Boris Eldagsen arbeitet an der Schnittstelle zwischen Fotografie-Kunst, Technologie und künstlicher Intelligenz. Ein Gespräch über die Zukunft von Bildern.
Sie haben Anfang 2023 den Sony World Photography Award für ein mithilfe von KI erstelltes Werk erhalten, diesen aber schließlich nicht angenommen. Sony hatte – auch nach Ihrer eindringlicher Bitte darum – verabsäumt, das KI-Bild bzw. dessen Auszeichnung mit einer angemessenen Diskussion zu begleiten. Diese Notwendigkeit hat damals der Veranstalter nicht gesehen und offenbar selbst auch keine klare Position zum Thema Bildgenerierung gehabt.
Boris Eldagsen: Es wurde auch mein Statement dazu nicht veröffentlicht, und das hat in der Konsequenz dann dazu geführt, dass ich den Preis abgelehnt habe.
Wie präsent/bewusst/anerkannt sind KI-generierte Bilder heute, Anfang 2025?
Was durch die Rückgabe sicherlich startete, ist ein neues Bewusstsein in der Presse, in den Berufen, die durch KI betroffen sind. Alles passiert sehr schnell. Mehr Leute haben die Option KI für sich angenommen und ihre Arbeitsweise angepasst. Man begann vor zwei Jahren in Werbeagenturen, Medienhäusern und ähnlichen Firmen, eigene Teams zusammenzustellen, die sich ganz auf KI spezialisieren. Jedes große Verlagshaus hat jetzt einen KI-Podcast. Das heißt, hier gibt es viel mehr Aufklärung und Transparenz als früher. Gleichzeitig hat die Beschleunigung der technischen Entwicklung nicht aufgehört. Das heißt, es gibt viel mehr zu wissen, viel mehr Anbieter, viel mehr Features. Aus dieser Informationsflut noch Dinge auszuwählen, ist schwierig. Es ist für diejenigen, die sich damit beschäftigen, ein andauernder Stress, den Überblick zu behalten. Für jenen Teil der Gesellschaft, der sich nicht beruflich damit beschäftigt, ist das noch schwieriger. Das heißt, man hinkt immer ein bisschen hinterher. Aber grundsätzlich denke ich schon, dass nun ein breiteres Bewusstsein dafür da ist, dass Bilder generiert sein können. Was die Leute noch nicht verstanden haben, ist, dass alles, was wir in unserem Handy sehen, generiert sein kann.Jedes Video, jeder Ton, sogar Live-Onlinemeetings. Da braucht es wohl noch eine Weile, bis das so langsam durchsickert. Aber für all diese Problemfelder gibt es keine Lösung. Was ist mit der Authentizität von Bildern? Was bedeutet das für die Demokratie, wenn wir vielleicht die Basis an Fakten verlieren?