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04-05/24

Jetzt sind wir weniger allein

Jetzt sind wir weniger allein

 

Warum Senioren-WGs? Was kosten sie? Wo gibt es Zuschüsse?

Die Bereitschaft, den vertrauten Lebensraum zu verlassen, nimmt im Alter ab. Gründe dafür sind finanzielle Leistbarkeit, Gewohnheit, Besitzdenken. Spätestens wenn PartnerInnen und FreundInnen sterben, Kinder wegziehen, der Haushalt belastet und der Gesundheitszustand sich verschlechtert, wird der Erhalt selbstständiger Lebensführung ein Thema. Und damit auch barrierefreies, betreutes Wohnen. 

Schon 2030 werden zwei Drittel aller ÖsterreicherInnen über 60 sein. Entwickelt sich die Pflegebedürftigkeit weiter wie bisher, werden 800.000 Menschen ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen können. Denn nur vier Prozent aller Wohneinheiten sind, laut einer Studie des Marktforschungsinstituts GfK, barrierefrei.

Senioren-WGs schaffen Abhilfe. Pionier unter den Anbietern waren die „Wiener Sozialdienste“. Sie starteten vor 22 Jahren. Inzwischen gibt es mehrere Dutzend WGs bundesweit. Die exakte Anzahl ist nicht erfasst, weil statistisch nur Haushalte ab zehn familienfremden Personen gerechnet werden – in WGs leben nur maximal acht. Das Sozialministerium plant 2015 eine genaue Erhebung. 

WG-Anbieter sind meist Wohlfahrtsverbände wie Samariterbund, Hilfswerk, Caritas, Rotes Kreuz, Diakonie, Volkshilfe, SeneCura oder Sozial Global. Zugelassen sind, je nach Einrichtung, Menschen ab dem 54. oder 60. Lebensjahr mit leichter Pflegebedürftigkeit (Stufe 1 bis 3). Das Gros der BewohnerInnen sind Frauen. Grund: Sie leben meist länger als Männer und sind im Alter daher oft alleinstehend.

Jede und jeder kann das Zimmer nach persönlichem Geschmack einrichten und tagsüber Besuch empfangen. Zu den Grundserviceleistungen gehören das Notruftelefon, das rund um die Uhr besetzt ist, sowie regelmäßige Visiten durch BetreuerInnen. Sie besorgen Medikamente, organisieren ärztliche Hilfe und Begleitung bei Behördenwegen. Sie gestalten gemeinsame Ausflüge, kümmern sich um die Eingewöhnung der Neuzugänge sowie um Lösung bei Konflikten. Wahlserviceleistungen wie „Essen auf Rädern“, Putz-und Wäscheservice, Physiotherapie, FriseurIn und Pediküre müssen extra bezahlt werden.

Aktive Lebensgestaltung ist gefragt: Neben Gesprächsrunden sowie Gedächtnis- und Leibesübungen wird Basteln angeboten, um die Feinmotorik zu trainieren. Außerdem: Tanzen, Spielen, Lesen und Musizieren.  

Die Monatskosten betragen zwischen 450 und
750 Euro. Personen mit niedriger Pension können zum Beispiel in Wien bei der MA 40 um Mietbeihilfe ansuchen. Für Pflege- und Betreuungsleistungen gibt es in Abhängigkeit vom Einkommen und der Pflegegeldstufe Förderungen vom Fonds Soziales Wien (FSW). Die Höhe entspricht jenem Beitrag, den man bekommt, wenn man zu Hause wohnt und einen mobilen Pflegedienst in Anspruch nimmt. Der FSW arbeitet mit 90 Partnerorganisationen zusammen. Das FSW-Kundentelefon unter der Nummer 01 245 24 ist täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr besetzt. Mehr Infos unter: www.fsw.at 

In den Bundesländern sind Gemeinden, die Sozialressorts und Sozialberatungsstellen Ansprechpartner.

Erschienen in „Welt der Frau“ Ausgabe 01/15 – von Petra Klikovits

 

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  • Veröffentlicht: 05.01.2015
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