Buddeln, Gießen und Säen machen Kindern nicht nur Spaß, sie lernen dabei auch viel über die Natur.
Im Zuge der Coronapandemie hat der Garten an Bedeutung gewonnen. Welche Erfahrungen machen Kinder hier?
Marita Fast: Der Garten bietet die Möglichkeit, viele Beobachtungen zu machen und Natur mit allen Sinnen zu erleben. Zu uns auf die City Farm kommen auch viele Schulklassen, wir sehen, wie sehr die SchülerInnen die Bewegung und das praktische Tun genießen. Sie können abschalten, und bei der Gartenarbeit werden auch Motorik und Feinmotorik gefördert.
Moana Werschler: Wir haben einen Garten, dort gibt es auch eine Sandkiste. Wenn der Jüngste aber sieht, dass ich im Garten arbeite, ist die Sandkiste uninteressant und er will mithelfen. Mir ist wichtig, dass Kinder lernen, woher das Gemüse kommt, wie es in der Erde wächst, und dass man es pflegen muss.
Wissen Kinder denn nicht mehr, woher das Gemüse kommt, Frau Fast?
Fast: Bei Stadtkindern gibt es viele Aha-Momente – dass Radieschen unter der Erde wachsen oder Karotten auch lilafarben sein können. Bei der Gartenarbeit lernen Kinder durch Erfahrung, so verstehen sie natürliche Kreisläufe. Sie lernen, dass sie ein Samenkorn aussäen und in zwei Monaten Gemüse ernten können. Sie bauen eine Beziehung zur Natur auf, die Wertschätzung gegenüber Gemüse und die Sensibilität für gesunde Ernährung werden gefördert. Ein Bub isst auf einmal eine Karotte, und die Pädagogin sagt: „Er hat vorher noch nie Gemüse gemocht.“
Gemüsemuffel kommen plötzlich auf den Geschmack?
Werschler: Genau! Man kann auch Essensbrückenbauen.Wenn das Kind Pommes liebt, aber Karotten eher nicht, dann könnte man Karotten-Pommes probieren. Die Karotten dazu in Stäbchen schneiden, in eine Schüssel geben, mit 1-2 EL Öl und Gewürzen mischen und auf einem Blech etwa 20 Minuten backen. Dazu passt ein Dip. So wird das Essen zu einem schönen Spiel und das Kind darf mit den Fingern essen. Super kommen bei uns auch Grünkohl Chips an. Dazu die Röschen vom dicken Stiel trennen, zerzupfen, in eine Schüssel geben, mit Kokosöl und ein wenig Salz mischen und etwa 20 Minuten im Ofen antrocknen beziehungsweise rösten. Falls das Grün im Grünkohl stört, kann man es auch mit violettem Grünkohl versuchen.
Julia Langeneder,
Familienredakteurin und Mutter von zwei Kindern, lädt jeden Monat zum Familienrat ein.
Welche Pflanzen sind denn gut geeignet zum Gärtnern mit Kindern?
Werschler: Gerade bei kleinen Kindern sind Pflanzen prima, die schnell ein Resultat erzielen, etwa Radieschen oder Spinat. Bei Brokkoli oder Blumenkohl kann man gut zuschauen, wie die Pflanze wächst. Erdbeeren sind auch super.
Fast: Genau! Wir bepflanzen die Kinderbeete gerne unterschiedlich: Manches kann man schon nach einem Monat ernten, manches dauert länger, etwa Tomaten. Super sind auch Zuckererbsen, die kann man direkt naschen, genauso wie Snackpaprika oder Snackgurken. Bei Kräutern sind Sauerampfer oder Schnittlauch prima, auch Minze oder Melisse. Daraus lässt sich Sirup machen. Schön sind auch essbare Blüten wie Kapuzinerkresse, Veilchen, Malve – man kann sie in einen Aufstrich geben oder über den Salat streuen.
Wie lässt sich der Garten kinderfreundlich gestalten?
Fast: Je vielfältiger ein Garten ist, desto besser. Spannend sind für Kinder wilde Ecken, die man wachsen lässt und in denen sie sich erforschen können. Dort können sie Insekten suchen oder Bienen beobachten. Gut sind Naschecken und alles, was man direkt essen kann. Wichtig sind auch Freiflächen, wo die Kinder laufen können, und Schattenplätze. Wichtig: Wenn Erwachsenen-Werkzeug herumliegt, immer mit der Spitze nach unten.
Werschler: Wir haben ein großes, langes Gemüsebeet – dort darf jedes Kind eine Ecke haben und selber entscheiden, was hineinkommt, und das auch pflegen.
Fast: Spannend sind auch Nützlingsbereiche. Bei uns gibt es zum Beispiel ein Insektenhotel.
Julias Gäste
Moana Werschler, Ernährungscoach, Mutter von zwei Söhnen und Bloggerin (missbroccoli.com)
Marita Fast, Pädagogische Leiterin der City Farm Ausarten
Was wird benötigt, um ein Insektenhotel zu bauen?
Fast: Das Einfachste ist: eine Dose, die mindestens zehn Zentimeter tief ist, mit Schilfröhrchen befüllen. Die Schilfröhrchen müssen hinten geschlossen sein, damit sie von den Bienen als Bruthöhle genutzt werden. Entweder die Röhrchen direkt hinter dem Knoten abschneiden, alternativ kann man auch den Boden der Dose mit Gips oder Ton füllen und die Röhrchen direkt dort hineinstecken. Die Dose sollte an einem regengeschützten Ort fix angebracht werden.
Lässt sich mit Kindern auch gärtnern, wenn man keinen Garten zur Verfügung hat? Werschler: Es lässt sich auch drinnen gärtnern, indem man Sprossen zieht oder am Balkon Töpfchen bepflanzt. Einfach ausprobieren!
Fast: Eine Alternative sind auch Gemeinschaftsgärten oder Beetparzellen.
Werschler: Wir machen gerne Samenbomben. Dazu mischt man Wildblumensamen mit Tonmehl und Erde, fügt Wasser dazu, sodass ein schöner „Teig“ entsteht und formt daraus kleine Kugeln, die man trocknen lässt. In Naturpapier verpackt, sind das auch nette Geschenke.
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