Janine Kohl-Peterke ist nicht nur Regionaldirektorin Linz-Zentrum der Sparkasse OÖ, sondern auch Speakerin bei der Veranstaltung „Frauen und Geld – zwei, die zusammengehören“. Was sagt die Bankerin über das Verhältnis von Frauen zu Geld?
Gehören Frauen und Geld denn tatsächlich schon zusammen oder braucht diese Beziehung noch einen kleinen Schubs?
Grundsätzlich sind die beiden untrennbar miteinander verbunden. Ob Frauen und Finanzen oder Männer und Finanzen – es ist für jeden Menschen wichtig, sich mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen und diese im Griff zu haben. Ganz wichtig ist hier die finanzielle Bildung, verstärkt drauf zu schauen und sie mit dem eigenen Leben in Einklang zu bringen.
Stichwort finanzielle Bildung: Welche Aufgaben kann eine Bank dabei übernehmen?
Ganz viele. Angefangen von Webinaren, die wir halten, Aufklärung im Kindesalter mit verschiedenen Thematiken und Programmen und natürlich immer wieder ermutigen, offen und ehrlich über die finanzielle Situation zu sprechen, um die dann individuell anpassen zu können – gemeinsam mit der Bankberaterin bzw. dem Bankberater.
Ermutigen hat etwas mit Selbstbewusstsein zu tun – wo fehlt es vielleicht gerade bei Frauen in finanziellen Dingen an Selbstbewusstsein?
Bei uns Frauen ist es tatsächlich so, dass wir unser schlimmster Kritiker sind, wir zum Perfektionismus neigen und deshalb der Meinung sind, dass wir zum Thema Geld noch Aufholbedarf haben. Das kann ich so aber nicht unterschreiben, denn in meinen Gesprächen erlebe ich sehr oft, dass sehr wohl Wissen vorhanden ist und sich die Frauen aktiv mit dem Thema auseinandersetzen. Und jede Frau, die sich mit dem Thema beschäftigt, hat schon den ersten Schritt gemacht. Aber wir dürfen definitiv mutiger werden, wenn es um Fachfragen geht – dafür gibt es Expert*innen, die man sich zur Seite ziehen darf, damit sie einen begleiten. Man muss nicht alles selbst wissen.
„Wissen ist beim Thema Finanzen wirklich Macht – und damit kann man anfangen, egal in welchem Alter und egal in welcher Situation.“
Was ist der wertvollste Tipp einer Bankerin für Frauen und ihre Finanzen?
Aktiv zu werden und sich mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen, die Finanzen in die Hand zu nehmen und so zur Pilotin der eigenen Finanzen zu werden. Die Vogel-Strauß-Taktik, nämlich nichts damit zu tun haben wollen, funktioniert zwar eine gewisse Zeit lang, aber sie wird sich rächen. Wissen ist beim Thema Finanzen wirklich Macht – und damit kann man anfangen, egal in welchem Alter und egal in welcher Situation.
Finanzielle Gesundheit ist ein Programm der Sparkasse OÖ – was genau bedeutet es?
Die körperliche Gesundheit hat unglaublich viele Facetten, und genauso ist es auch bei der finanziellen Gesundheit: Ich muss aktiv bleiben. Ich muss mich überhaupt erst bewegen, um fit zu bleiben. Wichtig ist, die laufenden finanziellen Verpflichtungen voll erfüllen zu können, um mich in meiner finanziellen Zukunft sicher zu fühlen und dann auch noch Entscheidungen treffen zu können, um mein Leben genießen zu können – kurz gesagt: von der finanziellen Abhängigkeit in die finanzielle Unabhängigkeit zu kommen.
Was würden Sie Ihrer Tochter raten, wenn sie sich in Finanzfragen an Sie wendet?
Meine Tochter ist jetzt 20 Jahre alt und was mich nachdenklich stimmt, ist, dass Finanzbildung weiterhin kein Thema an den Schulen ist. Die Kinder schließen die Schule ab und wissen nicht, was beispielsweise eine Rechtsschutzversicherung ist. Deshalb rate ich: Selbstständig zu sein heißt, dass ich mir meine eigene Meinung bilden kann und weiß, was ich dafür tun muss. In Kombination mit einer Expertin (in diesem Fall meist die Mama) abklären, was tatsächlich notwendig ist und dabei die finanziellen Mittel berücksichtigen: Jede fängt klein an und kann sich nicht alles, was sie will, gleich leisten.
Haben Sie noch einen Tipp für die „Welt der Frauen“-Leserinnen?
Scheuen Sie sich nicht, auch die scheinbar kleinen Fragen, die Ihnen am Herzen liegen, zu stellen. Denn Wissen ist Macht und macht unabhängig. Seien Sie mutig und definieren Sie Ihre Ziele und Wünsche klar.