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09/24

Herzinfarkt: Frauenherzen schlagen anders

Herzinfarkt: Frauenherzen schlagen anders

Das Geschlechtshormon Östrogen verringert das Herzinfarktrisiko. Dennoch sind Frauen nicht vor dem Infarkt geschützt. Im Gegenteil: Der weibliche Herzinfarkt ist schwer zu erkennen und oft unterschätzt. Gute Vorsorge ist ebenso wichtig wie ein Bewusstsein für die Erkrankung und ihre Risikofaktoren.

Herzinfarkt ist Männersache, glauben viele Frauen immer noch. Dabei sprechen alle Fakten dagegen. Denn der Herzinfarkt ist bei Frauen in Österreich die Todesursache Nummer eins. Zudem werden Frauen von einem Herzinfarkt schwerer getroffen und überleben den Infarkt seltener als Männer. Doch obwohl die Zahl der betroffenen Frauen in den vergangenen 20 Jahren in die Höhe geschnellt ist und obwohl ihre Herzen dringend mehr Fürsorge bräuchten, wissen Frauen immer noch zu wenig über ihre Infarktgefährdung.

49_herz-b_02 KLEINZwar trifft der Herzinfarkt Frauen im Durchschnitt später als Männer, da sie bis zur Menopause durch das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, das Blutdruck und Cholesterinspiegel niedrig hält und gefährliche Blutgerinnsel verhindert, gut geschützt sind. Im Klimakterium jedoch nimmt der Östrogenschutz drastisch ab. Das weibliche Herz ist Risikofaktoren fortan stärker ausgesetzt als das männliche. Doch nicht nur das – auch bei jungen Frauen ist der Herzinfarkt im Vormarsch. Hier ist es vor allem die Kombination von Rauchen und Pille, die das Risiko um ein Vielfaches erhöht. Und obwohl Frauen im Allgemeinen gesundheitsbewusster leben als Männer, mehr auf ihren Körper achten und regelmäßiger zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen, profitieren sie in der medizinischen Fürsorge nicht wirklich davon. Zum einen deshalb, weil ihre körperlichen Symptome von ÄrztInnen weniger ernst genommen werden und häufiger falsch eingeschätzt werden. So werden diese bei jüngeren Frauen immer wieder als psychische Probleme und bei älteren als klimakterische interpretiert. Weit häufiger als Männer werden sie daher mit Antidepressiva versorgt. 

Erschwerend kommt der auf Männer zentrierte Fokus der Forschung hinzu. Viele medizinische Studien und Arzneimitteltests wurden an männlichen Kontrollgruppen durchgeführt, und die Forschungsergebnisse wurden anschließend auf Frauen übertragen. „Frauenspezifische Besonderheiten hat die traditionelle Medizin bis heute zu wenig im Blickfeld – mit für die Frauen oftmals tödlichen Konsequenzen.“ Zu diesem Schluss kommt die Journalistin Lorelies Singerhoff in ihrem Buch „Weiblich, 44, Herzinfarkt“. 

BESONDERHEIT DES EVA-INFARKTS
Die klassischen Symptome für den Herzinfarkt sind den meisten Menschen bekannt: starke Schmerzen im Brustbereich, die bis in den linken Arm ausstrahlen; Atemnot, Bewusstlosigkeit, massives Engegefühl, kalter Schweiß und Übelkeit. Die wenigsten zögern in diesem Fall lange, bevor sie den Notarzt rufen. Vielen jedoch ist unbekannt, dass Frauen diese typischen Beschwerden oft gar nicht zeigen. Dadurch ist der Infarkt bei Frauen weit schwieriger zu erkennen. Denn tatsächlich zeigt nur jede zweite Infarktpatientin klassische Symptome wie den stechenden Schmerz in der Brust. Stattdessen verspüren Frauen häufig ein diffuses Druck- und Engegefühl im Brust-, Oberbauch- oder gar Kieferbereich, fühlen sich schwach und kurzatmig, leiden unter Schlafstörungen, Übelkeit oder Erbrechen. Diesen Symptomkomplex bezeichnen die MedizinerInnen als „Eva-Infarkt“. Seine Mehrdeutigkeit hat für Frauen fatale Konsequenzen. Denn sie selbst und ihre Angehörigen vermuten eher Magen-Darm- oder Kreislaufprobleme als einen lebensbedrohlichen Herzinfarkt. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Ärzte das Herzinfarkt-Risiko für Frauen häufig unterschätzen. Im Durchschnitt kommen Frauen daher eine Dreiviertelstunde später in die Klinik als Männer. Dadurch verstreicht wertvolle Zeit, die über Leben und Tod entscheiden kann. Denn wenn es zu einem Infarkt kommt, zählt jede Minute. Je eher die Arterien wieder frei gemacht werden, um das lebenswichtige Organ mit Sauerstoff zu versorgen, desto geringer sind die Folgeschäden. Für Frauen gilt daher die sogenannte NAN-Regel: Alle plötzlich auftretenden Beschwerden zwischen Nasenspitze, Armspitze und Nabel, die nicht innerhalb von 15 Minuten wieder verschwinden, können auf einen drohenden Infarkt hindeuten. Das heißt: Verschwenden Sie keine kostbare Zeit! Rufen Sie die Rettungszentrale unter der Notfallnummer 144 an und lassen Sie sich oder die Betroffene in die Klinik bringen!

MIT VORGESCHICHTE
Auch wenn es sich für die meisten Frauen so anfühlt: Ein Herzinfarkt kommt nur selten wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Viele Herzen sind bereits seit Jahren vorgeschädigt, ohne dass es die Betroffenen merkten. Hauptursache für den Herzinfarkt ist die koronare Herzkrankheit, die „Aderverkalkung“ (Arteriosklerose) der Herzkranzgefäße (Koronararterien), bei der die Gefäße durch fetthaltige Ablagerungen, die Plaques, teilweise verengt oder blockiert sind. Es kommt zu Durchblutungsstörungen. Der dadurch ausgelöste Sauerstoffmangel im Herzen wird von manchen Frauen als vorübergehende Enge oder Druckgefühl in der Brust wahrgenommen, bei anderen kann er zu schmerzhaften Angina-Pectoris-Anfällen führen. Kommt es zu einer weiteren Verengung durch Plaquewachstum oder zum Aufbrechen einer Plaque mit nachfolgender Thrombosierung, kann ein vollständiger Verschluss des Herzkranzgefäßes und damit der Herzinfarkt ausgelöst werden. 

Anlass sind meist körperliche Anstrengungen, große Aufregungen oder dramatische Lebensereignisse. Der häufigste Infarktauslöser bei Frauen ist akuter emotionaler Stress. 

47_aufmacher_05 KLEINFRÜHERKENNUNG
„Die gute Nachricht ist, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein sehr gutes Vorsorgepotenzial bieten. Das bedeutet, dass man durch entsprechendes Verhalten und die Ausrichtung des Lebensstils der Krankheit entgegenwirken kann“, erklärt die Kardiologin Andrea Podczeck-Schweighofer, deren Ziel es ist, Frauen zur Vorsorge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu motivieren. Für die Früherkennung einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems wird bei der Vorsorgeuntersuchung ein individuelles Risikoprofil erstellt. Dabei werden ungesunde Lebensgewohnheiten – wie Rauchen oder hoher Alkoholkonsum – mit körperlichen und internistischen Werten – wie Gewicht oder Blutdruck – in Beziehung gesetzt. Daraus ermittelt die Ärztin oder der Arzt, wie hoch das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist. Zusammen mit Blutbild und EKG oder Echokardiografie können so eine Schädigung des Herzens und Risikofaktoren wie Diabetes, erhöhte Blutfettwerte und hoher Blutdruck frühzeitig diagnostiziert und therapiert werden…

Lesen Sie weiter in „Welt der Frau“ 10/15

„Der Herzinfarkt veränderte mein Leben!“

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Nach ihrem Herzinfarkt änderte ,,Welt der Frau“-Autorin Christa Spannbauer ihren Lebensstil und schrieb das Buch ,,Der Stimme des Herzens vertrauen“ (Herder Verlag), ein Plädoyer für einen sanften und achtsamen Umgang mit dem Herzen. Foto: privat

Nicht im Traum wäre mir eingefallen, dass ich einen Herzinfarkt erleiden könnte. Ich war gerade einmal 51 Jahre alt, hatte mir eine angenehme Work-Life-Balance geschaffen und fühlte mich fit und gesund. Zwar hatte ich in den letzten Jahren immer wieder mal Beklemmungen im Brustbereich verspürt, doch diese führte ich auf emotionale Befindlichkeiten zurück. So traf mich die Diagnose auf der Rettungsstation wie ein Blitz aus heiterem Himmel. 

Anfangs tat ich so, als wäre nichts Dramatisches vorgefallen, und versuchte, so schnell wie möglich an mein bisheriges Leben anzuknüpfen. Insgeheim schämte ich mich. Wie konnte mir so etwas geschehen? Und ich machte mir Vorwürfe. Weshalb hatte ich nicht besser auf mich achtgegeben? 

Dann jedoch begann ich zu verstehen: Dies ist ein wichtiger Einschnitt in meinem Leben und birgt eine einzigartige Chance in sich. So beschloss ich, mich auf den Weg des Herzens zu machen. Meine Hündin Cora, die ich kurz vor meinem Infarkt aus einem Tierheim geholt hatte, erwies sich dabei als die ideale Herztherapeutin, die mich auf Trab und mein Herz in Schwung hielt. Die beste Vorsorge für ein gesundes Herz und die beste Nachsorge nach einem Herzinfarkt ist viel Bewegung an der frischen Luft. Ganz nebenbei hilft das Laufen auch noch beim Abnehmen und fördert den Appetit auf herzgesunde Nahrung. 

Meine täglichen Ausflüge in die Natur wurden zum Balsam für mein Herz. Hier sammelte ich meine Kraft, fand zur inneren Ruhe und erlief mir Antworten auf die Fragen meines Lebens. 

Heute, 18 Monate nach meinem Infarkt, weiß ich besser denn je, dass Gesundheit ein wertvolles Gut ist und dass ein kraftvolles Herz unseren täglichen Einsatz braucht. Doch wer sich einmal dafür entschieden hat, den Weg des Herzens zu gehen, wird reich beschenkt. 

Mein Leben hat an Tiefe, Lebensfreude und Vitalität entscheidend gewonnen. 

Das Interview mit der Wiener Kardiologin Andrea Podczeck-Schweighofer, so wie Tipps zu diesem Thema finden sie in „Welt der Frau“ 10/15 Seite 46-53

Erschienen in „Welt der Frau“ 10/15 – von Christa Spannbauer

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  • Veröffentlicht: 12.10.2015
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