständiger?
Hagmüller: Ich habe ein gutes berufliches Netzwerk. Kollegen haben meine Arbeit übernommen, und durch den Kontakt mit den Kollegen war auch der Wiedereinstieg unproblematisch. Komplett abschalten ist in zwei Monaten kaum möglich. Ich habe die Zeit mit der Familie aber sehr genossen.
Was kommt zu kurz?
Hagmüller: Ich würde gerne mehr Zeit mit meiner Frau verbringen, und für Sport bleibt wenig Zeit. Ein Stressfaktor sind kurzfristige Terminverschiebungen.
Brandl: Ich bin spät Vater geworden, und mir war klar, dass ich meine Interessen hintanstelle. Meine Arbeit, mein Hobby. Die Kindererziehungszeit ist auf das gesamte Leben gesehen relativ kurz, und es ist eine klasse Phase! Da wir keinen Fernseher haben, haben meine Frau und ich mehr Gesprächszeit.
Immer wieder hört man von Vätern, die Nachteile fürchten, wenn sie eine bessere Vereinbarkeit möchten.
Hagmüller: Ich höre auch öfter von Vätern, dass es für sie nicht so einfach ist, in Karenz zu gehen oder flexibler zu arbeiten. Sie müssen sich zwischen Familie und Karriere entscheiden. Das ist ein enormer Druck.
Brandl: Für mich gibt’s die Ausreden nicht, dass es nicht möglich ist, in Karenz zu gehen oder flexibler zu arbeiten. Es scheitert oft am Willen der Arbeitgeber.
Das gesamte Interview finden Sie in der Printausgabe.
Die Gastgeberin:
Julia Langeneder, Familienredakteurin und Mutter von zwei Kindern, lädt jeden Monat zum Familienrat ein.
Die Gäste:
Johannes Brandl (45), Geschäftsführer der „SPES Zukunftsakademie“, vier Kinder (11, 9, 7 und 5 Jahre).
Hans-Peter Hagmüller (36), selbstständiger Physiotherapeut und Vater von zwei Kindern (6 und 1,5 Jahre).
Sie haben eine Frage rund um Familie, Partnerschaft, Kindererziehung? Dann schreiben Sie mir!
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Erschienen in „Welt der Frau“ 03/17