„Welt der Frauen“ begleitet Sie mit wertvollen Anregungen durch die Fastenzeit. Lesen Sie hier unser Interview mit Schwester Monika Miriam Wedenig.
Was bedeutet Ihnen Fasten?
Fasten ist für mich etwas Umfassendes – es ist ein Leer-Werden, Raum-Schaffen, ein Hingehen vom Tun zum Sein. Es kann körperlicher Verzicht auf Nahrung sein, aber auch Reinigung der Seele. Mir geht es darum, auch meine Lebenshaltung wieder bewusster anzuschauen und mich neu auszurichten. In einer Zeit, die immer schneller wird, ist Fasten besonders wertvoll.

Sr. Monika Miriam Wedenig, 59 Jahre alt, ist Ordensfrau der Kleinen Schwestern Jesu in Graz. Als ROTE-NASEN-Clownin „Minna“ begleitet sie seit rund zehn Jahren unter anderem Kinder durch Behandlungsabläufe und besucht Menschen in einem Wachkoma-Department.
Worauf verzichten Sie in der heurigen Fastenzeit?
Ich möchte von immer mehr und immer schneller zum Entschleunigen kommen, vom Tun zum Sein. Ich bin oft sehr eingespannt in meiner Arbeit – die sehr schön ist –, ob als Clownin, mit meinen Schwestern oder in der Nachbarschaft. Ich möchte diese Wochen als Zeit der Entschleunigung nutzen. Beim körperlichen Fasten geht es ja auch darum, zu entschlacken, etwas loszulassen.
Für mich ist es gut, hinzuschauen, wo ich im Alltag vielleicht öfter gehetzt bin – und dann bewusst kleinere Schritte zu machen, zurückzukommen zum Da-Sein, zum Jetzt. Und auch Raum für mich und Gott und den anderen freizugeben, um wieder spüren zu können, worauf es ankommt, was ich im Moment fühle.
Im Alltag setze ich mir kleine Ankerpunkte, um mich immer wieder zu erinnern – mit einem kleinen Morgenritual zum Beispiel. Ich lege bewusst Pausen ein und nutze Wartezeiten – indem ich vor der Tür eines Krankenzimmers zum Beispiel noch einmal durchatme und mich sammle, bevor ich hineingehe, oder mich in einer Warteschlange mit meinem Herzen und mit anderen verbinde. Ich nehme mir den Luxus, auch einmal auszuatmen, bis zehn zu zählen und abzuwarten, was passiert, was Menschen erzählen – auch in meiner Arbeit als Clownin. Es kommt immer etwas, wenn man wartet.
Und ich arbeite daran, der Versuchung zu widerstehen, mit dem Rad noch bei Gelb über die Kreuzung zu fahren, weil ich glaube, es so eilig zu haben – oder auch den Stress, den ich empfinde, wahrzunehmen und gütig zu mir selbst zu sein.
Abends bemühe ich mich außerdem, Handy oder Computer zehn Minuten früher abzuschalten und die Zeit zu nutzen, um noch einmal zurückzublicken auf den Tag – was war gut und schön? Ich möchte Dankbarkeit entwickeln, entschleunigen und die Stille der Nacht hören.
Was ist Ihr Ziel? Wie möchten Sie aus dieser Fastenzeit hinausgehen?
Ich möchte, dass die Fastenzeit mich liebender macht. Ich möchte freier hinausgehen aus dieser Zeit. Ich erlebe mich manchmal als Getriebene, die das Gegenwärtige gar nicht mehr genießen kann, die Dinge nicht mehr wahrnimmt. Durch die Entschleunigung möchte ich bewusster, aufrecht und wahrnehmend, was jetzt da ist, aus der Fastenzeit gehen. Ich möchte wahrnehmen, was bei mir, aber auch bei dem oder der anderen da ist – dadurch kann ich die Menschen auch besser annehmen.